Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739.

Bild:
<< vorherige Seite

Mahlzeit, hernach mich mit dir vollends ver-
gnügen, dieweil ich bin

Deine
ergebene A.

Das dritte Billet, welches mir am allermeisten
verdächtig vorkam, lautete so:

Falscher Kebs-Mann!

DU weist, was du an mir gethan, und
daß ich einige Wochen, so zu sagen, als
eine Wittbe leben müssen, weiln mein Mann,
seit der Zurückkunfft seiner Barbarn-Hure,
mir wenig Caressen gemacht, um so viel de-
sto mehr hättest du dein Plaisir befördern
können; weil du es aber versäumet, muß ich
dich an deinem Profite selbst erinnern. Dar-
um komm! so bald es dunckel ist, durch den
gewöhnlichen Gang, vergnüge mich und
dich, und glaube, daß ich, wenn ich dich
redlich befinde, allezeit seyn werde, du weist
es wohl,

Deine
gutwillige v. S.

Mein Herr! sprach ich, nachdem ich ihm alle
3. Briefe wieder zurück gegeben, die letztere schreibt
gar zu treuhertzig, darum solte wohl meynen, daß
sie es am allermeisten meritirte, ihr aufzuwarten.
Es ist wahr, mein Herr, gab er zur Antwort, sie
ist sehr genereux, dabey hitzig, aber nicht so Lie-
bens-würdig als die, welche ich am meisten liebe, und
deren Brief ich itzo verbrannt habe, denn diese ist

ein

Mahlzeit, hernach mich mit dir vollends ver-
gnuͤgen, dieweil ich bin

Deine
ergebene A.

Das dritte Billet, welches mir am allermeiſten
verdaͤchtig vorkam, lautete ſo:

Falſcher Kebs-Mann!

DU weiſt, was du an mir gethan, und
daß ich einige Wochen, ſo zu ſagen, als
eine Wittbe leben muͤſſen, weiln mein Mann,
ſeit der Zuruͤckkunfft ſeiner Barbarn-Hure,
mir wenig Careſſen gemacht, um ſo viel de-
ſto mehr haͤtteſt du dein Plaiſir befoͤrdern
koͤnnen; weil du es aber verſaͤumet, muß ich
dich an deinem Profite ſelbſt erinnern. Dar-
um komm! ſo bald es dunckel iſt, durch den
gewoͤhnlichen Gang, vergnuͤge mich und
dich, und glaube, daß ich, wenn ich dich
redlich befinde, allezeit ſeyn werde, du weiſt
es wohl,

Deine
gutwillige v. S.

Mein Herr! ſprach ich, nachdem ich ihm alle
3. Briefe wieder zuruͤck gegeben, die letztere ſchreibt
gar zu treuhertzig, darum ſolte wohl meynen, daß
ſie es am allermeiſten meritirte, ihr aufzuwarten.
Es iſt wahr, mein Herr, gab er zur Antwort, ſie
iſt ſehr genereux, dabey hitzig, aber nicht ſo Lie-
bens-wuͤrdig als die, welche ich am meiſten liebe, und
deren Brief ich itzo verbrannt habe, denn dieſe iſt

