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Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 2. Chemnitz, 1705.

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Weibern hochgehaltenen Aberglauben.
de. Jederman sagte/ es wäre das Erd-Hühn-
gen/ oder die Haus-Otter/ und solten wir ihme
nur kein Leib thun. Ich/ als der ich/ aus curi-
osi
tät/ gern gewust hätte/ wie das Erd-Hühn-
gen/ oder die Hauß-Otter aussähe/ bemühete
mich auff alle Wege/ meiner Begierde hier-
inne eine Gnüge zu thun/ kunte aber in ge-
dachtem Gewölbe nichts als zuweilen eine
Mauß erblicken. Weil ich aber gleichwohl sa-
he/ daß bey dem auffgeworffenen Hauffen
Schutt ein Loch war/ allwo allem Beduncken
nach solch Erd-Hühngen seinen Aus- und Ein-
gang hatte/ nahm ich eine Mäuse-Falle/ und
thät darein Weitzen/ Erbsen/ Speck/ Brod/
gelbe Möhren/ Zucker und dergleichen/ und setz-
te diese für das Loch auff den auffgeworffenen
Schutt/ also/ daß wenn etwas in solche Mäuse-
Falle gienge/ es unvermeidlich an das Zünglein
stossen und sich fangen müste. Da nun diese
Mäuse-Falle kaum eine Stunde gestanden hat-
te/ fiel sie zu/ und ich wurde einer etwas dicken
Mauß darinnen gewahr/ diese setzte ich in der
Mause-Falle auff den im Gewölbe stehenden
Tisch/ weil ich in dem andern darneben befindli-
chen Gewölbe gleich etwas zu thun hatte. Ich
war aber kaum ins andere Gewölbe geschritten/
als das so genannte Erd-Hühngen in jenem
laut gehöret wurde/ derowegen ich eilends zu-

rück

Weibern hochgehaltenen Aberglauben.
de. Jederman ſagte/ es waͤre das Erd-Huͤhn-
gen/ oder die Haus-Otter/ und ſolten wir ihme
nur kein Leib thun. Ich/ als der ich/ aus curi-
oſi
taͤt/ gern gewuſt haͤtte/ wie das Erd-Huͤhn-
gen/ oder die Hauß-Otter ausſaͤhe/ bemuͤhete
mich auff alle Wege/ meiner Begierde hier-
inne eine Gnuͤge zu thun/ kunte aber in ge-
dachtem Gewoͤlbe nichts als zuweilen eine
Mauß erblicken. Weil ich aber gleichwohl ſa-
he/ daß bey dem auffgeworffenen Hauffen
Schutt ein Loch war/ allwo allem Beduncken
nach ſolch Erd-Huͤhngen ſeinen Aus- und Ein-
gang hatte/ nahm ich eine Maͤuſe-Falle/ und
thaͤt darein Weitzen/ Erbſen/ Speck/ Brod/
gelbe Moͤhren/ Zucker und dergleichen/ und ſetz-
te dieſe fuͤr das Loch auff den auffgeworffenen
Schutt/ alſo/ daß wenn etwas in ſolche Maͤuſe-
Falle gienge/ es unvermeidlich an das Zuͤnglein
ſtoſſen und ſich fangen muͤſte. Da nun dieſe
Maͤuſe-Falle kaum eine Stunde geſtanden hat-
te/ fiel ſie zu/ und ich wurde einer etwas dicken
Mauß darinnen gewahr/ dieſe ſetzte ich in der
Mauſe-Falle auff den im Gewoͤlbe ſtehenden
Tiſch/ weil ich in dem andern darneben befindli-
chen Gewoͤlbe gleich etwas zu thun hatte. Ich
war aber kaum ins andere Gewoͤlbe geſchritten/
als das ſo genannte Erd-Huͤhngen in jenem
laut gehoͤret wurde/ derowegen ich eilends zu-

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[303/0127] Weibern hochgehaltenen Aberglauben. de. Jederman ſagte/ es waͤre das Erd-Huͤhn- gen/ oder die Haus-Otter/ und ſolten wir ihme nur kein Leib thun. Ich/ als der ich/ aus curi- oſitaͤt/ gern gewuſt haͤtte/ wie das Erd-Huͤhn- gen/ oder die Hauß-Otter ausſaͤhe/ bemuͤhete mich auff alle Wege/ meiner Begierde hier- inne eine Gnuͤge zu thun/ kunte aber in ge- dachtem Gewoͤlbe nichts als zuweilen eine Mauß erblicken. Weil ich aber gleichwohl ſa- he/ daß bey dem auffgeworffenen Hauffen Schutt ein Loch war/ allwo allem Beduncken nach ſolch Erd-Huͤhngen ſeinen Aus- und Ein- gang hatte/ nahm ich eine Maͤuſe-Falle/ und thaͤt darein Weitzen/ Erbſen/ Speck/ Brod/ gelbe Moͤhren/ Zucker und dergleichen/ und ſetz- te dieſe fuͤr das Loch auff den auffgeworffenen Schutt/ alſo/ daß wenn etwas in ſolche Maͤuſe- Falle gienge/ es unvermeidlich an das Zuͤnglein ſtoſſen und ſich fangen muͤſte. Da nun dieſe Maͤuſe-Falle kaum eine Stunde geſtanden hat- te/ fiel ſie zu/ und ich wurde einer etwas dicken Mauß darinnen gewahr/ dieſe ſetzte ich in der Mauſe-Falle auff den im Gewoͤlbe ſtehenden Tiſch/ weil ich in dem andern darneben befindli- chen Gewoͤlbe gleich etwas zu thun hatte. Ich war aber kaum ins andere Gewoͤlbe geſchritten/ als das ſo genannte Erd-Huͤhngen in jenem laut gehoͤret wurde/ derowegen ich eilends zu- ruͤck

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Zitationshilfe: Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 2. Chemnitz, 1705, S. 303. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia02_1705/127>, abgerufen am 28.03.2024.