Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].

Bild:
<< vorherige Seite

Zuschrifft.
nicht/ sondern waren stoltz und thäten Greuel für mir/ darumb ich sie
auch weggethan habe/ da ich begunt drein zu sehen. Es wird darumb
nicht wol im Hause stohn/ wann der Knecht lernt nicht/ seine/ sondern
seines Herrn Lection. Dadurch wird das höllische Reich nicht zerstö-
ret. Wer aber deß Teuffels Reiche Abbruch thun wil/ der muß es ma-
chen wie ein kluger Kauffmann/ oder wie ein verständiger Wundartzt.
Ein Kauffmann bringt an jenen Ort solche Wahren/ die dem Orte
nötig sind. Were es nicht ein toller Kauffmann/ der zu Franckfurt in
der Judengasse wolte einen Kram auffschlagen/ und Schincken/ Brat-
würste und Leberwürste verkauffen? Es würde kein Jüd seyn/ der ihm ei-
nen Weißpfennig oder einen Batzen vor alle seine Wahre geben würde.
Were der nicht ein toller Kauffmann welcher Hopffen in Jtalien
führen wolte/ da man kein Bier brauet? Wann der Hopffen Jahr
und Tage zu Rom lege/ der Kauffmann würde nicht so viel dafür be-
kommen/ daß er im Gasthause eine Mahlzeit bezahlen könte. Aber in
Westphalen/ im Brunschwieger Lande/ und an andern Nidersächsi-
schen Orten kan er leichtlich Geld dafür bekommen. Ein guter ver-
ständiger Wundartzt leget ein Pflaster an den Ort/ da es dem Pa-
tienten wehe thut. Were der nicht ein toller Feldscherer oder Wund-
artzt/ der einem armen Soldaten/ welcher über den Kopff gehauen/ ein
Pflaster wolte über den lincken Elenbogen legen? Das Pflaster/ so er
über den Elenbogen leget/ mag zwar gut seyn/ aber die Wunde am
Kopff wird nicht dadurch curiret und geheilet. Jch bezeuge mit mei-
nem Gewissen/ daß wann ich meine Zuhörer auff meinem Rückeu
tragen könte biß an die Pforte deß Himmels/ ich wolte es thun. Allein
ich zweiffele nicht daran/ daß ich mit dieser Erinnerung bey Knechten
und Mägden schlechten Danck verdienen werde/ und daß sie mich in
der gantzen Stadt werden stinckend machen/ gleichwie allbereit die
Ammen und Huren an vielen Orten gethan haben. Allein ich ergebe
mich in den Schutz Gottes/ und meiner großgünstigen Herren/ und
bitte/ Sie wollen durch ihre vielgeltende Authorität bey allerhand
Conventen, den gemeinen Mann erinnern/ daß dieses alles von mir
wol gemeynet sey. Der gütige Gott lasse seinen reichen Segen über
diese hochlöbliche Stadt immer fort und fort regnen. Er gebe ihr von
dem Thau deß Himmels/ und von der Fettigkeit der Erden/ und
Korn und Most die Fülle. Er thue ein Zeichen an ihnen/ daß es ihnen
wolgehe/ daß es alle ihre Widerwertige sehen/ und sich schämen müs-
sen. Unter andern gebe Er meinen hochgeehrten Herren/ und allen
ihren lieben Angehörigen/ was ihnen lieb und nütz ist an Leib und
Seele/ an Ehre und Gut. Jch werde eine jede Gelegenheit mir lassen
lieb und angenehme seyn/ darin ich nicht mit Worten/ sondern mit

würckli-

Zuſchrifft.
nicht/ ſondern waren ſtoltz und thaͤten Greuel fuͤr mir/ darumb ich ſie
auch weggethan habe/ da ich begunt drein zu ſehen. Es wird darumb
nicht wol im Hauſe ſtohn/ wann der Knecht lernt nicht/ ſeine/ ſondern
ſeines Herrn Lection. Dadurch wird das hoͤlliſche Reich nicht zerſtoͤ-
ret. Wer aber deß Teuffels Reiche Abbruch thun wil/ der muß es ma-
chen wie ein kluger Kauffmann/ oder wie ein verſtaͤndiger Wundartzt.
