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Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 1. Jena, 1846.

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seinen Weg zu seinem Wigwam und Arnold folgte
ihm dahin. Als sich Pferdegetrappel vor der Hütte
hören ließ, trat White-hawk aus derselben hervor und
reichte erst dem zurückkehrenden Vater, dann Arnolden
die Hand zum Willkomm.

Seine Miene war durchaus ruhig und in seinen
schwarzen Augen lag auch nicht der mindeste Ausdruck
von Traurigkeit oder Unruhe. Ganz wie sonst lä-
chelte er seinen bleichen Bruder, wie er Arnold nannte,
an; ganz wie sonst überhäufte er den ihn gleich wie-
der erkennenden und an ihn hinanspringenden Bruno
mit Liebkosungen, auch redete er mit keinem Worte
von der sein Leben bedrohenden nahen Gefahr. All
sein Denken war nur noch darauf gerichtet, wenn der
Tod für ihn unvermeidlich wäre, jene Ruhe und To-
desverachtung zu zeigen, auf die der Sohn der Na-
tur den höchsten Werth, in den er seinen größten
Ruhm setzt; und er war sich seiner Kraft und Stand-
haftigkeit bewußt, deshalb war er vollkommen ruhig.

Ganz eben so erschien Waupee auch und nur
wenn man ihn genau beobachtete, deutete ein leises
Zucken, das von Zeit zu Zeit seine Mundwinkel um-
spielte, auf den Schmerz hin, den sein Vaterherz er-
füllte; aber auch nicht durch ein einziges Wort ver-
rieth er, was in seiner Seele vorging, denn das wäre
nach seinen Begriffen unmännlich gewesen. Nur die

ſeinen Weg zu ſeinem Wigwam und Arnold folgte
ihm dahin. Als ſich Pferdegetrappel vor der Hütte
hören ließ, trat White-hawk aus derſelben hervor und
reichte erſt dem zurückkehrenden Vater, dann Arnolden
die Hand zum Willkomm.

Seine Miene war durchaus ruhig und in ſeinen
ſchwarzen Augen lag auch nicht der mindeſte Ausdruck
von Traurigkeit oder Unruhe. Ganz wie ſonſt lä-
chelte er ſeinen bleichen Bruder, wie er Arnold nannte,
an; ganz wie ſonſt überhäufte er den ihn gleich wie-
der erkennenden und an ihn hinanſpringenden Bruno
mit Liebkoſungen, auch redete er mit keinem Worte
von der ſein Leben bedrohenden nahen Gefahr. All
ſein Denken war nur noch darauf gerichtet, wenn der
Tod für ihn unvermeidlich wäre, jene Ruhe und To-
desverachtung zu zeigen, auf die der Sohn der Na-
tur den höchſten Werth, in den er ſeinen größten
Ruhm ſetzt; und er war ſich ſeiner Kraft und Stand-
haftigkeit bewußt, deshalb war er vollkommen ruhig.

Ganz eben ſo erſchien Waupee auch und nur
wenn man ihn genau beobachtete, deutete ein leiſes
Zucken, das von Zeit zu Zeit ſeine Mundwinkel um-
ſpielte, auf den Schmerz hin, den ſein Vaterherz er-
füllte; aber auch nicht durch ein einziges Wort ver-
rieth er, was in ſeiner Seele vorging, denn das wäre
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[23/0031] ſeinen Weg zu ſeinem Wigwam und Arnold folgte ihm dahin. Als ſich Pferdegetrappel vor der Hütte hören ließ, trat White-hawk aus derſelben hervor und reichte erſt dem zurückkehrenden Vater, dann Arnolden die Hand zum Willkomm. Seine Miene war durchaus ruhig und in ſeinen ſchwarzen Augen lag auch nicht der mindeſte Ausdruck von Traurigkeit oder Unruhe. Ganz wie ſonſt lä- chelte er ſeinen bleichen Bruder, wie er Arnold nannte, an; ganz wie ſonſt überhäufte er den ihn gleich wie- der erkennenden und an ihn hinanſpringenden Bruno mit Liebkoſungen, auch redete er mit keinem Worte von der ſein Leben bedrohenden nahen Gefahr. All ſein Denken war nur noch darauf gerichtet, wenn der Tod für ihn unvermeidlich wäre, jene Ruhe und To- desverachtung zu zeigen, auf die der Sohn der Na- tur den höchſten Werth, in den er ſeinen größten Ruhm ſetzt; und er war ſich ſeiner Kraft und Stand- haftigkeit bewußt, deshalb war er vollkommen ruhig. Ganz eben ſo erſchien Waupee auch und nur wenn man ihn genau beobachtete, deutete ein leiſes Zucken, das von Zeit zu Zeit ſeine Mundwinkel um- ſpielte, auf den Schmerz hin, den ſein Vaterherz er- füllte; aber auch nicht durch ein einziges Wort ver- rieth er, was in ſeiner Seele vorging, denn das wäre nach ſeinen Begriffen unmännlich geweſen. Nur die

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Zitationshilfe: Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 1. Jena, 1846, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoppe_prophet01_1846/31>, abgerufen am 29.03.2024.