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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737.

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dem Laquayen, sehr hurtig nachfolgte. Es traff ein,
daß ein Paar sehr propre gekleidete Cavalier, in
der Ober-Stube des bezeichneten Hauses sassen,
allein es waren nur zwey, mir gantz unbekandte Mu-
sicant
en bey ihnen, deren einer eine Viol di Gamba,
der andere aber eine Violine spielete. Man be-
willkommete mich aufs allerfreundlichste, und sagte
nach diesen: Monsieur! ihr hättet nicht nöthig ge-
habt Musicalien mit zu bringen, weil wir allbereit
diejenigen Stücke, so wir längst gern hören mögen,
bey uns haben. Demnach legten sie mir, eine nicht
uneben gesetzte Cantata vor, die ich ohne Bedencken
annahm, und nach meinem besten Vermögen ab-
sunge. Sie bezeigten, so bald dieselbe zum Ende,
ihr sonderliches Vergnügen darüber, und überreich-
ten mir noch eine dergleichen, nach deren Absingung
ich eine kurtze Zeit ruhen, auch ein paar Gläser
Wein, nebst etwas Confect geniessen mußte. Hier-
auf wurden noch andere lustige Arien und derglei-
chen Zeug hervor gesucht, doch weil alle gantz leicht
gesetzt waren, hatte ich wenige Mühe, dieselben ge-
hörig heraus zu bringen. Beyde Cavaliers legten
mir also ein gantz besonderes Lob bey, so daß ich end-
lich bitten mußte, mich nicht zu beschämen. Jm-
mittelst mußte mir der Laquey mehr Wein und
Confect bringen, weil ich aber sehr wenig trincken
und essen wolte, sprach der eine Cavalier: Er wird
vielleicht diesen Wein seiner Stimme nicht zuträg-
lich befinden; Jacob! lange ihm ein Glas Canari
Sect
aus dem Flaschen-Futter, nebst zweyen von
meinen köstlichen Morsellen, dieses wird ihm appe-
tit
licher und nützlicher seyn. Jch deprecirte zwar

alles,
II. Theil. b

dem Laquayen, ſehr hurtig nachfolgte. Es traff ein,
daß ein Paar ſehr propré gekleidete Cavalier, in
der Ober-Stube des bezeichneten Hauſes ſaſſen,
allein es waren nur zwey, mir gantz unbekandte Mu-
ſicant
en bey ihnen, deren einer eine Viol di Gamba,
der andere aber eine Violine ſpielete. Man be-
willkommete mich aufs allerfreundlichſte, und ſagte
nach dieſen: Monſieur! ihr haͤttet nicht noͤthig ge-
habt Muſicalien mit zu bringen, weil wir allbereit
diejenigen Stuͤcke, ſo wir laͤngſt gern hoͤren moͤgen,
bey uns haben. Demnach legten ſie mir, eine nicht
uneben geſetzte Cantata vor, die ich ohne Bedencken
annahm, und nach meinem beſten Vermoͤgen ab-
ſunge. Sie bezeigten, ſo bald dieſelbe zum Ende,
ihr ſonderliches Vergnuͤgen daruͤber, und uͤberreich-
ten mir noch eine dergleichen, nach deren Abſingung
ich eine kurtze Zeit ruhen, auch ein paar Glaͤſer
Wein, nebſt etwas Confect genieſſen mußte. Hier-
auf wurden noch andere luſtige Arien und derglei-
chen Zeug hervor geſucht, doch weil alle gantz leicht
geſetzt waren, hatte ich wenige Muͤhe, dieſelben ge-
hoͤrig heraus zu bringen. Beyde Cavaliers legten
mir alſo ein gantz beſonderes Lob bey, ſo daß ich end-
lich bitten mußte, mich nicht zu beſchaͤmen. Jm-
mittelſt mußte mir der Laquey mehr Wein und
Confect bringen, weil ich aber ſehr wenig trincken
und eſſen wolte, ſprach der eine Cavalier: Er wird
vielleicht dieſen Wein ſeiner Stimme nicht zutraͤg-
lich befinden; Jacob! lange ihm ein Glas Canari
Sect
aus dem Flaſchen-Futter, nebſt zweyen von
meinen koͤſtlichen Morſellen, dieſes wird ihm appe-
tit
licher und nuͤtzlicher ſeyn. Jch deprecirte zwar

alles,
II. Theil. b
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[17/0031] dem Laquayen, ſehr hurtig nachfolgte. Es traff ein, daß ein Paar ſehr propré gekleidete Cavalier, in der Ober-Stube des bezeichneten Hauſes ſaſſen, allein es waren nur zwey, mir gantz unbekandte Mu- ſicanten bey ihnen, deren einer eine Viol di Gamba, der andere aber eine Violine ſpielete. Man be- willkommete mich aufs allerfreundlichſte, und ſagte nach dieſen: Monſieur! ihr haͤttet nicht noͤthig ge- habt Muſicalien mit zu bringen, weil wir allbereit diejenigen Stuͤcke, ſo wir laͤngſt gern hoͤren moͤgen, bey uns haben. Demnach legten ſie mir, eine nicht uneben geſetzte Cantata vor, die ich ohne Bedencken annahm, und nach meinem beſten Vermoͤgen ab- ſunge. Sie bezeigten, ſo bald dieſelbe zum Ende, ihr ſonderliches Vergnuͤgen daruͤber, und uͤberreich- ten mir noch eine dergleichen, nach deren Abſingung ich eine kurtze Zeit ruhen, auch ein paar Glaͤſer Wein, nebſt etwas Confect genieſſen mußte. Hier- auf wurden noch andere luſtige Arien und derglei- chen Zeug hervor geſucht, doch weil alle gantz leicht geſetzt waren, hatte ich wenige Muͤhe, dieſelben ge- hoͤrig heraus zu bringen. Beyde Cavaliers legten mir alſo ein gantz beſonderes Lob bey, ſo daß ich end- lich bitten mußte, mich nicht zu beſchaͤmen. Jm- mittelſt mußte mir der Laquey mehr Wein und Confect bringen, weil ich aber ſehr wenig trincken und eſſen wolte, ſprach der eine Cavalier: Er wird vielleicht dieſen Wein ſeiner Stimme nicht zutraͤg- lich befinden; Jacob! lange ihm ein Glas Canari Sect aus dem Flaſchen-Futter, nebſt zweyen von meinen koͤſtlichen Morſellen, dieſes wird ihm appe- titlicher und nuͤtzlicher ſeyn. Jch deprecirte zwar alles, II. Theil. b

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/31>, abgerufen am 29.03.2024.