menen Worte nur als Hohn deuten, den Sie, um Jhrer, weder von mir noch meinem Vater provocir- ten Rache völlig genug zu thun, noch zu Jhren übri- gen Beleidigungen hinzuzufügen belieben. Sie irren sich aber, wenn Sie hoffen, mich dadurch noch mehr zu betrüben; das Maß meines Unglücks ist voll und jeder noch hinzugefügte bittre Tropfen würde nur überfließen."
-- "Sie verkennen mich gänzlich," erwiederte ihr Joe nach einer ziemlich langen Pause, während welcher seine Blicke an ihren, durch den Zorn noch erhöhten Reizen geschwelgt hatten; "beim Himmel, Sie verkennen mich! Es liegt in den Umständen, daß ich als schuldig vor Jhren Augen erscheinen muß, als ein Mann, der Recht und Gerechtigkeit mit Füßen tritt; allein nicht der Haß, sondern allein die Liebe, die Liebe zu Jhnen, Flora, war die Triebfeder aller meiner Handlungen. Jch sah Sie, Jhre unübertreff- lichen Reize entzündeten ein unauslöschliches Feuer in meinem Herzen und der Wunsch, Sie zu besitzen, gewann eine solche Macht über mich, daß ich ihm Befriedigung verschaffen, oder sterben mußte. Jch warb bei Jhrem Vater um Jhre Hand -- denn meine Lage war so, daß ich es wagen durfte, Sir John um den Namen Sohn zu bitten -- ich warb wiederholt, aber vergeblich, und so blieb mir endlich
menen Worte nur als Hohn deuten, den Sie, um Jhrer, weder von mir noch meinem Vater provocir- ten Rache völlig genug zu thun, noch zu Jhren übri- gen Beleidigungen hinzuzufügen belieben. Sie irren ſich aber, wenn Sie hoffen, mich dadurch noch mehr zu betrüben; das Maß meines Unglücks iſt voll und jeder noch hinzugefügte bittre Tropfen würde nur überfließen.“
— „Sie verkennen mich gänzlich,“ erwiederte ihr Joe nach einer ziemlich langen Pauſe, während welcher ſeine Blicke an ihren, durch den Zorn noch erhöhten Reizen geſchwelgt hatten; „beim Himmel, Sie verkennen mich! Es liegt in den Umſtänden, daß ich als ſchuldig vor Jhren Augen erſcheinen muß, als ein Mann, der Recht und Gerechtigkeit mit Füßen tritt; allein nicht der Haß, ſondern allein die Liebe, die Liebe zu Jhnen, Flora, war die Triebfeder aller meiner Handlungen. Jch ſah Sie, Jhre unübertreff- lichen Reize entzündeten ein unauslöſchliches Feuer in meinem Herzen und der Wunſch, Sie zu beſitzen, gewann eine ſolche Macht über mich, daß ich ihm Befriedigung verſchaffen, oder ſterben mußte. Jch warb bei Jhrem Vater um Jhre Hand — denn meine Lage war ſo, daß ich es wagen durfte, Sir John um den Namen Sohn zu bitten — ich warb wiederholt, aber vergeblich, und ſo blieb mir endlich
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0148"n="142"/>
menen Worte nur als Hohn deuten, den Sie, um<lb/>
Jhrer, weder von mir noch meinem Vater provocir-<lb/>
ten Rache völlig genug zu thun, noch zu Jhren übri-<lb/>
gen Beleidigungen hinzuzufügen belieben. Sie irren<lb/>ſich aber, wenn Sie hoffen, mich dadurch noch mehr<lb/>
zu betrüben; das Maß meines Unglücks iſt voll und<lb/>
jeder noch hinzugefügte bittre Tropfen würde nur<lb/>
überfließen.“</p><lb/><p>—„Sie verkennen mich gänzlich,“ erwiederte<lb/>
ihr Joe nach einer ziemlich langen Pauſe, während<lb/>
welcher ſeine Blicke an ihren, durch den Zorn noch<lb/>
erhöhten Reizen geſchwelgt hatten; „beim Himmel,<lb/>
Sie verkennen mich! Es liegt in den Umſtänden, daß<lb/>
ich als ſchuldig vor Jhren Augen erſcheinen muß, als<lb/>
ein Mann, der Recht und Gerechtigkeit mit Füßen<lb/>
tritt; allein nicht der Haß, ſondern allein die Liebe,<lb/>
die Liebe zu Jhnen, Flora, war die Triebfeder aller<lb/>
meiner Handlungen. Jch ſah Sie, Jhre unübertreff-<lb/>
lichen Reize entzündeten ein unauslöſchliches Feuer in<lb/>
meinem Herzen und der Wunſch, Sie zu beſitzen,<lb/>
gewann eine ſolche Macht über mich, daß ich ihm<lb/>
Befriedigung verſchaffen, oder ſterben mußte. Jch<lb/>
warb bei Jhrem Vater um Jhre Hand — denn<lb/>
meine Lage war ſo, daß ich es wagen durfte, Sir<lb/>
John um den Namen Sohn zu bitten — ich warb<lb/>
wiederholt, aber vergeblich, und ſo blieb mir endlich<lb/></p></div></body></text></TEI>
[142/0148]
menen Worte nur als Hohn deuten, den Sie, um
Jhrer, weder von mir noch meinem Vater provocir-
ten Rache völlig genug zu thun, noch zu Jhren übri-
gen Beleidigungen hinzuzufügen belieben. Sie irren
ſich aber, wenn Sie hoffen, mich dadurch noch mehr
zu betrüben; das Maß meines Unglücks iſt voll und
jeder noch hinzugefügte bittre Tropfen würde nur
überfließen.“
— „Sie verkennen mich gänzlich,“ erwiederte
ihr Joe nach einer ziemlich langen Pauſe, während
welcher ſeine Blicke an ihren, durch den Zorn noch
erhöhten Reizen geſchwelgt hatten; „beim Himmel,
Sie verkennen mich! Es liegt in den Umſtänden, daß
ich als ſchuldig vor Jhren Augen erſcheinen muß, als
ein Mann, der Recht und Gerechtigkeit mit Füßen
tritt; allein nicht der Haß, ſondern allein die Liebe,
die Liebe zu Jhnen, Flora, war die Triebfeder aller
meiner Handlungen. Jch ſah Sie, Jhre unübertreff-
lichen Reize entzündeten ein unauslöſchliches Feuer in
meinem Herzen und der Wunſch, Sie zu beſitzen,
gewann eine ſolche Macht über mich, daß ich ihm
Befriedigung verſchaffen, oder ſterben mußte. Jch
warb bei Jhrem Vater um Jhre Hand — denn
meine Lage war ſo, daß ich es wagen durfte, Sir
John um den Namen Sohn zu bitten — ich warb
wiederholt, aber vergeblich, und ſo blieb mir endlich
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 3. Jena, 1846, S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoppe_prophet03_1846/148>, abgerufen am 15.06.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.