Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 1, [H. 1]. Berlin, 1795.

Bild:
<< vorherige Seite

stand derselben. Er war Hofschatzmeister von
Lithauen, sehr in der Gnade des Königs, und
würde Verbesserer der Polnischen Staatsein-
künfte und Schöpfer der Polnischen Fabriken
und Manufakturen geworden seyn, wenn ihn
nicht der Neid niedergehalten hätte. Die
Gläubiger griffen zu und alles ging zu
Grunde.

Von Sokolk bis Buksstal (3 M.)
dauerte der vorhin erwähnte Straßendamm
noch fort und der Reisende bemerkt dies zu
seiner größten Zufriedenheit. Von Buksstal
bis Bialystock ist es derselbe Fall. Jch
machte diese 6 Meilen in 4 Stunden. An
den beyden vorhin genannten Orten fand ich
in den Posthäusern Zweige von zwey Sächsi-
schen Familien, die, seit Augusts des Zwey-
ten
Zeiten, hier die Postmeisterstellen ausfül-
len, und die jetzt schon 44 Köpfe stark sind.
Sie bilden eine kleine bürgerliche Gesellschaft,
die durch Blutsfreundschaft genau zusammen-
hängt, ihre Kinder wechselsweise unter einan-

ſtand derſelben. Er war Hofſchatzmeiſter von
Lithauen, ſehr in der Gnade des Koͤnigs, und
wuͤrde Verbeſſerer der Polniſchen Staatsein-
kuͤnfte und Schoͤpfer der Polniſchen Fabriken
und Manufakturen geworden ſeyn, wenn ihn
nicht der Neid niedergehalten haͤtte. Die
Glaͤubiger griffen zu und alles ging zu
Grunde.

Von Sokolk bis Buksſtal (3 M.)
dauerte der vorhin erwaͤhnte Straßendamm
noch fort und der Reiſende bemerkt dies zu
ſeiner groͤßten Zufriedenheit. Von Buksſtal
bis Bialyſtock iſt es derſelbe Fall. Jch
machte dieſe 6 Meilen in 4 Stunden. An
den beyden vorhin genannten Orten fand ich
in den Poſthaͤuſern Zweige von zwey Saͤchſi-
ſchen Familien, die, ſeit Auguſts des Zwey-
ten
Zeiten, hier die Poſtmeiſterſtellen ausfuͤl-
len, und die jetzt ſchon 44 Koͤpfe ſtark ſind.
Sie bilden eine kleine buͤrgerliche Geſellſchaft,
die durch Blutsfreundſchaft genau zuſammen-
haͤngt, ihre Kinder wechſelsweiſe unter einan-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0063" n="45"/>
&#x017F;tand der&#x017F;elben. Er war Hof&#x017F;chatzmei&#x017F;ter von<lb/>
Lithauen, &#x017F;ehr in der Gnade des Ko&#x0364;nigs, und<lb/>
wu&#x0364;rde Verbe&#x017F;&#x017F;erer der Polni&#x017F;chen Staatsein-<lb/>
ku&#x0364;nfte und Scho&#x0364;pfer der Polni&#x017F;chen Fabriken<lb/>
und Manufakturen geworden &#x017F;eyn, wenn ihn<lb/>
nicht der Neid niedergehalten ha&#x0364;tte. Die<lb/>
Gla&#x0364;ubiger griffen zu und alles ging zu<lb/>
Grunde.</p><lb/>
          <p>Von <hi rendition="#g">Sokolk</hi> bis <hi rendition="#g">Buks&#x017F;tal</hi> (3 M.)<lb/>
dauerte der vorhin erwa&#x0364;hnte Straßendamm<lb/>
noch fort und der Rei&#x017F;ende bemerkt dies zu<lb/>
&#x017F;einer gro&#x0364;ßten Zufriedenheit. Von <hi rendition="#g">Buks&#x017F;tal</hi><lb/>
bis <hi rendition="#g">Bialy&#x017F;tock</hi> i&#x017F;t es der&#x017F;elbe Fall. Jch<lb/>
machte die&#x017F;e 6 Meilen in 4 Stunden. An<lb/>
den beyden vorhin genannten Orten fand ich<lb/>
in den Po&#x017F;tha&#x0364;u&#x017F;ern Zweige von zwey Sa&#x0364;ch&#x017F;i-<lb/>
&#x017F;chen Familien, die, &#x017F;eit <hi rendition="#g">Augu&#x017F;ts des Zwey-<lb/>
ten</hi> Zeiten, hier die Po&#x017F;tmei&#x017F;ter&#x017F;tellen ausfu&#x0364;l-<lb/>
len, und die jetzt &#x017F;chon 44 Ko&#x0364;pfe &#x017F;tark &#x017F;ind.<lb/>
Sie bilden eine kleine bu&#x0364;rgerliche Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft,<lb/>
die durch Blutsfreund&#x017F;chaft genau zu&#x017F;ammen-<lb/>
ha&#x0364;ngt, ihre Kinder wech&#x017F;elswei&#x017F;e unter einan-<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[45/0063] ſtand derſelben. Er war Hofſchatzmeiſter von Lithauen, ſehr in der Gnade des Koͤnigs, und wuͤrde Verbeſſerer der Polniſchen Staatsein- kuͤnfte und Schoͤpfer der Polniſchen Fabriken und Manufakturen geworden ſeyn, wenn ihn nicht der Neid niedergehalten haͤtte. Die Glaͤubiger griffen zu und alles ging zu Grunde. Von Sokolk bis Buksſtal (3 M.) dauerte der vorhin erwaͤhnte Straßendamm noch fort und der Reiſende bemerkt dies zu ſeiner groͤßten Zufriedenheit. Von Buksſtal bis Bialyſtock iſt es derſelbe Fall. Jch machte dieſe 6 Meilen in 4 Stunden. An den beyden vorhin genannten Orten fand ich in den Poſthaͤuſern Zweige von zwey Saͤchſi- ſchen Familien, die, ſeit Auguſts des Zwey- ten Zeiten, hier die Poſtmeiſterſtellen ausfuͤl- len, und die jetzt ſchon 44 Koͤpfe ſtark ſind. Sie bilden eine kleine buͤrgerliche Geſellſchaft, die durch Blutsfreundſchaft genau zuſammen- haͤngt, ihre Kinder wechſelsweiſe unter einan-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0101_1795
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0101_1795/63
Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 1, [H. 1]. Berlin, 1795, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0101_1795/63>, abgerufen am 29.04.2024.