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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739.

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auf, wenn ihr, dem ungetreuen Steen zu Gefallen,
eure besten Jahre solchergestalt zubringen woltet,
vielmehr thut ihr besser, wenn ihr durch eine ander-
weite profitable Heyrath, ihm einen Wurm in
das Hertz setzet, denn es ist gar nicht zu zweiffeln,
daß er in wenig Jahren empfinden wird, was er
sich vor eine Ehe-Gattin ausgesucht, und was er
in eurer Person von sich gestossen und verlohren.
Mein Herr! sagte hierauf die van Bredal, hiervon
wird sich nachhero ein mehreres sprechen lassen,
wenn ich erstlich in meiner Vater-Stadt angelangt
bin, voritzo bedaure nichts mehr, als daß mich nicht
im Stande befinde, euch zu einer guten Mittags-
Mahlzeit einzuladen, denn weil ich die gantze Nacht
über, sehr schwach gewesen bin, mein Reise-Gesähr-
te aber in seinen Affairen ausgegangen, und anders-
wo speisen wird, habe nichts als ein wenig Suppe
vor mich bestellen lassen, will mir aber die Ehre auf
ein ander mahl ausgebeten haben.

Jch sagte hier Mons. van Blac; war erfreuet,
diese Worte zu hören; Dostart hätte zwar wohl
mit gantz geringen Tractamenten vorlieb genom-
men, wenn nicht die van Bredal, unter Vorschü-
tzung gewaltiger Kopff-Schmertzen, die fernern
Complimen ten vergessen, und ihrem Mägdgen ge-
ruffen hätte. Er bath sich demnach das Vergnü-
gen aus, sie bald wieder besuchen zu dürffen, und
nahm seinen höflichen Abschied, erlösete mich mit-
hin aus meiner kleinen Gefangenschafft. Mir war,
ich weiß selbsten nicht wie, zu Muthe, und weiß
auch nicht, was ich der van Bredal, auf eine und
andere an mich gethane Fragen, geantwortet habe?

konte
III. Theile. (M)

auf, wenn ihr, dem ungetreuen Steen zu Gefallen,
eure beſten Jahre ſolchergeſtalt zubringen woltet,
vielmehr thut ihr beſſer, wenn ihr durch eine ander-
weite profitable Heyrath, ihm einen Wurm in
das Hertz ſetzet, denn es iſt gar nicht zu zweiffeln,
daß er in wenig Jahren empfinden wird, was er
ſich vor eine Ehe-Gattin ausgeſucht, und was er
in eurer Perſon von ſich geſtoſſen und verlohren.
Mein Herr! ſagte hierauf die van Bredal, hiervon
wird ſich nachhero ein mehreres ſprechen laſſen,
wenn ich erſtlich in meiner Vater-Stadt angelangt
bin, voritzo bedaure nichts mehr, als daß mich nicht
im Stande befinde, euch zu einer guten Mittags-
Mahlzeit einzuladen, denn weil ich die gantze Nacht
uͤber, ſehr ſchwach geweſen bin, mein Reiſe-Geſaͤhr-
te aber in ſeinen Affairen ausgegangen, und anders-
wo ſpeiſen wird, habe nichts als ein wenig Suppe
vor mich beſtellen laſſen, will mir aber die Ehre auf
ein ander mahl ausgebeten haben.

Jch ſagte hier Monſ. van Blac; war erfreuet,
dieſe Worte zu hoͤren; Doſtart haͤtte zwar wohl
mit gantz geringen Tractamenten vorlieb genom-
men, wenn nicht die van Bredal, unter Vorſchuͤ-
tzung gewaltiger Kopff-Schmertzen, die fernern
Complimen ten vergeſſen, und ihrem Maͤgdgen ge-
ruffen haͤtte. Er bath ſich demnach das Vergnuͤ-
gen aus, ſie bald wieder beſuchen zu duͤrffen, und
nahm ſeinen hoͤflichen Abſchied, erloͤſete mich mit-
hin aus meiner kleinen Gefangenſchafft. Mir war,
ich weiß ſelbſten nicht wie, zu Muthe, und weiß
auch nicht, was ich der van Bredal, auf eine und
andere an mich gethane Fragen, geantwortet habe?

konte
III. Theile. (M)
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[177/0185] auf, wenn ihr, dem ungetreuen Steen zu Gefallen, eure beſten Jahre ſolchergeſtalt zubringen woltet, vielmehr thut ihr beſſer, wenn ihr durch eine ander- weite profitable Heyrath, ihm einen Wurm in das Hertz ſetzet, denn es iſt gar nicht zu zweiffeln, daß er in wenig Jahren empfinden wird, was er ſich vor eine Ehe-Gattin ausgeſucht, und was er in eurer Perſon von ſich geſtoſſen und verlohren. Mein Herr! ſagte hierauf die van Bredal, hiervon wird ſich nachhero ein mehreres ſprechen laſſen, wenn ich erſtlich in meiner Vater-Stadt angelangt bin, voritzo bedaure nichts mehr, als daß mich nicht im Stande befinde, euch zu einer guten Mittags- Mahlzeit einzuladen, denn weil ich die gantze Nacht uͤber, ſehr ſchwach geweſen bin, mein Reiſe-Geſaͤhr- te aber in ſeinen Affairen ausgegangen, und anders- wo ſpeiſen wird, habe nichts als ein wenig Suppe vor mich beſtellen laſſen, will mir aber die Ehre auf ein ander mahl ausgebeten haben. Jch ſagte hier Monſ. van Blac; war erfreuet, dieſe Worte zu hoͤren; Doſtart haͤtte zwar wohl mit gantz geringen Tractamenten vorlieb genom- men, wenn nicht die van Bredal, unter Vorſchuͤ- tzung gewaltiger Kopff-Schmertzen, die fernern Complimen ten vergeſſen, und ihrem Maͤgdgen ge- ruffen haͤtte. Er bath ſich demnach das Vergnuͤ- gen aus, ſie bald wieder beſuchen zu duͤrffen, und nahm ſeinen hoͤflichen Abſchied, erloͤſete mich mit- hin aus meiner kleinen Gefangenſchafft. Mir war, ich weiß ſelbſten nicht wie, zu Muthe, und weiß auch nicht, was ich der van Bredal, auf eine und andere an mich gethane Fragen, geantwortet habe? konte III. Theile. (M)

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 177. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/185>, abgerufen am 24.04.2024.