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Schröder, Ernst: Vorlesungen über die Algebra der Logik. Bd. 2, Abt. 2. Leipzig, 1905.

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übertragen wurde, aus der später das Realgymnasium hervorging. Er
leitete diese Schule bis zu seiner 1873 erfolgten Pensionirung, nach
der er 1876 seinen Wohnsitz in Karlsruhe nahm, wo später ausser
seinem ältesten Sohne Ernst noch ein zweiter Sohn in hoher Staats-
stellung thätig war. Er starb am 11. Mai 1885. Als erstes Kind aus
seiner Ehe mit Karoline Walther, der Tochter des Pfarrers und
Seniors Walther in Haunsheim, wurde Ernst am 25. November 1841
in Mannheim geboren. Er genoss zunächst zu Hause, dann zwei Jahre
lang bei seinem Grossvater Walther eine vortreffliche Erziehung. Sein
gutes Wortgedächtniss und ein grosses Sprachtalent befähigten den Kna-
ben, der dem Unterricht von anderen Zöglingen seines Grossvaters bei-
wohnte, spielend das Lateinische so weit zu erlernen, dass er im Alter
von acht Jahren ziemlich gewandt lateinisch sprach.

"Diese Frühreife hatte jedoch auch ihre Schattenseiten, indem sie
den Knaben auf Unterrichtsgemeinschaft mit meist sehr viel älteren
Genossen verwies, ihn der gleichaltrigen Spielkameraden beraubend und
so den Grund zum Sondertum und einem Hang zu Einsamkeit legte.

Diesem Übelstande wurde einerseits entgegengewirkt durch mehr-
malig freiwilliges Repetiren und Hospitiren in dem nun folgenden
Besuch der drei Oberklassen der Schule seines Vaters, wo neuere
Sprachen, Chemie und Naturgeschichte ihn besonders anzogen und er
auch den Unterricht des namhaften Mathematikers August Weiler
(der heute noch in Karlsruhe lebt) genoss.

Andererseits wurde derselbe gemildert durch die Pflege jeder
Art von körperlicher Kräftigung gewidmeten Sports. Endlich wurde
Schröder vor dem Übergang zum Gymnasium vier Monate lang zu
einer befreundeten Oberförstersfamilie gegeben". Im Jahre 1856 ging
Schröder an das Lyceum in Mannheim über und trat in die viert-
oberste Klasse, damals Unterquinta geheissen, ein.

Schröder muss mit seinen Mitschülern wenig Beziehungen gehabt
haben. Er selbst kam nie auf solche zu sprechen, und, wenn ich, der
zwei Jahre hinter ihm dieselbe Anstalt durchlaufen hat, manchmal
solche Genossen erwähnte, zeigte sich gewöhnlich, dass Schröder sie
kaum kannte. Im Herbste des Jahres 1860 bekam er das Zeugniss der
Reife. "Begeisterung für Naturerkenntniss und reges Interesse an philo-
sophischen Spekulationen zeigten sich schon früh, so dass die Berufs-
wahl nicht schwer fiel und im zehnten Lebensjahre schon für Schröder
der Plan fest stand, sich mathematischen und physikalischen Studien,
somit dem Lehrberufe zu widmen." Um diesen Plan auszuführen,
wandte er sich nach Heidelberg, um unter Hesse, Kirchhoff und

Ernst Schröder †.
übertragen wurde, aus der später das Realgymnasium hervorging. Er
leitete diese Schule bis zu seiner 1873 erfolgten Pensionirung, nach
der er 1876 seinen Wohnsitz in Karlsruhe nahm, wo später ausser
seinem ältesten Sohne Ernst noch ein zweiter Sohn in hoher Staats-
stellung thätig war. Er starb am 11. Mai 1885. Als erstes Kind aus
seiner Ehe mit Karoline Walther, der Tochter des Pfarrers und
Seniors Walther in Haunsheim, wurde Ernst am 25. November 1841
in Mannheim geboren. Er genoss zunächst zu Hause, dann zwei Jahre
lang bei seinem Grossvater Walther eine vortreffliche Erziehung. Sein
gutes Wortgedächtniss und ein grosses Sprachtalent befähigten den Kna-
ben, der dem Unterricht von anderen Zöglingen seines Grossvaters bei-
wohnte, spielend das Lateinische so weit zu erlernen, dass er im Alter
von acht Jahren ziemlich gewandt lateinisch sprach.

„Diese Frühreife hatte jedoch auch ihre Schattenseiten, indem sie
den Knaben auf Unterrichtsgemeinschaft mit meist sehr viel älteren
Genossen verwies, ihn der gleichaltrigen Spielkameraden beraubend und
so den Grund zum Sondertum und einem Hang zu Einsamkeit legte.

