Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 2. Chemnitz, 1705.

Bild:
<< vorherige Seite

Untersuchung derer von super-klugen
finden/ wenn gleich der Stuhl verruckt worden
wäre. Ferner scheinet es/ daß diese Weiber
viel übler müssen dran seyn/ welche nur auff fest
angemachten Bäncken sitzen/ die sich nicht fort-
rücken lassen/ als diese/ welche auff Stülen ge-
sessen/ und selbige verrückt haben. Und darum
mögen auch vielleicht die armen Bauer-Weiber
mehr Beschwerung vom Alp-drücken haben/ als
andere/ die auff ihren beweglichen Polster-Stü-
len sitzen. Weil aber von diesen Zweiffels-Kno-
ten noch keinerseits einer auffgelöset ist/ so wird
man mich auch nicht verdencken/ wenn ich nicht
glaube/ daß die Fortruckung des Stuhls ver-
hindern könne/ daß einen der Alp nicht drücke.
Das Alp-drucken an sich selbst will ich eben nicht
anfechten/ denn ich wohl glaube/ daß nicht alleine
bey manchem das Geblüt eine Angst/ Drücken
und Phantasie erregen kan/ sondern auch zu-
weilen der Teuffel sein Spückniß und Anfech-
tung bey dem Menschen anrichtet. Ich meines
Orts habe zwar/ GOtt Lob/ mein Lebtage nichts
davon erfahren; weil aber der Alp in unterschied-
licher Gestalt will gesehen worden seyn/ und
zwar mehrmahls als eine Katze/ Iltiß oder
Fuchs etc. so erachte ich nicht vor undienlich/ hier-
bey zu melden/ daß nur im verwichenen Jahre
einst in der Nacht/ als ich/ wegen unterschiedli-
cher Sorgen/ schlaffloß in meinem Bette lag/

und

Unterſuchung derer von ſuper-klugen
finden/ wenn gleich der Stuhl verruckt worden
waͤre. Ferner ſcheinet es/ daß dieſe Weiber
viel uͤbler muͤſſen dran ſeyn/ welche nur auff feſt
angemachten Baͤncken ſitzen/ die ſich nicht fort-
ruͤcken laſſen/ als dieſe/ welche auff Stuͤlen ge-
ſeſſen/ und ſelbige verruͤckt haben. Und darum
moͤgen auch vielleicht die armen Bauer-Weiber
mehr Beſchwerung vom Alp-druͤcken haben/ als
andere/ die auff ihren beweglichen Polſter-Stuͤ-
len ſitzen. Weil aber von dieſen Zweiffels-Kno-
ten noch keinerſeits einer auffgeloͤſet iſt/ ſo wird
man mich auch nicht verdencken/ wenn ich nicht
glaube/ daß die Fortruckung des Stuhls ver-
hindern koͤnne/ daß einen der Alp nicht druͤcke.
Das Alp-drucken an ſich ſelbſt will ich eben nicht
anfechten/ denn ich wohl glaube/ daß nicht alleine
bey manchem das Gebluͤt eine Angſt/ Druͤcken
und Phantaſie erregen kan/ ſondern auch zu-
weilen der Teuffel ſein Spuͤckniß und Anfech-
tung bey dem Menſchen anrichtet. Ich meines
Orts habe zwar/ GOtt Lob/ mein Lebtage nichts
davon erfahren; weil aber der Alp in unterſchied-
licher Geſtalt will geſehen worden ſeyn/ und
zwar mehrmahls als eine Katze/ Iltiß oder
Fuchs ꝛc. ſo erachte ich nicht vor undienlich/ hier-
bey zu melden/ daß nur im verwichenen Jahre
einſt in der Nacht/ als ich/ wegen unterſchiedli-
cher Sorgen/ ſchlaffloß in meinem Bette lag/

