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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 1, [H. 1]. Berlin, 1795.

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schon mehrere von denjenigen Polnischen Gro-
ßen hier, die an dem nächsten Reichstage noch
Theil nehmen dürfen. Daß ein König in
Grodno war, davon zeigte sich keine Spur;
auch lebte er, mit einem sehr kleinen Gefolge,
in seinem Pallaste wie verschlossen. Vor dem-
selben bemerkte ich keinen einzigen Wagen, aber
desto mehr vor der Wohnung unseres Bot-
schafters. Die Umgebungen unserer Staabs-
Officiere, die mit Vieren und Sechsen einher
fuhren, waren sehr prächtig und füllten fast
alle Straßen; aber die Polnischen Großen
hielten sich jetzt, in einem bescheidenen Wagen
wie versteckt, an den Seiten der Straßen. --
Uebrigens waren mehrere Modenhändler aus
Warschau mit ihren Läden hier; und eine
ziemliche Anzahl der hübschesten und berühm-
testen Mädchen von eben daher, hatten sich
hier, nach ihrer Weise, ansäßig gemacht, um
durch ihr Beyspiel (so vermuthe ich wenigstens)
die verschiedenen Parteyen und Nationen zur

ſchon mehrere von denjenigen Polniſchen Gro-
ßen hier, die an dem naͤchſten Reichstage noch
Theil nehmen duͤrfen. Daß ein Koͤnig in
Grodno war, davon zeigte ſich keine Spur;
auch lebte er, mit einem ſehr kleinen Gefolge,
in ſeinem Pallaſte wie verſchloſſen. Vor dem-
ſelben bemerkte ich keinen einzigen Wagen, aber
deſto mehr vor der Wohnung unſeres Bot-
ſchafters. Die Umgebungen unſerer Staabs-
Officiere, die mit Vieren und Sechſen einher
fuhren, waren ſehr praͤchtig und fuͤllten faſt
alle Straßen; aber die Polniſchen Großen
hielten ſich jetzt, in einem beſcheidenen Wagen
wie verſteckt, an den Seiten der Straßen. —
Uebrigens waren mehrere Modenhaͤndler aus
Warſchau mit ihren Laͤden hier; und eine
ziemliche Anzahl der huͤbſcheſten und beruͤhm-
teſten Maͤdchen von eben daher, hatten ſich
hier, nach ihrer Weiſe, anſaͤßig gemacht, um
durch ihr Beyſpiel (ſo vermuthe ich wenigſtens)
die verſchiedenen Parteyen und Nationen zur

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[41/0059] ſchon mehrere von denjenigen Polniſchen Gro- ßen hier, die an dem naͤchſten Reichstage noch Theil nehmen duͤrfen. Daß ein Koͤnig in Grodno war, davon zeigte ſich keine Spur; auch lebte er, mit einem ſehr kleinen Gefolge, in ſeinem Pallaſte wie verſchloſſen. Vor dem- ſelben bemerkte ich keinen einzigen Wagen, aber deſto mehr vor der Wohnung unſeres Bot- ſchafters. Die Umgebungen unſerer Staabs- Officiere, die mit Vieren und Sechſen einher fuhren, waren ſehr praͤchtig und fuͤllten faſt alle Straßen; aber die Polniſchen Großen hielten ſich jetzt, in einem beſcheidenen Wagen wie verſteckt, an den Seiten der Straßen. — Uebrigens waren mehrere Modenhaͤndler aus Warſchau mit ihren Laͤden hier; und eine ziemliche Anzahl der huͤbſcheſten und beruͤhm- teſten Maͤdchen von eben daher, hatten ſich hier, nach ihrer Weiſe, anſaͤßig gemacht, um durch ihr Beyſpiel (ſo vermuthe ich wenigſtens) die verſchiedenen Parteyen und Nationen zur

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 1, [H. 1]. Berlin, 1795, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0101_1795/59>, abgerufen am 29.04.2024.