Ein Kauffmann bringt an jenen Ort ſolche Wahren/ die dem Orte
noͤtig ſind. Were es nicht ein toller Kauffmann/ der zu Franckfurt in
der Judengaſſe wolte einen Kram auffſchlagen/ und Schincken/ Brat-
wuͤrſte uñ Leberwuͤrſte verkauffen? Es wuͤrde kein Juͤd ſeyn/ der ihm ei-
nen Weißpfennig oder einẽ Batzen vor alle ſeine Wahre geben wuͤrde.
Were der nicht ein toller Kauffmann welcher Hopffen in Jtalien
fuͤhren wolte/ da man kein Bier brauet? Wann der Hopffen Jahr
und Tage zu Rom lege/ der Kauffmann wuͤrde nicht ſo viel dafuͤr be-
kommen/ daß er im Gaſthauſe eine Mahlzeit bezahlen koͤnte. Aber in
Weſtphalen/ im Brunſchwieger Lande/ und an andern Niderſaͤchſi-
ſchen Orten kan er leichtlich Geld dafuͤr bekommen. Ein guter ver-
ſtaͤndiger Wundartzt leget ein Pflaſter an den Ort/ da es dem Pa-
tienten wehe thut. Were der nicht ein toller Feldſcherer oder Wund-
artzt/ der einem armen Soldaten/ welcher uͤber den Kopff gehauen/ ein
Pflaſter wolte uͤber den lincken Elenbogen legen? Das Pflaſter/ ſo er
uͤber den Elenbogen leget/ mag zwar gut ſeyn/ aber die Wunde am
Kopff wird nicht dadurch curiret und geheilet. Jch bezeuge mit mei-
nem Gewiſſen/ daß wann ich meine Zuhoͤrer auff meinem Ruͤckeu
tragen koͤnte biß an die Pforte deß Himmels/ ich wolte es thun. Allein
ich zweiffele nicht daran/ daß ich mit dieſer Erinnerung bey Knechten
und Maͤgden ſchlechten Danck verdienen werde/ und daß ſie mich in
der gantzen Stadt werden ſtinckend machen/ gleichwie allbereit die
Ammen und Huren an vielen Orten gethan haben. Allein ich ergebe
mich in den Schutz Gottes/ und meiner großguͤnſtigen Herren/ und
bitte/ Sie wollen durch ihre vielgeltende Authoritaͤt bey allerhand
Conventen, den gemeinen Mann erinnern/ daß dieſes alles von mir
wol gemeynet ſey. Der guͤtige Gott laſſe ſeinen reichen Segen uͤber
dieſe hochloͤbliche Stadt immer fort und fort regnen. Er gebe ihr von
dem Thau deß Himmels/ und von der Fettigkeit der Erden/ und
Korn und Moſt die Fuͤlle. Er thue ein Zeichen an ihnen/ daß es ihnen
wolgehe/ daß es alle ihre Widerwertige ſehen/ und ſich ſchaͤmen muͤſ-
ſen. Unter andern gebe Er meinen hochgeehrten Herren/ und allen
ihren lieben Angehoͤrigen/ was ihnen lieb und nuͤtz iſt an Leib und
Seele/ an Ehre und Gut. Jch werde eine jede Gelegenheit mir laſſen
lieb und angenehme ſeyn/ darin ich nicht mit Worten/ ſondern mit

wuͤrckli-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="dedication" n="2">
          <p><pb facs="#f0375" n="333"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Zu&#x017F;chrifft.</hi></fw><lb/>
nicht/ &#x017F;ondern waren &#x017F;toltz und tha&#x0364;ten Greuel fu&#x0364;r mir/ darumb ich &#x017F;ie<lb/>
auch weggethan habe/ da ich begunt drein zu &#x017F;ehen. Es wird darumb<lb/>
nicht wol im Hau&#x017F;e &#x017F;tohn/ wann der Knecht lernt nicht/ &#x017F;eine/ &#x017F;ondern<lb/>
&#x017F;eines Herrn <hi rendition="#aq">Lection.</hi> Dadurch wird das ho&#x0364;lli&#x017F;che Reich nicht zer&#x017F;to&#x0364;-<lb/>
