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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 1, [H. 1]. Berlin, 1795.

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Der Konstitutions-Reichstag richtete zwar
auch auf diesen Gegenstand sein Auge und
beschloß, noch einige andre Kranken-Versor-
gungs- und Arbeits-Häuser anzulegen; aber
dringendere Geschäfte, die eben so sehr seine
Aufmerksamkeit, als den öffentlichen Seckel
verlangten, setzten diesen Entwurf zurück. Jn-
dessen kam doch ein Polizeygesetz zu Stande,
das sehr weitläuftig war, und das beste und
anwendbarste aus den Pariser, Wiener und
Berliner Polizey-Einrichtungen enthielt. Meh-
rere Punkte desselben wurden auch schon in
Ausübung gebracht. Die Bettler auf den
Straßen von Warschau wurden eingefangen;
die Kranken, die Krüpel und Lahmen unter
denselben, wurden den verschiedenen Klöstern
zur Versorgung übergeben; die Gesunden wur-
den ebenfalls untergebracht und mit allerley
Arbeiten beschäftiget. Zur persönlichen
Sicherheit
der Einwohner wurden des
Nachts, besonders in den entferntern Straßen,
Wächter aufgestellt, während Streifwachen von

Der Konſtitutions-Reichstag richtete zwar
auch auf dieſen Gegenſtand ſein Auge und
beſchloß, noch einige andre Kranken-Verſor-
gungs- und Arbeits-Haͤuſer anzulegen; aber
dringendere Geſchaͤfte, die eben ſo ſehr ſeine
Aufmerkſamkeit, als den oͤffentlichen Seckel
verlangten, ſetzten dieſen Entwurf zuruͤck. Jn-
deſſen kam doch ein Polizeygeſetz zu Stande,
das ſehr weitlaͤuftig war, und das beſte und
anwendbarſte aus den Pariſer, Wiener und
Berliner Polizey-Einrichtungen enthielt. Meh-
rere Punkte deſſelben wurden auch ſchon in
Ausuͤbung gebracht. Die Bettler auf den
Straßen von Warſchau wurden eingefangen;
die Kranken, die Kruͤpel und Lahmen unter
denſelben, wurden den verſchiedenen Kloͤſtern
zur Verſorgung uͤbergeben; die Geſunden wur-
den ebenfalls untergebracht und mit allerley
Arbeiten beſchaͤftiget. Zur perſoͤnlichen
Sicherheit
der Einwohner wurden des
Nachts, beſonders in den entferntern Straßen,
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[160/0178] Der Konſtitutions-Reichstag richtete zwar auch auf dieſen Gegenſtand ſein Auge und beſchloß, noch einige andre Kranken-Verſor- gungs- und Arbeits-Haͤuſer anzulegen; aber dringendere Geſchaͤfte, die eben ſo ſehr ſeine Aufmerkſamkeit, als den oͤffentlichen Seckel verlangten, ſetzten dieſen Entwurf zuruͤck. Jn- deſſen kam doch ein Polizeygeſetz zu Stande, das ſehr weitlaͤuftig war, und das beſte und anwendbarſte aus den Pariſer, Wiener und Berliner Polizey-Einrichtungen enthielt. Meh- rere Punkte deſſelben wurden auch ſchon in Ausuͤbung gebracht. Die Bettler auf den Straßen von Warſchau wurden eingefangen; die Kranken, die Kruͤpel und Lahmen unter denſelben, wurden den verſchiedenen Kloͤſtern zur Verſorgung uͤbergeben; die Geſunden wur- den ebenfalls untergebracht und mit allerley Arbeiten beſchaͤftiget. Zur perſoͤnlichen Sicherheit der Einwohner wurden des Nachts, beſonders in den entferntern Straßen, Waͤchter aufgeſtellt, waͤhrend Streifwachen von

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 1, [H. 1]. Berlin, 1795, S. 160. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0101_1795/178>, abgerufen am 27.04.2024.