Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 1, [H. 1]. Berlin, 1795.

Bild:
<< vorherige Seite

ihn mit weniger Unkosten, mehr Schnelligkeit,
unter gefälligen Leuten, in einem größtentheils
fruchtbaren und angenehmen Lande.

Auch lasse man sich nicht verleiten, was
von der Unsicherheit der Wege gesagt wird,
zu glauben. Jch selbst habe diesen Weg drey-
mal gemacht, viele meiner Freunde ebenfalls,
und nie hat sich etwas Verdächtiges gezeigt,
weder bey Tage noch bey Nacht.

Jch fasse nun noch einige Bemerkungen
über Lithauen und einen Theil des eigentlichen
Polens zusammen, durch den ich jetzt gekom-
men bin.

Lithauen ist mehr eben, als hügelicht, und
Ackerland und Wald wechseln ziemlich zu glei-
chen Theilen mit einander ab. Der Ackerbau
wird, für diese Länder, mit großer Sorgfalt
betrieben, und hier und da fand ich Spuren
von wahrer Sächsischer und Böhmischer Zu-
bereitung des Landes. Dieses ist an sich selbst,
im Ganzen genommen, vortrefflich, und ein
milderer Himmelsstrich greift ihm unter die

ihn mit weniger Unkoſten, mehr Schnelligkeit,
unter gefaͤlligen Leuten, in einem groͤßtentheils
fruchtbaren und angenehmen Lande.

Auch laſſe man ſich nicht verleiten, was
von der Unſicherheit der Wege geſagt wird,
zu glauben. Jch ſelbſt habe dieſen Weg drey-
mal gemacht, viele meiner Freunde ebenfalls,
und nie hat ſich etwas Verdaͤchtiges gezeigt,
weder bey Tage noch bey Nacht.

Jch faſſe nun noch einige Bemerkungen
uͤber Lithauen und einen Theil des eigentlichen
Polens zuſammen, durch den ich jetzt gekom-
men bin.

Lithauen iſt mehr eben, als huͤgelicht, und
Ackerland und Wald wechſeln ziemlich zu glei-
chen Theilen mit einander ab. Der Ackerbau
wird, fuͤr dieſe Laͤnder, mit großer Sorgfalt
betrieben, und hier und da fand ich Spuren
von wahrer Saͤchſiſcher und Boͤhmiſcher Zu-
bereitung des Landes. Dieſes iſt an ſich ſelbſt,
im Ganzen genommen, vortrefflich, und ein
milderer Himmelsſtrich greift ihm unter die

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0081" n="63"/>
ihn mit weniger Unko&#x017F;ten, mehr Schnelligkeit,<lb/>
unter gefa&#x0364;lligen Leuten, in einem gro&#x0364;ßtentheils<lb/>
fruchtbaren und angenehmen Lande.</p><lb/>
          <p>Auch la&#x017F;&#x017F;e man &#x017F;ich nicht verleiten, was<lb/>
von der Un&#x017F;icherheit der Wege ge&#x017F;agt wird,<lb/>
zu glauben. Jch &#x017F;elb&#x017F;t habe die&#x017F;en Weg drey-<lb/>
mal gemacht, viele meiner Freunde ebenfalls,<lb/>
und nie hat &#x017F;ich etwas Verda&#x0364;chtiges gezeigt,<lb/>
weder bey Tage noch bey Nacht.</p><lb/>
          <p>Jch fa&#x017F;&#x017F;e nun noch einige Bemerkungen<lb/>
u&#x0364;ber Lithauen und einen Theil des eigentlichen<lb/>
Polens zu&#x017F;ammen, durch den ich jetzt gekom-<lb/>
men bin.</p><lb/>
          <p>Lithauen i&#x017F;t mehr eben, als hu&#x0364;gelicht, und<lb/>
Ackerland und Wald wech&#x017F;eln ziemlich zu glei-<lb/>
chen Theilen mit einander ab. Der Ackerbau<lb/>
wird, fu&#x0364;r die&#x017F;e La&#x0364;nder, mit großer Sorgfalt<lb/>
betrieben, und hier und da fand ich Spuren<lb/>
von wahrer Sa&#x0364;ch&#x017F;i&#x017F;cher und Bo&#x0364;hmi&#x017F;cher Zu-<lb/>
bereitung des Landes. Die&#x017F;es i&#x017F;t an &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t,<lb/>
im Ganzen genommen, vortrefflich, und ein<lb/>
milderer Himmels&#x017F;trich greift ihm unter die<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[63/0081] ihn mit weniger Unkoſten, mehr Schnelligkeit, unter gefaͤlligen Leuten, in einem groͤßtentheils fruchtbaren und angenehmen Lande. Auch laſſe man ſich nicht verleiten, was von der Unſicherheit der Wege geſagt wird, zu glauben. Jch ſelbſt habe dieſen Weg drey- mal gemacht, viele meiner Freunde ebenfalls, und nie hat ſich etwas Verdaͤchtiges gezeigt, weder bey Tage noch bey Nacht. Jch faſſe nun noch einige Bemerkungen uͤber Lithauen und einen Theil des eigentlichen Polens zuſammen, durch den ich jetzt gekom- men bin. Lithauen iſt mehr eben, als huͤgelicht, und Ackerland und Wald wechſeln ziemlich zu glei- chen Theilen mit einander ab. Der Ackerbau wird, fuͤr dieſe Laͤnder, mit großer Sorgfalt betrieben, und hier und da fand ich Spuren von wahrer Saͤchſiſcher und Boͤhmiſcher Zu- bereitung des Landes. Dieſes iſt an ſich ſelbſt, im Ganzen genommen, vortrefflich, und ein milderer Himmelsſtrich greift ihm unter die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0101_1795
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0101_1795/81
Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 1, [H. 1]. Berlin, 1795, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0101_1795/81>, abgerufen am 29.04.2024.