und
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0086" n="262"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#fr">Unter&#x017F;uchung derer von</hi><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">&#x017F;uper-</hi></hi><hi rendition="#fr">klugen</hi></fw><lb/>
finden/ wenn gleich der Stuhl verruckt worden<lb/>
wa&#x0364;re. Ferner &#x017F;cheinet es/ daß die&#x017F;e Weiber<lb/>
viel u&#x0364;bler mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en dran &#x017F;eyn/ welche nur auff fe&#x017F;t<lb/>
angemachten Ba&#x0364;ncken &#x017F;itzen/ die &#x017F;ich nicht fort-<lb/>
ru&#x0364;cken la&#x017F;&#x017F;en/ als die&#x017F;e/ welche auff Stu&#x0364;len ge-<lb/>
&#x017F;e&#x017F;&#x017F;en/ und &#x017F;elbige verru&#x0364;ckt haben. Und darum<lb/>
mo&#x0364;gen auch vielleicht die armen Bauer-Weiber<lb/>
mehr Be&#x017F;chwerung vom Alp-dru&#x0364;cken haben/ als<lb/>
andere/ die auff ihren beweglichen Pol&#x017F;ter-Stu&#x0364;-<lb/>
len &#x017F;itzen. Weil aber von die&#x017F;en Zweiffels-Kno-<lb/>
ten noch keiner&#x017F;eits einer auffgelo&#x0364;&#x017F;et i&#x017F;t/ &#x017F;o wird<lb/>
man mich auch nicht verdencken/ wenn ich nicht<lb/>
glaube/ daß die Fortruckung des Stuhls ver-<lb/>
hindern ko&#x0364;nne/ daß einen der Alp nicht dru&#x0364;cke.<lb/>
Das Alp-drucken an &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t will ich eben nicht<lb/>
anfechten/ denn ich wohl glaube/ daß nicht alleine<lb/>
bey manchem das Geblu&#x0364;t eine Ang&#x017F;t/ Dru&#x0364;cken<lb/>
und Phanta&#x017F;ie erregen kan/ &#x017F;ondern auch zu-<lb/>
weilen der Teuffel &#x017F;ein Spu&#x0364;ckniß und Anfech-<lb/>
tung bey dem Men&#x017F;chen anrichtet. Ich meines<lb/>
Orts habe zwar/ GOtt Lob/ mein Lebtage nichts<lb/>
davon erfahren; weil aber der Alp in unter&#x017F;chied-<lb/>
licher Ge&#x017F;talt will ge&#x017F;ehen worden &#x017F;eyn/ und<lb/>
zwar mehrmahls als eine Katze/ Iltiß oder<lb/>
Fuchs &#xA75B;c. &#x017F;o erachte ich nicht vor undienlich/ hier-<lb/>
bey zu melden/ daß nur im verwichenen Jahre<lb/>
ein&#x017F;t in der Nacht/ als ich/ wegen unter&#x017F;chiedli-<lb/>
cher Sorgen/ &#x017F;chlaffloß in meinem Bette lag/<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">und</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[262/0086] Unterſuchung derer von ſuper-klugen finden/ wenn gleich der Stuhl verruckt worden waͤre. Ferner ſcheinet es/ daß dieſe Weiber viel uͤbler muͤſſen dran ſeyn/ welche nur auff feſt angemachten Baͤncken ſitzen/ die ſich nicht fort- ruͤcken laſſen/ als dieſe/ welche auff Stuͤlen ge- ſeſſen/ und ſelbige verruͤckt haben. Und darum moͤgen auch vielleicht die armen Bauer-Weiber mehr Beſchwerung vom Alp-druͤcken haben/ als andere/ die auff ihren beweglichen Polſter-Stuͤ- len ſitzen. Weil aber von dieſen Zweiffels-Kno- ten noch keinerſeits einer auffgeloͤſet iſt/ ſo wird man mich auch nicht verdencken/ wenn ich nicht glaube/ daß die Fortruckung des Stuhls ver- hindern koͤnne/ daß einen der Alp nicht druͤcke. Das Alp-drucken an ſich ſelbſt will ich eben nicht anfechten/ denn ich wohl glaube/ daß nicht alleine bey manchem das Gebluͤt eine Angſt/ Druͤcken und Phantaſie erregen kan/ ſondern auch zu- weilen der Teuffel ſein Spuͤckniß und Anfech- tung bey dem Menſchen anrichtet. Ich meines Orts habe zwar/ GOtt Lob/ mein Lebtage nichts davon erfahren; weil aber der Alp in unterſchied- licher Geſtalt will geſehen worden ſeyn/ und zwar mehrmahls als eine Katze/ Iltiß oder Fuchs ꝛc. ſo erachte ich nicht vor undienlich/ hier- bey zu melden/ daß nur im verwichenen Jahre einſt in der Nacht/ als ich/ wegen unterſchiedli- cher Sorgen/ ſchlaffloß in meinem Bette lag/ und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia02_1705
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia02_1705/86
Zitationshilfe: Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 2. Chemnitz, 1705, S. 262. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia02_1705/86>, abgerufen am 25.04.2024.