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Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 2. Chemnitz, 1705.

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Weibern hochgehaltenen Aberglauben.
Jäger-Häusern täglich Feuer entstehen/ weil
alda täglich ein Geheule derer Hunde gehöret
wird. Daß es aber nicht geschehe/ ist bekannt/
und dahero ein klares Zeugniß/ daß das Hunde-
Heulen kein Feuer bedeute. Was aber ferner
ander Unglück anlanget/ so kan so wenig die Be-
deutung von Hunde-Heulen bergeleitet wer-
den/ als Feuer oder Brand. Ich setze aber den
Fall/ daß das Heulen der Hunde ein Unglück be-
deutete/ so kan doch das Zustopffen oder Zuhal-
ten der Ohren nichts dabey helffen. Und kömmt
dieses so alber heraus/ als ob einer einen Stein/
der auff ihn zugeworffen würde/ damit wolte ent-
gehen/ wenn er die Augen zudrückete. Denn das
Zustopffen der Ohren hält ja das Heulen des
Hundes nicht auff/ so könte es ja vielweniger das
Unglück/ wenn ja eines fürhanden wäre/ keines
weges unterbrechen. Derohalben es eine sehr
einfältige Thorheit ist/ wenn man auff solche al-
bere Possen etwas achtet.

Die bey dem Hunde-Heulen verstopffen ih-
re Ohren/
Um Unglück zu entgehn/ das sind wohl rech-
te Thoren.
Der Hund heult ja für sich/ das Unglück
kömmt von GOtt/
Drum wird der Thoren That nur ihnen
selbst ein Spott.
Das
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Weibern hochgehaltenen Aberglauben.
Jaͤger-Haͤuſern taͤglich Feuer entſtehen/ weil
alda taͤglich ein Geheule derer Hunde gehoͤret
wird. Daß es aber nicht geſchehe/ iſt bekannt/
und dahero ein klares Zeugniß/ daß das Hunde-
Heulen kein Feuer bedeute. Was aber ferner
ander Ungluͤck anlanget/ ſo kan ſo wenig die Be-
deutung von Hunde-Heulen bergeleitet wer-
den/ als Feuer oder Brand. Ich ſetze aber den
Fall/ daß das Heulen der Hunde ein Ungluͤck be-
deutete/ ſo kan doch das Zuſtopffen oder Zuhal-
ten der Ohren nichts dabey helffen. Und koͤmmt
dieſes ſo alber heraus/ als ob einer einen Stein/
der auff ihn zugeworffen wuͤrde/ damit wolte ent-
gehen/ wenn er die Augen zudruͤckete. Denn das
Zuſtopffen der Ohren haͤlt ja das Heulen des
Hundes nicht auff/ ſo koͤnte es ja vielweniger das
Ungluͤck/ wenn ja eines fuͤrhanden waͤre/ keines
weges unterbrechen. Derohalben es eine ſehr
einfaͤltige Thorheit iſt/ wenn man auff ſolche al-
bere Poſſen etwas achtet.

Die bey dem Hunde-Heulen verſtopffen ih-
re Ohren/
Um Ungluͤck zu entgehn/ das ſind wohl rech-
te Thoren.
Der Hund heult ja fuͤr ſich/ das Ungluͤck
koͤmmt von GOtt/
Drum wird der Thoren That nur ihnen
ſelbſt ein Spott.
Das
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[345/0169] Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Jaͤger-Haͤuſern taͤglich Feuer entſtehen/ weil alda taͤglich ein Geheule derer Hunde gehoͤret wird. Daß es aber nicht geſchehe/ iſt bekannt/ und dahero ein klares Zeugniß/ daß das Hunde- Heulen kein Feuer bedeute. Was aber ferner ander Ungluͤck anlanget/ ſo kan ſo wenig die Be- deutung von Hunde-Heulen bergeleitet wer- den/ als Feuer oder Brand. Ich ſetze aber den Fall/ daß das Heulen der Hunde ein Ungluͤck be- deutete/ ſo kan doch das Zuſtopffen oder Zuhal- ten der Ohren nichts dabey helffen. Und koͤmmt dieſes ſo alber heraus/ als ob einer einen Stein/ der auff ihn zugeworffen wuͤrde/ damit wolte ent- gehen/ wenn er die Augen zudruͤckete. Denn das Zuſtopffen der Ohren haͤlt ja das Heulen des Hundes nicht auff/ ſo koͤnte es ja vielweniger das Ungluͤck/ wenn ja eines fuͤrhanden waͤre/ keines weges unterbrechen. Derohalben es eine ſehr einfaͤltige Thorheit iſt/ wenn man auff ſolche al- bere Poſſen etwas achtet. Die bey dem Hunde-Heulen verſtopffen ih- re Ohren/ Um Ungluͤck zu entgehn/ das ſind wohl rech- te Thoren. Der Hund heult ja fuͤr ſich/ das Ungluͤck koͤmmt von GOtt/ Drum wird der Thoren That nur ihnen ſelbſt ein Spott. Das Y 5

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Zitationshilfe: Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 2. Chemnitz, 1705, S. 345. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia02_1705/169>, abgerufen am 28.03.2024.