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Schulz, Friedrich: Neue Reise durch Italien. Bd. 1, H. 1. Berlin, 1797.

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geistlichen Herren darunter, und nannte mir
sehr fertig die Namen derer, die während der
Dauer jener Versammlung in Trient gestor-
ben sind. Die übrigen Gemälde in dieser
Kirche fand ich nicht minder matt und geist-
los. Niedlich ist die ehemalige Kirche der
Jesuiten, wie fast alles, was sie gebauet ha-
ben. Das bischöfliche Schloß ist altmodisch
und Klosterartig. Die Peterskirche und das
Rathhaus sieht man auch wohl, wenn in ei-
ner Stadt nicht viel zu sehen ist. Jch wenig-
stens hatte die Merkwürdigkeiten von Trient
in weniger als zwey Stunden gemustert.

An den Einwohnern bemerkte ich nur
noch entfernte Spuren von deutscher Art, und
die deutsche Sprache schien ganz verschwun-
den. Das Jtalienische, das ich an ein paar
öffentlichen Oertern hörte, klang rauh genug,
und wurde in Venetianischer gemeiner Mund-
art gesprochen. Die Kaffeehäuser waren
schon nach italienischer Sitte eingerichtet,
d. i. ohne Billard, mehr wie die deutschen

geiſtlichen Herren darunter, und nannte mir
ſehr fertig die Namen derer, die waͤhrend der
Dauer jener Verſammlung in Trient geſtor-
ben ſind. Die uͤbrigen Gemaͤlde in dieſer
Kirche fand ich nicht minder matt und geiſt-
los. Niedlich iſt die ehemalige Kirche der
Jeſuiten, wie faſt alles, was ſie gebauet ha-
ben. Das biſchoͤfliche Schloß iſt altmodiſch
und Kloſterartig. Die Peterskirche und das
Rathhaus ſieht man auch wohl, wenn in ei-
ner Stadt nicht viel zu ſehen iſt. Jch wenig-
ſtens hatte die Merkwuͤrdigkeiten von Trient
in weniger als zwey Stunden gemuſtert.

An den Einwohnern bemerkte ich nur
noch entfernte Spuren von deutſcher Art, und
die deutſche Sprache ſchien ganz verſchwun-
den. Das Jtalieniſche, das ich an ein paar
oͤffentlichen Oertern hoͤrte, klang rauh genug,
und wurde in Venetianiſcher gemeiner Mund-
art geſprochen. Die Kaffeehaͤuſer waren
ſchon nach italieniſcher Sitte eingerichtet,
d. i. ohne Billard, mehr wie die deutſchen

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[34/0042] geiſtlichen Herren darunter, und nannte mir ſehr fertig die Namen derer, die waͤhrend der Dauer jener Verſammlung in Trient geſtor- ben ſind. Die uͤbrigen Gemaͤlde in dieſer Kirche fand ich nicht minder matt und geiſt- los. Niedlich iſt die ehemalige Kirche der Jeſuiten, wie faſt alles, was ſie gebauet ha- ben. Das biſchoͤfliche Schloß iſt altmodiſch und Kloſterartig. Die Peterskirche und das Rathhaus ſieht man auch wohl, wenn in ei- ner Stadt nicht viel zu ſehen iſt. Jch wenig- ſtens hatte die Merkwuͤrdigkeiten von Trient in weniger als zwey Stunden gemuſtert. An den Einwohnern bemerkte ich nur noch entfernte Spuren von deutſcher Art, und die deutſche Sprache ſchien ganz verſchwun- den. Das Jtalieniſche, das ich an ein paar oͤffentlichen Oertern hoͤrte, klang rauh genug, und wurde in Venetianiſcher gemeiner Mund- art geſprochen. Die Kaffeehaͤuſer waren ſchon nach italieniſcher Sitte eingerichtet, d. i. ohne Billard, mehr wie die deutſchen

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Neue Reise durch Italien. Bd. 1, H. 1. Berlin, 1797, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_italien_1797/42>, abgerufen am 25.04.2024.