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Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870.

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Die Umbildung einzelner Gewerbszweige.
Cerealienverbrauch ist so ziemlich derselbe geblieben.
Ohne Zweifel hat sich das in neuerer Zeit wieder etwas
gebessert; aber wie dem auch sei, die obigen Zahlen
sagen genug.

Neben dem Fleischkonsum hängt die Fleischerzahl
davon ab, wie weit die Hausschlächterei noch verbreitet
ist, welche den gewerbsmäßigen Schlächter in der Form
des Hausschlächters zwar nicht durchaus, aber doch theil-
weise entbehren kann. Die hohe Zahl der Fleischer in
Württemberg, in Hohenzollern (26 -- 28 Meister auf
10000 Einwohner) ist theilweise Folge davon, daß die
Hausschlächterei dort wenig mehr vorkommt. Die Fleisch-
konsumtion ist dort nicht um so viel stärker als in
Schlesien, um allein es zu erklären, daß hier nur
15 Meister, dort 26 -- 28 auf 10000 Einwohner
kommen. In den östlichen preußischen Provinzen, aber
auch in Baiern, wie überhaupt in den rein landwirth-
schaftlichen Gegenden, ist Hausschlächterei noch vielfach
vorhanden. Theilweise wird sie gegenüber der gewerb-
lichen Schlächterei wieder durch die steigenden Preise
begünstigt. Täglich frisches Fleisch zu genießen, ist
theurer, als eingepökeltes und geräuchertes Fleisch im
Vorrath zu halten.


Die Umbildung einzelner Gewerbszweige.
Cerealienverbrauch iſt ſo ziemlich derſelbe geblieben.
Ohne Zweifel hat ſich das in neuerer Zeit wieder etwas
gebeſſert; aber wie dem auch ſei, die obigen Zahlen
ſagen genug.

Neben dem Fleiſchkonſum hängt die Fleiſcherzahl
davon ab, wie weit die Hausſchlächterei noch verbreitet
iſt, welche den gewerbsmäßigen Schlächter in der Form
des Hausſchlächters zwar nicht durchaus, aber doch theil-
weiſe entbehren kann. Die hohe Zahl der Fleiſcher in
Württemberg, in Hohenzollern (26 — 28 Meiſter auf
10000 Einwohner) iſt theilweiſe Folge davon, daß die
Hausſchlächterei dort wenig mehr vorkommt. Die Fleiſch-
konſumtion iſt dort nicht um ſo viel ſtärker als in
Schleſien, um allein es zu erklären, daß hier nur
15 Meiſter, dort 26 — 28 auf 10000 Einwohner
kommen. In den öſtlichen preußiſchen Provinzen, aber
auch in Baiern, wie überhaupt in den rein landwirth-
ſchaftlichen Gegenden, iſt Hausſchlächterei noch vielfach
vorhanden. Theilweiſe wird ſie gegenüber der gewerb-
lichen Schlächterei wieder durch die ſteigenden Preiſe
begünſtigt. Täglich friſches Fleiſch zu genießen, iſt
theurer, als eingepökeltes und geräuchertes Fleiſch im
Vorrath zu halten.


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[430/0452] Die Umbildung einzelner Gewerbszweige. Cerealienverbrauch iſt ſo ziemlich derſelbe geblieben. Ohne Zweifel hat ſich das in neuerer Zeit wieder etwas gebeſſert; aber wie dem auch ſei, die obigen Zahlen ſagen genug. Neben dem Fleiſchkonſum hängt die Fleiſcherzahl davon ab, wie weit die Hausſchlächterei noch verbreitet iſt, welche den gewerbsmäßigen Schlächter in der Form des Hausſchlächters zwar nicht durchaus, aber doch theil- weiſe entbehren kann. Die hohe Zahl der Fleiſcher in Württemberg, in Hohenzollern (26 — 28 Meiſter auf 10000 Einwohner) iſt theilweiſe Folge davon, daß die Hausſchlächterei dort wenig mehr vorkommt. Die Fleiſch- konſumtion iſt dort nicht um ſo viel ſtärker als in Schleſien, um allein es zu erklären, daß hier nur 15 Meiſter, dort 26 — 28 auf 10000 Einwohner kommen. In den öſtlichen preußiſchen Provinzen, aber auch in Baiern, wie überhaupt in den rein landwirth- ſchaftlichen Gegenden, iſt Hausſchlächterei noch vielfach vorhanden. Theilweiſe wird ſie gegenüber der gewerb- lichen Schlächterei wieder durch die ſteigenden Preiſe begünſtigt. Täglich friſches Fleiſch zu genießen, iſt theurer, als eingepökeltes und geräuchertes Fleiſch im Vorrath zu halten.

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Zitationshilfe: Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870, S. 430. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmoller_kleingewerbe_1870/452>, abgerufen am 29.03.2024.