Gebiet und ihre Macht an letztre verloren haben, muß sich die ehemalige politische Ne- benbuhlerschaft wohl nur auf einen wissen- schaftlichen Wetteifer einschränken, weil der geringste Ausbruch einer andern, nicht ohne eine harte Züchtigung hingehen würde. Ve- nedig ist deshalb besonders aufmerksam auf Verona, schont aber auch seinerseits mit ziem- licher Treue die alten Vorrechte, die es die- ser Stadt, bey ihrer Unterwerfung, zu erhal- ten gelobt hat. Dies geht so weit, daß Ve- rona in seinen Statuten, die, freylich nicht ohne Dareinmischung venetianischer Grund- sätze, in diesem Jahrhundert zusammen ge- tragen worden, noch ein Freystaat heißt und sich durch seinen eigenen großen und kleinen Rath regiert: doch ist dies nur in Rücksicht bürgerlicher Angelegenheiten und immer unter Vorsitz des venetianischen Beamten. Die Statthalterschaft, die ausübende Gewalt, die Kriegssachen und das Kastell, S. Felice, das die beyden andern und die Stadt selbst
Gebiet und ihre Macht an letztre verloren haben, muß ſich die ehemalige politiſche Ne- benbuhlerſchaft wohl nur auf einen wiſſen- ſchaftlichen Wetteifer einſchraͤnken, weil der geringſte Ausbruch einer andern, nicht ohne eine harte Zuͤchtigung hingehen wuͤrde. Ve- nedig iſt deshalb beſonders aufmerkſam auf Verona, ſchont aber auch ſeinerſeits mit ziem- licher Treue die alten Vorrechte, die es die- ſer Stadt, bey ihrer Unterwerfung, zu erhal- ten gelobt hat. Dies geht ſo weit, daß Ve- rona in ſeinen Statuten, die, freylich nicht ohne Dareinmiſchung venetianiſcher Grund- ſaͤtze, in dieſem Jahrhundert zuſammen ge- tragen worden, noch ein Freyſtaat heißt und ſich durch ſeinen eigenen großen und kleinen Rath regiert: doch iſt dies nur in Ruͤckſicht buͤrgerlicher Angelegenheiten und immer unter Vorſitz des venetianiſchen Beamten. Die Statthalterſchaft, die ausuͤbende Gewalt, die Kriegsſachen und das Kaſtell, S. Felice, das die beyden andern und die Stadt ſelbſt
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Gebiet und ihre Macht an letztre verloren
haben, muß ſich die ehemalige politiſche Ne-
benbuhlerſchaft wohl nur auf einen wiſſen-
ſchaftlichen Wetteifer einſchraͤnken, weil der
geringſte Ausbruch einer andern, nicht ohne
eine harte Zuͤchtigung hingehen wuͤrde. Ve-
nedig iſt deshalb beſonders aufmerkſam auf
Verona, ſchont aber auch ſeinerſeits mit ziem-
licher Treue die alten Vorrechte, die es die-
ſer Stadt, bey ihrer Unterwerfung, zu erhal-
ten gelobt hat. Dies geht ſo weit, daß Ve-
rona in ſeinen Statuten, die, freylich nicht
ohne Dareinmiſchung venetianiſcher Grund-
ſaͤtze, in dieſem Jahrhundert zuſammen ge-
tragen worden, noch ein Freyſtaat heißt und
ſich durch ſeinen eigenen großen und kleinen
Rath regiert: doch iſt dies nur in Ruͤckſicht
buͤrgerlicher Angelegenheiten und immer unter
Vorſitz des venetianiſchen Beamten. Die
Statthalterſchaft, die ausuͤbende Gewalt, die
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Die "Neue Reise durch Italien" ist auch erschiene… [mehr]
Die "Neue Reise durch Italien" ist auch erschienen als 7. Heft der "Reise eines Livländers von Riga nach Warschau, durch Südpreußen, über Breslau [...] nach Bozen in Tyrol".
Schulz, Friedrich: Neue Reise durch Italien. Bd. 1, H. 1. Berlin, 1797, S. 151. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_italien_1797/159>, abgerufen am 01.05.2024.
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