ein
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <floatingText>
            <body>
              <div type="letter">
                <p>
                  <pb facs="#f0210" n="202"/> <hi rendition="#fr">Mahlzeit, hernach mich mit dir vollends ver-<lb/>
gnu&#x0364;gen, dieweil ich bin</hi> </p><lb/>
                <closer>
                  <salute> <hi rendition="#et">Deine<lb/><hi rendition="#fr">ergebene</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">A.</hi></hi></hi> </salute>
                </closer>
              </div>
            </body>
          </floatingText><lb/>
          <p>Das dritte <hi rendition="#aq">Billet,</hi> welches mir am allermei&#x017F;ten<lb/>
verda&#x0364;chtig vorkam, lautete &#x017F;o:</p><lb/>
          <floatingText>
            <body>
              <div type="letter">
                <salute> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Fal&#x017F;cher Kebs-Mann!</hi> </hi> </salute><lb/>
                <p> <hi rendition="#in">D</hi> <hi rendition="#fr">U wei&#x017F;t, was du an mir gethan, und<lb/>
daß ich einige Wochen, &#x017F;o zu &#x017F;agen, als<lb/>
eine Wittbe leben mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, weiln mein Mann,<lb/>
&#x017F;eit der Zuru&#x0364;ckkunfft &#x017F;einer Barbarn-Hure,<lb/>
mir wenig Care&#x017F;&#x017F;en gemacht, um &#x017F;o viel de-<lb/>
&#x017F;to mehr ha&#x0364;tte&#x017F;t du dein Plai&#x017F;ir befo&#x0364;rdern<lb/>
ko&#x0364;nnen; weil du es aber ver&#x017F;a&#x0364;umet, muß ich<lb/>
dich an deinem Profite &#x017F;elb&#x017F;t erinnern. Dar-<lb/>
um komm! &#x017F;o bald es dunckel i&#x017F;t, durch den<lb/>
gewo&#x0364;hnlichen Gang, vergnu&#x0364;ge mich und<lb/>
dich, und glaube, daß ich, wenn ich dich<lb/>
redlich befinde, allezeit &#x017F;eyn werde, du wei&#x017F;t<lb/>
es wohl,</hi> </p><lb/>
                <closer>
                  <salute> <hi rendition="#et">Deine<lb/><hi rendition="#fr">gutwillige</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">v. S.</hi></hi></hi> </salute>
                </closer>
              </div>
            </body>
          </floatingText><lb/>
          <p>Mein Herr! &#x017F;prach ich, nachdem ich ihm alle<lb/>
3. Briefe wieder zuru&#x0364;ck gegeben, die letztere &#x017F;chreibt<lb/>
gar zu treuhertzig, darum &#x017F;olte wohl meynen, daß<lb/>
&#x017F;ie es am allermei&#x017F;ten <hi rendition="#aq">meritirte,</hi> ihr aufzuwarten.<lb/>
Es i&#x017F;t wahr, mein Herr, gab er zur Antwort, &#x017F;ie<lb/>
i&#x017F;t &#x017F;ehr <hi rendition="#aq">genereux,</hi> dabey hitzig, aber nicht &#x017F;o Lie-<lb/>
bens-wu&#x0364;rdig als die, welche ich am mei&#x017F;ten liebe, und<lb/>
deren Brief ich itzo verbrannt habe, denn die&#x017F;e i&#x017F;t<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ein</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[202/0210] Mahlzeit, hernach mich mit dir vollends ver- gnuͤgen, dieweil ich bin Deine ergebene A. Das dritte Billet, welches mir am allermeiſten verdaͤchtig vorkam, lautete ſo: Falſcher Kebs-Mann! DU weiſt, was du an mir gethan, und daß ich einige Wochen, ſo zu ſagen, als eine Wittbe leben muͤſſen, weiln mein Mann, ſeit der Zuruͤckkunfft ſeiner Barbarn-Hure, mir wenig Careſſen gemacht, um ſo viel de- ſto mehr haͤtteſt du dein Plaiſir befoͤrdern koͤnnen; weil du es aber verſaͤumet, muß ich dich an deinem Profite ſelbſt erinnern. Dar- um komm! ſo bald es dunckel iſt, durch den gewoͤhnlichen Gang, vergnuͤge mich und dich, und glaube, daß ich, wenn ich dich redlich befinde, allezeit ſeyn werde, du weiſt es wohl, Deine gutwillige v. S. Mein Herr! ſprach ich, nachdem ich ihm alle 3. Briefe wieder zuruͤck gegeben, die letztere ſchreibt gar zu treuhertzig, darum ſolte wohl meynen, daß ſie es am allermeiſten meritirte, ihr aufzuwarten. Es iſt wahr, mein Herr, gab er zur Antwort, ſie iſt ſehr genereux, dabey hitzig, aber nicht ſo Lie- bens-wuͤrdig als die, welche ich am meiſten liebe, und deren Brief ich itzo verbrannt habe, denn dieſe iſt ein

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/210
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 202. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/210>, abgerufen am 29.03.2024.