Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739.

Bild:
<< vorherige Seite

nicht wieder angenommen werden, und nach erlang-
ter Freyheit auf die Gedancken gerathen solte, zur
andern Ehe zu schreiten, ich euch, wegen eurer genug
geprüfeten Redlichkeit, allein, oder keine Manns-
Person auf dieser Welt, an meine Seite will kom-
men lassen.

Mit dieser gütigen Resolution war ich vor die-
ses mahl vollkommen vergnügt, küssete ihre Hand,
und auf vielfältiges Vorstellen, daß das Küssen,
so wie wir es verrichteten, zu keiner gar zu grossen
Sünde zu machen sey, bekam ich auch dann und
wann Erlaubniß, ihren Mund zuküssen, mittlerweile
aber, da wir noch von diesen und jenem sprachen,
verstrich die Nacht über Vermuthen, und der hel-
le Tag begunte anzubrechen, weßwegen ich sie nö-
thigte, noch einige Stunden zu ruhen, welches ich
auf meinem Bette gleichfalls thun, und hernach alles
was sonst nöthig wäre, besorgen wolte. Sie hielt
es selbst vor rathsam, derowegen, wünschte ich ihr
wohl zu ruhen, und legte mich auf mein Bette.

Allein, [war hier Mons. van Blacs Zwischen-Re-
de] da ich eben der Ruhe erwähne, so mercke wohl,
daß es voritzo, sonderlich vor den werthesten Alt-
Vater, nicht dienlich seyn möchte, derselben län-
ger zu entbähren, zumahlen da es ohnsehlbar schon
über Mitternacht seyn wird, derowegen will den
Rest meiner Geschichte morgenden Abend, wo es
gefällig, vollends erzählen.

Wir jungen Leute hätten zwar gern biß zu An-
bruch des Tages zugehöret, den van Blac wuste
seine Sachen alle gantz fein vorzubringen, allein,
um des Alt-Vaters Willen, machten wir Schicht,

bracht-

nicht wieder angenommen werden, und nach erlang-
ter Freyheit auf die Gedancken gerathen ſolte, zur
andern Ehe zu ſchreiten, ich euch, wegen eurer genug
gepruͤfeten Redlichkeit, allein, oder keine Manns-
Perſon auf dieſer Welt, an meine Seite will kom-
men laſſen.

Mit dieſer guͤtigen Reſolution war ich vor die-
ſes mahl vollkommen vergnuͤgt, kuͤſſete ihre Hand,
und auf vielfaͤltiges Vorſtellen, daß das Kuͤſſen,
ſo wie wir es verrichteten, zu keiner gar zu groſſen
Suͤnde zu machen ſey, bekam ich auch dann und
wann Erlaubniß, ihren Mund zukuͤſſen, mittlerweile
aber, da wir noch von dieſen und jenem ſprachen,
verſtrich die Nacht uͤber Vermuthen, und der hel-
le Tag begunte anzubrechen, weßwegen ich ſie noͤ-
thigte, noch einige Stunden zu ruhen, welches ich
auf meinem Bette gleichfalls thun, und hernach alles
was ſonſt noͤthig waͤre, beſorgen wolte. Sie hielt
es ſelbſt vor rathſam, derowegen, wuͤnſchte ich ihr
wohl zu ruhen, und legte mich auf mein Bette.

Allein, [war hier Monſ. van Blacs Zwiſchen-Re-
de] da ich eben der Ruhe erwaͤhne, ſo mercke wohl,
daß es voritzo, ſonderlich vor den wertheſten Alt-
Vater, nicht dienlich ſeyn moͤchte, derſelben laͤn-
ger zu entbaͤhren, zumahlen da es ohnſehlbar ſchon
uͤber Mitternacht ſeyn wird, derowegen will den
Reſt meiner Geſchichte morgenden Abend, wo es
gefaͤllig, vollends erzaͤhlen.

Wir jungen Leute haͤtten zwar gern biß zu An-
bruch des Tages zugehoͤret, den van Blac wuſte
ſeine Sachen alle gantz fein vorzubringen, allein,
um des Alt-Vaters Willen, machten wir Schicht,

