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Schücking, Levin: Die Schwester. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 15. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 169–291. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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verliebt wissen, sagte Gertrude seufzend. Dann wird sie Alles schön finden im Hause ihres jungen Mannes.

Sie waren in die Küche gekommen und musterten ihre Vorräthe.

Welch ein Glück, daß uns der Pfarrer den guten schwarzen Peccothee von seinem Collegen in Trarbach verschaffen konnte.

Wenn er nur reicht: die Holländer sollen furchtbar viel Thee trinken!

Und Käse essen, sagte Leonore, plötzlich erschrocken stehen bleibend.

Das ist fürchterlich -- Käse ist nicht da -- aber die Magd des Verwalters hat einige Handkäse oben auf der Hürde vor dem Giebelfenster zum Trocknen ausgelegt --

Es ist unmöglich, ihn aufzutischen, gesetzt auch, er wäre fertig! Du mußt mit dem Verwalter darüber reden, Gertrude!

Und was setzen wir ihnen morgen Abend nach der Ankunft vor? ein Souper ohne Fleisch? Wir können doch nicht gleich mit der famosen Kuh Schmuel's des Juden beginnen -- ich fürchte, sie wird ohnehin noch oft genug an die Reihe kommen!

Du hast recht, Gertrude: wir müßten Wildpret haben. Du mußt mit dem Verwalter darüber reden.

Gertrude hatte bis jetzt alle derartigen Anweisungen auf den Verwalter schweigend angenommen; auch hatte dieser es mit seltener Unermüdlichkeit an Rath und

verliebt wissen, sagte Gertrude seufzend. Dann wird sie Alles schön finden im Hause ihres jungen Mannes.

Sie waren in die Küche gekommen und musterten ihre Vorräthe.

Welch ein Glück, daß uns der Pfarrer den guten schwarzen Peccothee von seinem Collegen in Trarbach verschaffen konnte.

Wenn er nur reicht: die Holländer sollen furchtbar viel Thee trinken!

Und Käse essen, sagte Leonore, plötzlich erschrocken stehen bleibend.

Das ist fürchterlich — Käse ist nicht da — aber die Magd des Verwalters hat einige Handkäse oben auf der Hürde vor dem Giebelfenster zum Trocknen ausgelegt —

Es ist unmöglich, ihn aufzutischen, gesetzt auch, er wäre fertig! Du mußt mit dem Verwalter darüber reden, Gertrude!

Und was setzen wir ihnen morgen Abend nach der Ankunft vor? ein Souper ohne Fleisch? Wir können doch nicht gleich mit der famosen Kuh Schmuel's des Juden beginnen — ich fürchte, sie wird ohnehin noch oft genug an die Reihe kommen!

Du hast recht, Gertrude: wir müßten Wildpret haben. Du mußt mit dem Verwalter darüber reden.

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[0044] verliebt wissen, sagte Gertrude seufzend. Dann wird sie Alles schön finden im Hause ihres jungen Mannes. Sie waren in die Küche gekommen und musterten ihre Vorräthe. Welch ein Glück, daß uns der Pfarrer den guten schwarzen Peccothee von seinem Collegen in Trarbach verschaffen konnte. Wenn er nur reicht: die Holländer sollen furchtbar viel Thee trinken! Und Käse essen, sagte Leonore, plötzlich erschrocken stehen bleibend. Das ist fürchterlich — Käse ist nicht da — aber die Magd des Verwalters hat einige Handkäse oben auf der Hürde vor dem Giebelfenster zum Trocknen ausgelegt — Es ist unmöglich, ihn aufzutischen, gesetzt auch, er wäre fertig! Du mußt mit dem Verwalter darüber reden, Gertrude! Und was setzen wir ihnen morgen Abend nach der Ankunft vor? ein Souper ohne Fleisch? Wir können doch nicht gleich mit der famosen Kuh Schmuel's des Juden beginnen — ich fürchte, sie wird ohnehin noch oft genug an die Reihe kommen! Du hast recht, Gertrude: wir müßten Wildpret haben. Du mußt mit dem Verwalter darüber reden. Gertrude hatte bis jetzt alle derartigen Anweisungen auf den Verwalter schweigend angenommen; auch hatte dieser es mit seltener Unermüdlichkeit an Rath und

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T11:53:40Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T11:53:40Z)

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Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




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Zitationshilfe: Schücking, Levin: Die Schwester. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 15. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 169–291. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schuecking_schwester_1910/44>, abgerufen am 28.03.2024.