ret. Wer aber deß Teuffels Reiche Abbruch thun wil/ der muß es ma-<lb/>
chen wie ein kluger Kauffmann/ oder wie ein ver&#x017F;ta&#x0364;ndiger Wundartzt.<lb/>
Ein Kauffmann bringt an jenen Ort &#x017F;olche Wahren/ die dem Orte<lb/>
no&#x0364;tig &#x017F;ind. Were es nicht ein toller Kauffmann/ der zu Franckfurt in<lb/>
der Judenga&#x017F;&#x017F;e wolte einen Kram auff&#x017F;chlagen/ und Schincken/ Brat-<lb/>
wu&#x0364;r&#x017F;te un&#x0303; Leberwu&#x0364;r&#x017F;te verkauffen? Es wu&#x0364;rde kein Ju&#x0364;d &#x017F;eyn/ der ihm ei-<lb/>
nen Weißpfennig oder eine&#x0303; Batzen vor alle &#x017F;eine Wahre geben wu&#x0364;rde.<lb/>
Were der nicht ein toller Kauffmann welcher Hopffen in Jtalien<lb/>
fu&#x0364;hren wolte/ da man kein Bier brauet? Wann der Hopffen Jahr<lb/>
und Tage zu Rom lege/ der Kauffmann wu&#x0364;rde nicht &#x017F;o viel dafu&#x0364;r be-<lb/>
kommen/ daß er im Ga&#x017F;thau&#x017F;e eine Mahlzeit bezahlen ko&#x0364;nte. Aber in<lb/>
We&#x017F;tphalen/ im Brun&#x017F;chwieger Lande/ und an andern Nider&#x017F;a&#x0364;ch&#x017F;i-<lb/>
&#x017F;chen Orten kan er leichtlich Geld dafu&#x0364;r bekommen. Ein guter ver-<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;ndiger Wundartzt leget ein Pfla&#x017F;ter an den Ort/ da es dem Pa-<lb/>
tienten wehe thut. Were der nicht ein toller Feld&#x017F;cherer oder Wund-<lb/>
artzt/ der einem armen Soldaten/ welcher u&#x0364;ber den Kopff gehauen/ ein<lb/>
Pfla&#x017F;ter wolte u&#x0364;ber den lincken Elenbogen legen? Das Pfla&#x017F;ter/ &#x017F;o er<lb/>
u&#x0364;ber den Elenbogen leget/ mag zwar gut &#x017F;eyn/ aber die Wunde am<lb/>
Kopff wird nicht dadurch curiret und geheilet. Jch bezeuge mit mei-<lb/>
nem Gewi&#x017F;&#x017F;en/ daß wann ich meine Zuho&#x0364;rer auff meinem Ru&#x0364;ckeu<lb/>
tragen ko&#x0364;nte biß an die Pforte deß Himmels/ ich wolte es thun. Allein<lb/>
ich zweiffele nicht daran/ daß ich mit die&#x017F;er Erinnerung bey Knechten<lb/>
und Ma&#x0364;gden &#x017F;chlechten Danck verdienen werde/ und daß &#x017F;ie mich in<lb/>
der gantzen Stadt werden &#x017F;tinckend machen/ gleichwie allbereit die<lb/>
Ammen und Huren an vielen Orten gethan haben. Allein ich ergebe<lb/>
mich in den Schutz Gottes/ und meiner großgu&#x0364;n&#x017F;tigen Herren/ und<lb/>
bitte/ Sie wollen durch ihre vielgeltende Authorita&#x0364;t bey allerhand<lb/><hi rendition="#aq">Conventen,</hi> den gemeinen Mann erinnern/ daß die&#x017F;es alles von mir<lb/>
wol gemeynet &#x017F;ey. Der gu&#x0364;tige Gott la&#x017F;&#x017F;e &#x017F;einen reichen Segen u&#x0364;ber<lb/>
die&#x017F;e hochlo&#x0364;bliche Stadt immer fort und fort regnen. Er gebe ihr von<lb/>
dem Thau deß Himmels/ und von der Fettigkeit der Erden/ und<lb/>
Korn und Mo&#x017F;t die Fu&#x0364;lle. Er thue ein Zeichen an ihnen/ daß es ihnen<lb/>
