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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737.

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So bald mich der erstere wiederum ziemlich bey
Kräfften zu seyn vermerckte, sprach er: Peter sey
kein Narr, was ich dir zu Leide gethan habe, ist
in Trunckenheit und zum Schrecken geschehen, ich
mercke, daß du ein Kerl bist, der wenig Courage
hat, jedoch dieselbe soll sich finden, folge nur mir,
denn ich habe es seit etlichen Jahren her besser, als
ein leiblicher Vater mit dir gemeinet, es kömmt
nur darauf an, daß du mir etwa noch zwey oder
drey Streiche vollbringen hilffst, hernach wollen
wir ohnfehlbar so viel beysammen haben, Zeit Le-
bens vollkommen vergnügt zu leben, denn ich schwö-
re, so bald mir nur noch dieses gelungen, daß ich
mich von Stund an in ein fremdes Land zur Ruhe
begeben, und hernach bis an mein Ende ein stilles
Leben führen will, zumahlen da ich schon über
12000. Thlr. an Gelde und Kostbarkeiten besitze.
Gnädiger Herr, gab ich zur Antwort, ihr seyd
etwas grausam mit mir umgegangen, da euch doch
bewußt, wie ich alle Augenblick bereit bin, mein
Leben vor und bey euch zu lassen, in andern Din-
gen bin ich freylich etwas feige und zaghafft, allein,
was kan denn ich davor, daß ich niemahls zur Tapf-
ferkeit angeführet worden, mit euch, und wo ihr
darbey seyd, will ich alles wagen, was nur ein Mensch
sich unterstehen kan, ich wolte, auf euren Befehl, ei-
nem das Hertze aus dem Leibe reissen, aber vor mich
allein etwas zu thun, schätze ich mich zu einfältig und
zaghafft, nehmet mich derowegen nur erstlich mit,
und zeiget mir, wie ich mich| verhalten soll, so werdet
ihr bald erfahren, daß ener Peter kein Schaafs-
Kopf ist.

Durch

So bald mich der erſtere wiederum ziemlich bey
Kraͤfften zu ſeyn vermerckte, ſprach er: Peter ſey
kein Narr, was ich dir zu Leide gethan habe, iſt
in Trunckenheit und zum Schrecken geſchehen, ich
mercke, daß du ein Kerl biſt, der wenig Courage
hat, jedoch dieſelbe ſoll ſich finden, folge nur mir,
denn ich habe es ſeit etlichen Jahren her beſſer, als
ein leiblicher Vater mit dir gemeinet, es koͤmmt
nur darauf an, daß du mir etwa noch zwey oder
drey Streiche vollbringen hilffſt, hernach wollen
wir ohnfehlbar ſo viel beyſammen haben, Zeit Le-
bens vollkommen vergnuͤgt zu leben, denn ich ſchwoͤ-
re, ſo bald mir nur noch dieſes gelungen, daß ich
mich von Stund an in ein fremdes Land zur Ruhe
begeben, und hernach bis an mein Ende ein ſtilles
Leben fuͤhren will, zumahlen da ich ſchon uͤber
12000. Thlr. an Gelde und Koſtbarkeiten beſitze.
Gnaͤdiger Herr, gab ich zur Antwort, ihr ſeyd
etwas grauſam mit mir umgegangen, da euch doch
bewußt, wie ich alle Augenblick bereit bin, mein
Leben vor und bey euch zu laſſen, in andern Din-
gen bin ich freylich etwas feige und zaghafft, allein,
was kan denn ich davor, daß ich niemahls zur Tapf-
ferkeit angefuͤhret worden, mit euch, und wo ihr
darbey ſeyd, will ich alles wagen, was nur ein Menſch
ſich unterſtehen kan, ich wolte, auf euren Befehl, ei-
nem das Hertze aus dem Leibe reiſſen, aber vor mich
allein etwas zu thun, ſchaͤtze ich mich zu einfaͤltig und
zaghafft, nehmet mich derowegen nur erſtlich mit,
und zeiget mir, wie ich mich| verhalten ſoll, ſo werdet
ihr bald erfahren, daß ener Peter kein Schaafs-
Kopf iſt.

Durch
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[495/0511] So bald mich der erſtere wiederum ziemlich bey Kraͤfften zu ſeyn vermerckte, ſprach er: Peter ſey kein Narr, was ich dir zu Leide gethan habe, iſt in Trunckenheit und zum Schrecken geſchehen, ich mercke, daß du ein Kerl biſt, der wenig Courage hat, jedoch dieſelbe ſoll ſich finden, folge nur mir, denn ich habe es ſeit etlichen Jahren her beſſer, als ein leiblicher Vater mit dir gemeinet, es koͤmmt nur darauf an, daß du mir etwa noch zwey oder drey Streiche vollbringen hilffſt, hernach wollen wir ohnfehlbar ſo viel beyſammen haben, Zeit Le- bens vollkommen vergnuͤgt zu leben, denn ich ſchwoͤ- re, ſo bald mir nur noch dieſes gelungen, daß ich mich von Stund an in ein fremdes Land zur Ruhe begeben, und hernach bis an mein Ende ein ſtilles Leben fuͤhren will, zumahlen da ich ſchon uͤber 12000. Thlr. an Gelde und Koſtbarkeiten beſitze. Gnaͤdiger Herr, gab ich zur Antwort, ihr ſeyd etwas grauſam mit mir umgegangen, da euch doch bewußt, wie ich alle Augenblick bereit bin, mein Leben vor und bey euch zu laſſen, in andern Din- gen bin ich freylich etwas feige und zaghafft, allein, was kan denn ich davor, daß ich niemahls zur Tapf- ferkeit angefuͤhret worden, mit euch, und wo ihr darbey ſeyd, will ich alles wagen, was nur ein Menſch ſich unterſtehen kan, ich wolte, auf euren Befehl, ei- nem das Hertze aus dem Leibe reiſſen, aber vor mich allein etwas zu thun, ſchaͤtze ich mich zu einfaͤltig und zaghafft, nehmet mich derowegen nur erſtlich mit, und zeiget mir, wie ich mich| verhalten ſoll, ſo werdet ihr bald erfahren, daß ener Peter kein Schaafs- Kopf iſt. Durch

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 495. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/511>, abgerufen am 25.04.2024.