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Schubin, Ossip: Etiquette. Eine Rococo-Arabeske. Berlin, 1887.

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damit, den heiligen Raum mit allerhand Blumensträußen zu verzieren für den schönen Abendgottesdienst, der zur Feier der h. Maria, die ganze Dauer des Maimonds über, allabendlich in den französischen Kirchen gehalten wird. Das Licht der langen, schrägen Sonnenstrahlen sickerte röthlich golden durch die gemalten Fenster in die sich stärker und stärker verdichtende Dämmerung. Die Düfte von Flieder, Jasmin und Iris mischten sich mit dem Geruch von Moder und erkaltetem Weihrauch, und das holde Lispeln und Wispern der neu erwachten Frühlingsvegetation klang leise hinein in die heilige Stille. "O Madame!" rief plötzlich die Laienschwester, da sie in dem düstersten Winkel der Kapelle ein schlankes Figürchen kauern sah - "was thun Sie wohl hier um diese Zeit?"

"Was sollte ich thun, Schwester Marie Angelique? Ich betete," seufzte das junge Persönchen und rieb sich schwermüthig die Augen. Ein ganz reizendes Dämchen war es, angethan mit einem bauschigen Kleid von grauem, mit blaßgrün und rosa Guirlanden durchschnörkeltem Atlas,

damit, den heiligen Raum mit allerhand Blumensträußen zu verzieren für den schönen Abendgottesdienst, der zur Feier der h. Maria, die ganze Dauer des Maimonds über, allabendlich in den französischen Kirchen gehalten wird. Das Licht der langen, schrägen Sonnenstrahlen sickerte röthlich golden durch die gemalten Fenster in die sich stärker und stärker verdichtende Dämmerung. Die Düfte von Flieder, Jasmin und Iris mischten sich mit dem Geruch von Moder und erkaltetem Weihrauch, und das holde Lispeln und Wispern der neu erwachten Frühlingsvegetation klang leise hinein in die heilige Stille. „O Madame!“ rief plötzlich die Laienschwester, da sie in dem düstersten Winkel der Kapelle ein schlankes Figürchen kauern sah – „was thun Sie wohl hier um diese Zeit?“

„Was sollte ich thun, Schwester Marie Angélique? Ich betete,“ seufzte das junge Persönchen und rieb sich schwermüthig die Augen. Ein ganz reizendes Dämchen war es, angethan mit einem bauschigen Kleid von grauem, mit blaßgrün und rosa Guirlanden durchschnörkeltem Atlas,

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[57/0057] damit, den heiligen Raum mit allerhand Blumensträußen zu verzieren für den schönen Abendgottesdienst, der zur Feier der h. Maria, die ganze Dauer des Maimonds über, allabendlich in den französischen Kirchen gehalten wird. Das Licht der langen, schrägen Sonnenstrahlen sickerte röthlich golden durch die gemalten Fenster in die sich stärker und stärker verdichtende Dämmerung. Die Düfte von Flieder, Jasmin und Iris mischten sich mit dem Geruch von Moder und erkaltetem Weihrauch, und das holde Lispeln und Wispern der neu erwachten Frühlingsvegetation klang leise hinein in die heilige Stille. „O Madame!“ rief plötzlich die Laienschwester, da sie in dem düstersten Winkel der Kapelle ein schlankes Figürchen kauern sah – „was thun Sie wohl hier um diese Zeit?“ „Was sollte ich thun, Schwester Marie Angélique? Ich betete,“ seufzte das junge Persönchen und rieb sich schwermüthig die Augen. Ein ganz reizendes Dämchen war es, angethan mit einem bauschigen Kleid von grauem, mit blaßgrün und rosa Guirlanden durchschnörkeltem Atlas,

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Zitationshilfe: Schubin, Ossip: Etiquette. Eine Rococo-Arabeske. Berlin, 1887, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schubin_etiquette_1887/57>, abgerufen am 25.04.2024.