Diesem Übelstande wurde einerseits entgegengewirkt durch mehr-
malig freiwilliges Repetiren und Hospitiren in dem nun folgenden
Besuch der drei Oberklassen der Schule seines Vaters, wo neuere
Sprachen, Chemie und Naturgeschichte ihn besonders anzogen und er
auch den Unterricht des namhaften Mathematikers August Weiler
(der heute noch in Karlsruhe lebt) genoss.

Andererseits wurde derselbe gemildert durch die Pflege jeder
Art von körperlicher Kräftigung gewidmeten Sports. Endlich wurde
Schröder vor dem Übergang zum Gymnasium vier Monate lang zu
einer befreundeten Oberförstersfamilie gegeben“. Im Jahre 1856 ging
Schröder an das Lyceum in Mannheim über und trat in die viert-
oberste Klasse, damals Unterquinta geheissen, ein.

Schröder muss mit seinen Mitschülern wenig Beziehungen gehabt
haben. Er selbst kam nie auf solche zu sprechen, und, wenn ich, der
zwei Jahre hinter ihm dieselbe Anstalt durchlaufen hat, manchmal
solche Genossen erwähnte, zeigte sich gewöhnlich, dass Schröder sie
kaum kannte. Im Herbste des Jahres 1860 bekam er das Zeugniss der
Reife. „Begeisterung für Naturerkenntniss und reges Interesse an philo-
sophischen Spekulationen zeigten sich schon früh, so dass die Berufs-
wahl nicht schwer fiel und im zehnten Lebensjahre schon für Schröder
der Plan fest stand, sich mathematischen und physikalischen Studien,
somit dem Lehrberufe zu widmen.“ Um diesen Plan auszuführen,
wandte er sich nach Heidelberg, um unter Hesse, Kirchhoff und

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[IV/0016] Ernst Schröder †. übertragen wurde, aus der später das Realgymnasium hervorging. Er leitete diese Schule bis zu seiner 1873 erfolgten Pensionirung, nach der er 1876 seinen Wohnsitz in Karlsruhe nahm, wo später ausser seinem ältesten Sohne Ernst noch ein zweiter Sohn in hoher Staats- stellung thätig war. Er starb am 11. Mai 1885. Als erstes Kind aus seiner Ehe mit Karoline Walther, der Tochter des Pfarrers und Seniors Walther in Haunsheim, wurde Ernst am 25. November 1841 in Mannheim geboren. Er genoss zunächst zu Hause, dann zwei Jahre lang bei seinem Grossvater Walther eine vortreffliche Erziehung. Sein gutes Wortgedächtniss und ein grosses Sprachtalent befähigten den Kna- ben, der dem Unterricht von anderen Zöglingen seines Grossvaters bei- wohnte, spielend das Lateinische so weit zu erlernen, dass er im Alter von acht Jahren ziemlich gewandt lateinisch sprach. „Diese Frühreife hatte jedoch auch ihre Schattenseiten, indem sie den Knaben auf Unterrichtsgemeinschaft mit meist sehr viel älteren Genossen verwies, ihn der gleichaltrigen Spielkameraden beraubend und so den Grund zum Sondertum und einem Hang zu Einsamkeit legte. Diesem Übelstande wurde einerseits entgegengewirkt durch mehr- malig freiwilliges Repetiren und Hospitiren in dem nun folgenden Besuch der drei Oberklassen der Schule seines Vaters, wo neuere Sprachen, Chemie und Naturgeschichte ihn besonders anzogen und er auch den Unterricht des namhaften Mathematikers August Weiler (der heute noch in Karlsruhe lebt) genoss. Andererseits wurde derselbe gemildert durch die Pflege jeder Art von körperlicher Kräftigung gewidmeten Sports. Endlich wurde Schröder vor dem Übergang zum Gymnasium vier Monate lang zu einer befreundeten Oberförstersfamilie gegeben“. Im Jahre 1856 ging Schröder an das Lyceum in Mannheim über und trat in die viert- oberste Klasse, damals Unterquinta geheissen, ein. Schröder muss mit seinen Mitschülern wenig Beziehungen gehabt haben. Er selbst kam nie auf solche zu sprechen, und, wenn ich, der zwei Jahre hinter ihm dieselbe Anstalt durchlaufen hat, manchmal solche Genossen erwähnte, zeigte sich gewöhnlich, dass Schröder sie kaum kannte. Im Herbste des Jahres 1860 bekam er das Zeugniss der Reife. „Begeisterung für Naturerkenntniss und reges Interesse an philo- sophischen Spekulationen zeigten sich schon früh, so dass die Berufs- wahl nicht schwer fiel und im zehnten Lebensjahre schon für Schröder der Plan fest stand, sich mathematischen und physikalischen Studien, somit dem Lehrberufe zu widmen.“ Um diesen Plan auszuführen, wandte er sich nach Heidelberg, um unter Hesse, Kirchhoff und

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Zitationshilfe: Schröder, Ernst: Vorlesungen über die Algebra der Logik. Bd. 2, Abt. 2. Leipzig, 1905, S. IV. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schroeder_logik0202_1905/16>, abgerufen am 25.04.2024.