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Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 2. Chemnitz, 1705.

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Weibern hochgehaltenen Aberglauben.
sich zuträgt/ mancher Mensch Zweiffels frey als
ein Unglück achten wird. Und dieses wird also
das durch das Niesen angezeigte oder vielmehr
verursachte Unglück gar seyn/ welches doch man-
cher unverschämter Rettig-Schlucker nur in
ein Gelächter ausschlägt/ oder wohl gar/ als eine
Kunst/ vorsetzlich practiciret.

Nimm dich in Acht beym Schuh-Anziehn/
daß du dich nicht sehr bück est/
Und durch ein Niesen ohngefehr den Bauch
zu hefftig drück est/
Wodurch dir was entfahren könt/ welchs du
vor Unglück achtest;
Jedoch/ wenns ohngefehr geschäh'/ rieth ich/
daß du nur lachtest.
Das 97. Capitel.

Wieder die fallende Sucht oder
schwere Noth hilfft ein Zettel angehengt/
darauff geschrieben stehet:

Caspar fert Myrrham, Melchior Thus, Bal-
thasar Aurum.
Haectria qui secum portabit nomina Regum.
Solvitur a morbo Christi pietate caduco.

EY das muß ohne Zweiffel gewiß und pro-
bat
seyn/ wird mancher sagen; denn es ist
Lateinisch/ und verstehet es niemand/ als
die Gelehrten/ und muß auch wohl von einem

Gelehr-

Weibern hochgehaltenen Aberglauben.
ſich zutraͤgt/ mancher Menſch Zweiffels frey als
ein Ungluͤck achten wird. Und dieſes wird alſo
das durch das Nieſen angezeigte oder vielmehr
verurſachte Ungluͤck gar ſeyn/ welches doch man-
cher unverſchaͤmter Rettig-Schlucker nur in
ein Gelaͤchter ausſchlaͤgt/ oder wohl gar/ als eine
Kunſt/ vorſetzlich practiciret.

Nimm dich in Acht beym Schuh-Anziehn/
daß du dich nicht ſehr buͤck eſt/
Und durch ein Nieſen ohngefehr den Bauch
zu hefftig druͤck eſt/
Wodurch dir was entfahren koͤnt/ welchs du
vor Ungluͤck achteſt;
Jedoch/ wenns ohngefehr geſchaͤh’/ rieth ich/
daß du nur lachteſt.
Das 97. Capitel.

Wieder die fallende Sucht oder
ſchwere Noth hilfft ein Zettel angehengt/
darauff geſchrieben ſtehet:

Caſpar fert Myrrham, Melchior Thus, Bal-
thaſar Aurum.
Hæctria qui ſecum portabit nomina Regum.
Solvitur â morbo Chriſti pietate caduco.

EY das muß ohne Zweiffel gewiß und pro-
bat
ſeyn/ wird mancher ſagen; denn es iſt
Lateiniſch/ und verſtehet es niemand/ als
die Gelehrten/ und muß auch wohl von einem

Gelehr-
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[415/0239] Weibern hochgehaltenen Aberglauben. ſich zutraͤgt/ mancher Menſch Zweiffels frey als ein Ungluͤck achten wird. Und dieſes wird alſo das durch das Nieſen angezeigte oder vielmehr verurſachte Ungluͤck gar ſeyn/ welches doch man- cher unverſchaͤmter Rettig-Schlucker nur in ein Gelaͤchter ausſchlaͤgt/ oder wohl gar/ als eine Kunſt/ vorſetzlich practiciret. Nimm dich in Acht beym Schuh-Anziehn/ daß du dich nicht ſehr buͤck eſt/ Und durch ein Nieſen ohngefehr den Bauch zu hefftig druͤck eſt/ Wodurch dir was entfahren koͤnt/ welchs du vor Ungluͤck achteſt; Jedoch/ wenns ohngefehr geſchaͤh’/ rieth ich/ daß du nur lachteſt. Das 97. Capitel. Wieder die fallende Sucht oder ſchwere Noth hilfft ein Zettel angehengt/ darauff geſchrieben ſtehet: Caſpar fert Myrrham, Melchior Thus, Bal- thaſar Aurum. Hæctria qui ſecum portabit nomina Regum. Solvitur â morbo Chriſti pietate caduco. EY das muß ohne Zweiffel gewiß und pro- bat ſeyn/ wird mancher ſagen; denn es iſt Lateiniſch/ und verſtehet es niemand/ als die Gelehrten/ und muß auch wohl von einem Gelehr-

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Zitationshilfe: Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 2. Chemnitz, 1705, S. 415. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia02_1705/239>, abgerufen am 29.03.2024.