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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 1, [H. 1]. Berlin, 1795.

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braucht es Pferde zu seinen Geschäften eben
so wohl, als zu seiner Erholung und zum
freundschaftlichen Verkehr.

Vielleicht ist es aus diesen Gründen, daß
die Polnischen Heere immer stärker an Reite-
rey als an Fußvolk waren, und daß erstere
dem letztern beständig an Zucht, Ordnung und
Nachdruck überlegen blieb. So war es in
Polen vor Jahrhunderten, so war es voriges
Jahr in dem Kriege gegen unsere Kaiserin.

Als der letztre Reichstag (von 1788 bis
den 18 May 1792) zu wirken anfing, waren,
außer den beyden Leibwachen, die Jnfanterie-
Regimenter ziemlich unbedeutend an Zahl, wie
an soldatischer Kunst; aber die National-Rei-
terey war gut beritten und gekleidet, sorgfäl-
tig rekrutirt und jede Fahne derselben fünf und
vierzig Köpfe stark. Der Reichstag fand es
seinen Entwürfen gemäß, sie zu vermehren,
und verstärkte wirklich jede Fahne bis zu hun-
dert und funfzig Mann. Zu dieser Vermeh-
rung fanden sich häufiger Leute, als zur Ver-

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braucht es Pferde zu ſeinen Geſchaͤften eben
ſo wohl, als zu ſeiner Erholung und zum
freundſchaftlichen Verkehr.

Vielleicht iſt es aus dieſen Gruͤnden, daß
die Polniſchen Heere immer ſtaͤrker an Reite-
rey als an Fußvolk waren, und daß erſtere
dem letztern beſtaͤndig an Zucht, Ordnung und
Nachdruck uͤberlegen blieb. So war es in
Polen vor Jahrhunderten, ſo war es voriges
Jahr in dem Kriege gegen unſere Kaiſerin.

Als der letztre Reichstag (von 1788 bis
den 18 May 1792) zu wirken anfing, waren,
außer den beyden Leibwachen, die Jnfanterie-
Regimenter ziemlich unbedeutend an Zahl, wie
an ſoldatiſcher Kunſt; aber die National-Rei-
terey war gut beritten und gekleidet, ſorgfaͤl-
tig rekrutirt und jede Fahne derſelben fuͤnf und
vierzig Koͤpfe ſtark. Der Reichstag fand es
ſeinen Entwuͤrfen gemaͤß, ſie zu vermehren,
und verſtaͤrkte wirklich jede Fahne bis zu hun-
dert und funfzig Mann. Zu dieſer Vermeh-
rung fanden ſich haͤufiger Leute, als zur Ver-

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[51/0069] braucht es Pferde zu ſeinen Geſchaͤften eben ſo wohl, als zu ſeiner Erholung und zum freundſchaftlichen Verkehr. Vielleicht iſt es aus dieſen Gruͤnden, daß die Polniſchen Heere immer ſtaͤrker an Reite- rey als an Fußvolk waren, und daß erſtere dem letztern beſtaͤndig an Zucht, Ordnung und Nachdruck uͤberlegen blieb. So war es in Polen vor Jahrhunderten, ſo war es voriges Jahr in dem Kriege gegen unſere Kaiſerin. Als der letztre Reichstag (von 1788 bis den 18 May 1792) zu wirken anfing, waren, außer den beyden Leibwachen, die Jnfanterie- Regimenter ziemlich unbedeutend an Zahl, wie an ſoldatiſcher Kunſt; aber die National-Rei- terey war gut beritten und gekleidet, ſorgfaͤl- tig rekrutirt und jede Fahne derſelben fuͤnf und vierzig Koͤpfe ſtark. Der Reichstag fand es ſeinen Entwuͤrfen gemaͤß, ſie zu vermehren, und verſtaͤrkte wirklich jede Fahne bis zu hun- dert und funfzig Mann. Zu dieſer Vermeh- rung fanden ſich haͤufiger Leute, als zur Ver- D 2

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 1, [H. 1]. Berlin, 1795, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0101_1795/69>, abgerufen am 29.04.2024.