bracht-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0197" n="189"/>
nicht wieder angenommen werden, und nach erlang-<lb/>
ter Freyheit auf die Gedancken gerathen &#x017F;olte, zur<lb/>
andern Ehe zu &#x017F;chreiten, ich euch, wegen eurer genug<lb/>
gepru&#x0364;feten Redlichkeit, allein, oder keine Manns-<lb/>
Per&#x017F;on auf die&#x017F;er Welt, an meine Seite will kom-<lb/>
men la&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
          <p>Mit die&#x017F;er gu&#x0364;tigen <hi rendition="#aq">Re&#x017F;olution</hi> war ich vor die-<lb/>
&#x017F;es mahl vollkommen vergnu&#x0364;gt, ku&#x0364;&#x017F;&#x017F;ete ihre Hand,<lb/>
und auf vielfa&#x0364;ltiges Vor&#x017F;tellen, daß das Ku&#x0364;&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
&#x017F;o wie wir es verrichteten, zu keiner gar zu gro&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Su&#x0364;nde zu machen &#x017F;ey, bekam ich auch dann und<lb/>
wann Erlaubniß, ihren Mund zuku&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, mittlerweile<lb/>
aber, da wir noch von die&#x017F;en und jenem &#x017F;prachen,<lb/>
ver&#x017F;trich die Nacht u&#x0364;ber Vermuthen, und der hel-<lb/>
le Tag begunte anzubrechen, weßwegen ich &#x017F;ie no&#x0364;-<lb/>
thigte, noch einige Stunden zu ruhen, welches ich<lb/>
auf meinem Bette gleichfalls thun, und hernach alles<lb/>
was &#x017F;on&#x017F;t no&#x0364;thig wa&#x0364;re, be&#x017F;orgen wolte. Sie hielt<lb/>
es &#x017F;elb&#x017F;t vor rath&#x017F;am, derowegen, wu&#x0364;n&#x017F;chte ich ihr<lb/>
wohl zu ruhen, und legte mich auf mein Bette.</p><lb/>
          <p>Allein, [war hier <hi rendition="#aq">Mon&#x017F;. van Blacs</hi> Zwi&#x017F;chen-Re-<lb/>
de] da ich eben der Ruhe erwa&#x0364;hne, &#x017F;o mercke wohl,<lb/>
daß es voritzo, &#x017F;onderlich vor den werthe&#x017F;ten Alt-<lb/>
Vater, nicht dienlich &#x017F;eyn mo&#x0364;chte, der&#x017F;elben la&#x0364;n-<lb/>
ger zu entba&#x0364;hren, zumahlen da es ohn&#x017F;ehlbar &#x017F;chon<lb/>
u&#x0364;ber Mitternacht &#x017F;eyn wird, derowegen will den<lb/>
Re&#x017F;t meiner Ge&#x017F;chichte morgenden Abend, wo es<lb/>
gefa&#x0364;llig, vollends erza&#x0364;hlen.</p><lb/>
          <p>Wir jungen Leute ha&#x0364;tten zwar gern biß zu An-<lb/>
bruch des Tages zugeho&#x0364;ret, den <hi rendition="#aq">van Blac</hi> wu&#x017F;te<lb/>
&#x017F;eine Sachen alle gantz fein vorzubringen, allein,<lb/>
um des Alt-Vaters Willen, machten wir Schicht,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">bracht-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[189/0197] nicht wieder angenommen werden, und nach erlang- ter Freyheit auf die Gedancken gerathen ſolte, zur andern Ehe zu ſchreiten, ich euch, wegen eurer genug gepruͤfeten Redlichkeit, allein, oder keine Manns- Perſon auf dieſer Welt, an meine Seite will kom- men laſſen. Mit dieſer guͤtigen Reſolution war ich vor die- ſes mahl vollkommen vergnuͤgt, kuͤſſete ihre Hand, und auf vielfaͤltiges Vorſtellen, daß das Kuͤſſen, ſo wie wir es verrichteten, zu keiner gar zu groſſen Suͤnde zu machen ſey, bekam ich auch dann und wann Erlaubniß, ihren Mund zukuͤſſen, mittlerweile aber, da wir noch von dieſen und jenem ſprachen, verſtrich die Nacht uͤber Vermuthen, und der hel- le Tag begunte anzubrechen, weßwegen ich ſie noͤ- thigte, noch einige Stunden zu ruhen, welches ich auf meinem Bette gleichfalls thun, und hernach alles was ſonſt noͤthig waͤre, beſorgen wolte. Sie hielt es ſelbſt vor rathſam, derowegen, wuͤnſchte ich ihr wohl zu ruhen, und legte mich auf mein Bette. Allein, [war hier Monſ. van Blacs Zwiſchen-Re- de] da ich eben der Ruhe erwaͤhne, ſo mercke wohl, daß es voritzo, ſonderlich vor den wertheſten Alt- Vater, nicht dienlich ſeyn moͤchte, derſelben laͤn- ger zu entbaͤhren, zumahlen da es ohnſehlbar ſchon uͤber Mitternacht ſeyn wird, derowegen will den Reſt meiner Geſchichte morgenden Abend, wo es gefaͤllig, vollends erzaͤhlen. Wir jungen Leute haͤtten zwar gern biß zu An- bruch des Tages zugehoͤret, den van Blac wuſte ſeine Sachen alle gantz fein vorzubringen, allein, um des Alt-Vaters Willen, machten wir Schicht, bracht-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/197
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/197>, abgerufen am 29.03.2024.