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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 1, [H. 1]. Berlin, 1795.

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der verheyrathet, kein Polnisches Blut ein-
läßt, (so weit dies zu vermeiden ist) und übri-
gens ächt Sächsische Sitte und Mundart bey-
behalten hat, wenn auch die Männer sich zum
Theil Polnisch kleiden. Nettigkeit und Sau-
berkeit zeichnen die Posthäuser, worin sich dies
Völkchen befindet, vor allen übrigen in Lithauen
sehr vortheilhaft aus.

Bialystok, wo ich Abends um 7 Uhr,
nach zurückgelegten 16 Meilen, schon ankam,
ist das neueste und artigste Städtchen, das ich
bisher angetroffen habe. Es liegt schon in
Podlachien. Die Straßen sind gerade und
in der Mitte sehr gut gepflastert; die Häuser fast
alle regelmäßig, von Backsteinen aufgeführt;
in gewissen Entfernungen von einander ab-
stehend, und fast alle nach einerley Geschmack
erbauet, nämlich den Giebel nach der Straße
und Einen Stock hoch. Der Marktplatz ist
geräumig und wird durch eine Halle, die ein
Thurm ziert, recht artig aufgeputzt. Es war
sehr lebhaft. Fast in allen Häusern war Mu-

der verheyrathet, kein Polniſches Blut ein-
laͤßt, (ſo weit dies zu vermeiden iſt) und uͤbri-
gens aͤcht Saͤchſiſche Sitte und Mundart bey-
behalten hat, wenn auch die Maͤnner ſich zum
Theil Polniſch kleiden. Nettigkeit und Sau-
berkeit zeichnen die Poſthaͤuſer, worin ſich dies
Voͤlkchen befindet, vor allen uͤbrigen in Lithauen
ſehr vortheilhaft aus.

Bialyſtok, wo ich Abends um 7 Uhr,
nach zuruͤckgelegten 16 Meilen, ſchon ankam,
iſt das neueſte und artigſte Staͤdtchen, das ich
bisher angetroffen habe. Es liegt ſchon in
Podlachien. Die Straßen ſind gerade und
in der Mitte ſehr gut gepflaſtert; die Haͤuſer faſt
alle regelmaͤßig, von Backſteinen aufgefuͤhrt;
in gewiſſen Entfernungen von einander ab-
ſtehend, und faſt alle nach einerley Geſchmack
erbauet, naͤmlich den Giebel nach der Straße
und Einen Stock hoch. Der Marktplatz iſt
geraͤumig und wird durch eine Halle, die ein
Thurm ziert, recht artig aufgeputzt. Es war
ſehr lebhaft. Faſt in allen Haͤuſern war Mu-

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[46/0064] der verheyrathet, kein Polniſches Blut ein- laͤßt, (ſo weit dies zu vermeiden iſt) und uͤbri- gens aͤcht Saͤchſiſche Sitte und Mundart bey- behalten hat, wenn auch die Maͤnner ſich zum Theil Polniſch kleiden. Nettigkeit und Sau- berkeit zeichnen die Poſthaͤuſer, worin ſich dies Voͤlkchen befindet, vor allen uͤbrigen in Lithauen ſehr vortheilhaft aus. Bialyſtok, wo ich Abends um 7 Uhr, nach zuruͤckgelegten 16 Meilen, ſchon ankam, iſt das neueſte und artigſte Staͤdtchen, das ich bisher angetroffen habe. Es liegt ſchon in Podlachien. Die Straßen ſind gerade und in der Mitte ſehr gut gepflaſtert; die Haͤuſer faſt alle regelmaͤßig, von Backſteinen aufgefuͤhrt; in gewiſſen Entfernungen von einander ab- ſtehend, und faſt alle nach einerley Geſchmack erbauet, naͤmlich den Giebel nach der Straße und Einen Stock hoch. Der Marktplatz iſt geraͤumig und wird durch eine Halle, die ein Thurm ziert, recht artig aufgeputzt. Es war ſehr lebhaft. Faſt in allen Haͤuſern war Mu-

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 1, [H. 1]. Berlin, 1795, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0101_1795/64>, abgerufen am 29.04.2024.