Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schulz, Friedrich: Neue Reise durch Italien. Bd. 1, H. 1. Berlin, 1797.

Bild:
<< vorherige Seite

deren leere Kirchen, und für ihre Bewohner
zu große Klöster und Palläste, schon eine mit-
telmäßige Volksmenge andeuten. Man gab
mir letztere zu Eilftausend an, und selbst diese
Zahl schien mir zu hoch angesetzt.

Die nächste Post ist nicht mehr "Acqua-
viva"
, wie die Postbücher melden, sondern
Messina (2 M.), ein einzeln stehendes Haus.
Der Weg von Trient bis dahin, und dessen
Umgebungen, sind bey weitem nicht so ange-
nehm, als vorher. Man fährt nämlich zwi-
schen hohen Mauern, welche an beyden Sei-
ten Weingärten einschließen und zugleich die
Aussicht versperren, wie in einem wahren
Hohlwege und, des Staubes halber, fast är-
ger noch. Die Berge dauern wie vorher
fort, und die Fruchtbarkeit des Thals bleibt
sich gleich. Letzteres erweitert sich merklich,
der Fluß wird breiter und, was man aus die-
sen beyden Umständen von selbst schließen wird,
auch die Berge senken sich allmählig, und der
Hintergrund zeigt kein so mannichfaches Ge-

deren leere Kirchen, und fuͤr ihre Bewohner
zu große Kloͤſter und Pallaͤſte, ſchon eine mit-
telmaͤßige Volksmenge andeuten. Man gab
mir letztere zu Eilftauſend an, und ſelbſt dieſe
Zahl ſchien mir zu hoch angeſetzt.

Die naͤchſte Poſt iſt nicht mehr „Acqua-
viva“
, wie die Poſtbuͤcher melden, ſondern
Messina (2 M.), ein einzeln ſtehendes Haus.
Der Weg von Trient bis dahin, und deſſen
Umgebungen, ſind bey weitem nicht ſo ange-
nehm, als vorher. Man faͤhrt naͤmlich zwi-
ſchen hohen Mauern, welche an beyden Sei-
ten Weingaͤrten einſchließen und zugleich die
Ausſicht verſperren, wie in einem wahren
Hohlwege und, des Staubes halber, faſt aͤr-
ger noch. Die Berge dauern wie vorher
fort, und die Fruchtbarkeit des Thals bleibt
ſich gleich. Letzteres erweitert ſich merklich,
der Fluß wird breiter und, was man aus die-
ſen beyden Umſtaͤnden von ſelbſt ſchließen wird,
auch die Berge ſenken ſich allmaͤhlig, und der
Hintergrund zeigt kein ſo mannichfaches Ge-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0045" n="37"/>
deren leere Kirchen, und fu&#x0364;r ihre Bewohner<lb/>
zu große Klo&#x0364;&#x017F;ter und Palla&#x0364;&#x017F;te, &#x017F;chon eine mit-<lb/>
telma&#x0364;ßige Volksmenge andeuten. Man gab<lb/>
mir letztere zu Eilftau&#x017F;end an, und &#x017F;elb&#x017F;t die&#x017F;e<lb/>
Zahl &#x017F;chien mir zu hoch ange&#x017F;etzt.</p><lb/>
          <p>Die na&#x0364;ch&#x017F;te Po&#x017F;t i&#x017F;t nicht mehr <hi rendition="#aq">&#x201E;Acqua-<lb/>
viva&#x201C;</hi>, wie die Po&#x017F;tbu&#x0364;cher melden, &#x017F;ondern<lb/><hi rendition="#aq">Messina</hi> (2 M.), ein einzeln &#x017F;tehendes Haus.<lb/>
Der Weg von Trient bis dahin, und de&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Umgebungen, &#x017F;ind bey weitem nicht &#x017F;o ange-<lb/>
nehm, als vorher. Man fa&#x0364;hrt na&#x0364;mlich zwi-<lb/>
&#x017F;chen hohen Mauern, welche an beyden Sei-<lb/>
ten Weinga&#x0364;rten ein&#x017F;chließen und zugleich die<lb/>
Aus&#x017F;icht ver&#x017F;perren, wie in einem wahren<lb/>
Hohlwege und, des Staubes halber, fa&#x017F;t a&#x0364;r-<lb/>
ger noch. Die Berge dauern wie vorher<lb/>
fort, und die Fruchtbarkeit des Thals bleibt<lb/>
&#x017F;ich gleich. Letzteres erweitert &#x017F;ich merklich,<lb/>
der Fluß wird breiter und, was man aus die-<lb/>
&#x017F;en beyden Um&#x017F;ta&#x0364;nden von &#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;chließen wird,<lb/>
auch die Berge &#x017F;enken &#x017F;ich allma&#x0364;hlig, und der<lb/>
Hintergrund zeigt kein &#x017F;o mannichfaches Ge-<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[37/0045] deren leere Kirchen, und fuͤr ihre Bewohner zu große Kloͤſter und Pallaͤſte, ſchon eine mit- telmaͤßige Volksmenge andeuten. Man gab mir letztere zu Eilftauſend an, und ſelbſt dieſe Zahl ſchien mir zu hoch angeſetzt. Die naͤchſte Poſt iſt nicht mehr „Acqua- viva“, wie die Poſtbuͤcher melden, ſondern Messina (2 M.), ein einzeln ſtehendes Haus. Der Weg von Trient bis dahin, und deſſen Umgebungen, ſind bey weitem nicht ſo ange- nehm, als vorher. Man faͤhrt naͤmlich zwi- ſchen hohen Mauern, welche an beyden Sei- ten Weingaͤrten einſchließen und zugleich die Ausſicht verſperren, wie in einem wahren Hohlwege und, des Staubes halber, faſt aͤr- ger noch. Die Berge dauern wie vorher fort, und die Fruchtbarkeit des Thals bleibt ſich gleich. Letzteres erweitert ſich merklich, der Fluß wird breiter und, was man aus die- ſen beyden Umſtaͤnden von ſelbſt ſchließen wird, auch die Berge ſenken ſich allmaͤhlig, und der Hintergrund zeigt kein ſo mannichfaches Ge-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die "Neue Reise durch Italien" ist auch erschiene… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_italien_1797
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_italien_1797/45
Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Neue Reise durch Italien. Bd. 1, H. 1. Berlin, 1797, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_italien_1797/45>, abgerufen am 23.04.2024.