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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 1, [H. 1]. Berlin, 1795.

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scher Jnfanterie, die fast aus lauter jungen,
festen, gut und neugekleideten Leuten bestand.

Von Pren bis Balwierziszek fuhr
ich, in sechs Viertelstunden, zwey starke Mei-
len, was ich anmerke, um zu zeigen, daß sich
die Lithauischen Postknechte überall gleich blei-
ben. Jn der That, diesen mußte ich ein paar
Mal sogar bitten, einen minder starken Sprung
zu fahren. An Trab war bey ihm nicht zu
denken, außer wenn er Anhöhen hinauf mußte,
deren sich mehrere vorfanden, die, sobald ich
aus einem beträchtlichen Walde heraus war,
sich immer höher und höher über das Bette
der Memel erhoben. Der höchste Punkt der-
selben bot eine Aussicht dar, die man vielleicht
in Lithauen nicht gesucht hätte. Sie öffnete
sich in ein kaum zu umspannendes Thal, durch
welches die Memel, die immer ansehnlicher
wird, sich in mehreren Krümmungen, an be-
hölzten Anhöhen und durch fruchtbare Wiesen,
hinunter windet. Jch bekenne, daß das Ganze
dieser Ansicht so anmuthig auf mich wirkte,

C 2

ſcher Jnfanterie, die faſt aus lauter jungen,
feſten, gut und neugekleideten Leuten beſtand.

Von Pren bis Balwierziszek fuhr
ich, in ſechs Viertelſtunden, zwey ſtarke Mei-
len, was ich anmerke, um zu zeigen, daß ſich
die Lithauiſchen Poſtknechte uͤberall gleich blei-
ben. Jn der That, dieſen mußte ich ein paar
Mal ſogar bitten, einen minder ſtarken Sprung
zu fahren. An Trab war bey ihm nicht zu
denken, außer wenn er Anhoͤhen hinauf mußte,
deren ſich mehrere vorfanden, die, ſobald ich
aus einem betraͤchtlichen Walde heraus war,
ſich immer hoͤher und hoͤher uͤber das Bette
der Memel erhoben. Der hoͤchſte Punkt der-
ſelben bot eine Ausſicht dar, die man vielleicht
in Lithauen nicht geſucht haͤtte. Sie oͤffnete
ſich in ein kaum zu umſpannendes Thal, durch
welches die Memel, die immer anſehnlicher
wird, ſich in mehreren Kruͤmmungen, an be-
hoͤlzten Anhoͤhen und durch fruchtbare Wieſen,
hinunter windet. Jch bekenne, daß das Ganze
dieſer Anſicht ſo anmuthig auf mich wirkte,

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[35/0053] ſcher Jnfanterie, die faſt aus lauter jungen, feſten, gut und neugekleideten Leuten beſtand. Von Pren bis Balwierziszek fuhr ich, in ſechs Viertelſtunden, zwey ſtarke Mei- len, was ich anmerke, um zu zeigen, daß ſich die Lithauiſchen Poſtknechte uͤberall gleich blei- ben. Jn der That, dieſen mußte ich ein paar Mal ſogar bitten, einen minder ſtarken Sprung zu fahren. An Trab war bey ihm nicht zu denken, außer wenn er Anhoͤhen hinauf mußte, deren ſich mehrere vorfanden, die, ſobald ich aus einem betraͤchtlichen Walde heraus war, ſich immer hoͤher und hoͤher uͤber das Bette der Memel erhoben. Der hoͤchſte Punkt der- ſelben bot eine Ausſicht dar, die man vielleicht in Lithauen nicht geſucht haͤtte. Sie oͤffnete ſich in ein kaum zu umſpannendes Thal, durch welches die Memel, die immer anſehnlicher wird, ſich in mehreren Kruͤmmungen, an be- hoͤlzten Anhoͤhen und durch fruchtbare Wieſen, hinunter windet. Jch bekenne, daß das Ganze dieſer Anſicht ſo anmuthig auf mich wirkte, C 2

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 1, [H. 1]. Berlin, 1795, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0101_1795/53>, abgerufen am 29.04.2024.