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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737.

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ses, daß andere hohe Officiers, bey denen ich Ab-
schied nehmen mußte, ihre milde Hand ebenfalls auf-
thaten, so, daß ich in allen, eine Gold-Beurse von
etliche 80. Stück spec. Ducaten, mit nach Breßlau
brachte.

Jn selbiger Stadt schlug mir mein Patron, der
wohlthätige Kauffmann, die schönsten Gelegenhei-
ten vor, meine Studia mit wenigen Kosten ersprieß-
lich fort zu setzen, allein weil ich eine grausame Furcht
vor den Catholiquen, und sonderlich vor den Jesui-
ten
bey mir spürete, also an keinem Orte leben wolte
wo dergleichen Leute, anzutreffen wären, setzte ich
mich auf die Post, und gelangete gar bald in Sach-
sen auf einem berühmten Gymnasio an, allwo,
nachdem die Herren Gymnasiarchen und Praece-
ptores
meine Avanturen vernommen, ich mit Freu-
den auf- und angenommen wurde. Von nun an
war meine erste Bemühung, meiner lieben Mutter,
und dann auch demjenigen Patrone, aus dessen Hau-
se ich listiger Weise entführet worden, Nachricht
von meinem Leben, jetzigen Auffenthalt, gehabten
Fatalitäten und künfftigen Vorsatze zu geben, jedoch
bat ich in meinen Briefen jederseits, meine Affaire
nicht kundbar zu machen, weiln man sich vor derglei-
chen Feinden als ich gehabt, nicht gnugsam in acht
nehmen könte.

Meine liebe Mutter bezeigete nach Verlauff we-
niger Wochen, in einem zwey Bogen langen Brie-
fe, eine gantz ausserordentliche Freude darüber, daß,
(wie sie schrieb,) ihr Sohn Joseph noch lebe, von
dessen plötzlichen Verluste sie sich noch weit elendere
Vorstellungen gemacht hatte, als der Ertz-Vater

Jacob

ſes, daß andere hohe Officiers, bey denen ich Ab-
ſchied nehmen mußte, ihre milde Hand ebenfalls auf-
thaten, ſo, daß ich in allen, eine Gold-Beurſe von
etliche 80. Stuͤck ſpec. Ducaten, mit nach Breßlau
brachte.

Jn ſelbiger Stadt ſchlug mir mein Patron, der
wohlthaͤtige Kauffmann, die ſchoͤnſten Gelegenhei-
ten vor, meine Studia mit wenigen Koſten erſprieß-
lich fort zu ſetzen, allein weil ich eine grauſame Furcht
vor den Catholiquen, und ſonderlich vor den Jeſui-
ten
bey mir ſpuͤrete, alſo an keinem Orte leben wolte
wo dergleichen Leute, anzutreffen waͤren, ſetzte ich
mich auf die Poſt, und gelangete gar bald in Sach-
ſen auf einem beruͤhmten Gymnaſio an, allwo,
nachdem die Herren Gymnaſiarchen und Præce-
ptores
meine Avanturen vernommen, ich mit Freu-
den auf- und angenommen wurde. Von nun an
war meine erſte Bemuͤhung, meiner lieben Mutter,
und dann auch demjenigen Patrone, aus deſſen Hau-
ſe ich liſtiger Weiſe entfuͤhret worden, Nachricht
von meinem Leben, jetzigen Auffenthalt, gehabten
Fatalitaͤten und kuͤnfftigen Vorſatze zu geben, jedoch
bat ich in meinen Briefen jederſeits, meine Affaire
nicht kundbar zu machen, weiln man ſich vor derglei-
chen Feinden als ich gehabt, nicht gnugſam in acht
nehmen koͤnte.

Meine liebe Mutter bezeigete nach Verlauff we-
niger Wochen, in einem zwey Bogen langen Brie-
fe, eine gantz auſſerordentliche Freude daruͤber, daß,
(wie ſie ſchrieb,) ihr Sohn Joſeph noch lebe, von
deſſen ploͤtzlichen Verluſte ſie ſich noch weit elendere
Vorſtellungen gemacht hatte, als der Ertz-Vater

Jacob
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[34/0048] ſes, daß andere hohe Officiers, bey denen ich Ab- ſchied nehmen mußte, ihre milde Hand ebenfalls auf- thaten, ſo, daß ich in allen, eine Gold-Beurſe von etliche 80. Stuͤck ſpec. Ducaten, mit nach Breßlau brachte. Jn ſelbiger Stadt ſchlug mir mein Patron, der wohlthaͤtige Kauffmann, die ſchoͤnſten Gelegenhei- ten vor, meine Studia mit wenigen Koſten erſprieß- lich fort zu ſetzen, allein weil ich eine grauſame Furcht vor den Catholiquen, und ſonderlich vor den Jeſui- ten bey mir ſpuͤrete, alſo an keinem Orte leben wolte wo dergleichen Leute, anzutreffen waͤren, ſetzte ich mich auf die Poſt, und gelangete gar bald in Sach- ſen auf einem beruͤhmten Gymnaſio an, allwo, nachdem die Herren Gymnaſiarchen und Præce- ptores meine Avanturen vernommen, ich mit Freu- den auf- und angenommen wurde. Von nun an war meine erſte Bemuͤhung, meiner lieben Mutter, und dann auch demjenigen Patrone, aus deſſen Hau- ſe ich liſtiger Weiſe entfuͤhret worden, Nachricht von meinem Leben, jetzigen Auffenthalt, gehabten Fatalitaͤten und kuͤnfftigen Vorſatze zu geben, jedoch bat ich in meinen Briefen jederſeits, meine Affaire nicht kundbar zu machen, weiln man ſich vor derglei- chen Feinden als ich gehabt, nicht gnugſam in acht nehmen koͤnte. Meine liebe Mutter bezeigete nach Verlauff we- niger Wochen, in einem zwey Bogen langen Brie- fe, eine gantz auſſerordentliche Freude daruͤber, daß, (wie ſie ſchrieb,) ihr Sohn Joſeph noch lebe, von deſſen ploͤtzlichen Verluſte ſie ſich noch weit elendere Vorſtellungen gemacht hatte, als der Ertz-Vater Jacob

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/48>, abgerufen am 29.03.2024.