wolgehe/ daß es alle ihre Widerwertige &#x017F;ehen/ und &#x017F;ich &#x017F;cha&#x0364;men mu&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en. Unter andern gebe Er meinen hochgeehrten Herren/ und allen<lb/>
ihren lieben Angeho&#x0364;rigen/ was ihnen lieb und nu&#x0364;tz i&#x017F;t an Leib und<lb/>
Seele/ an Ehre und Gut. Jch werde eine jede Gelegenheit mir la&#x017F;&#x017F;en<lb/>
lieb und angenehme &#x017F;eyn/ darin ich nicht mit Worten/ &#x017F;ondern mit<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">wu&#x0364;rckli-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[333/0375] Zuſchrifft. nicht/ ſondern waren ſtoltz und thaͤten Greuel fuͤr mir/ darumb ich ſie auch weggethan habe/ da ich begunt drein zu ſehen. Es wird darumb nicht wol im Hauſe ſtohn/ wann der Knecht lernt nicht/ ſeine/ ſondern ſeines Herrn Lection. Dadurch wird das hoͤlliſche Reich nicht zerſtoͤ- ret. Wer aber deß Teuffels Reiche Abbruch thun wil/ der muß es ma- chen wie ein kluger Kauffmann/ oder wie ein verſtaͤndiger Wundartzt. Ein Kauffmann bringt an jenen Ort ſolche Wahren/ die dem Orte noͤtig ſind. Were es nicht ein toller Kauffmann/ der zu Franckfurt in der Judengaſſe wolte einen Kram auffſchlagen/ und Schincken/ Brat- wuͤrſte uñ Leberwuͤrſte verkauffen? Es wuͤrde kein Juͤd ſeyn/ der ihm ei- nen Weißpfennig oder einẽ Batzen vor alle ſeine Wahre geben wuͤrde. Were der nicht ein toller Kauffmann welcher Hopffen in Jtalien fuͤhren wolte/ da man kein Bier brauet? Wann der Hopffen Jahr und Tage zu Rom lege/ der Kauffmann wuͤrde nicht ſo viel dafuͤr be- kommen/ daß er im Gaſthauſe eine Mahlzeit bezahlen koͤnte. Aber in Weſtphalen/ im Brunſchwieger Lande/ und an andern Niderſaͤchſi- ſchen Orten kan er leichtlich Geld dafuͤr bekommen. Ein guter ver- ſtaͤndiger Wundartzt leget ein Pflaſter an den Ort/ da es dem Pa- tienten wehe thut. Were der nicht ein toller Feldſcherer oder Wund- artzt/ der einem armen Soldaten/ welcher uͤber den Kopff gehauen/ ein Pflaſter wolte uͤber den lincken Elenbogen legen? Das Pflaſter/ ſo er uͤber den Elenbogen leget/ mag zwar gut ſeyn/ aber die Wunde am Kopff wird nicht dadurch curiret und geheilet. Jch bezeuge mit mei- nem Gewiſſen/ daß wann ich meine Zuhoͤrer auff meinem Ruͤckeu tragen koͤnte biß an die Pforte deß Himmels/ ich wolte es thun. Allein ich zweiffele nicht daran/ daß ich mit dieſer Erinnerung bey Knechten und Maͤgden ſchlechten Danck verdienen werde/ und daß ſie mich in der gantzen Stadt werden ſtinckend machen/ gleichwie allbereit die Ammen und Huren an vielen Orten gethan haben. Allein ich ergebe mich in den Schutz Gottes/ und meiner großguͤnſtigen Herren/ und bitte/ Sie wollen durch ihre vielgeltende Authoritaͤt bey allerhand Conventen, den gemeinen Mann erinnern/ daß dieſes alles von mir wol gemeynet ſey. Der guͤtige Gott laſſe ſeinen reichen Segen uͤber dieſe hochloͤbliche Stadt immer fort und fort regnen. Er gebe ihr von dem Thau deß Himmels/ und von der Fettigkeit der Erden/ und Korn und Moſt die Fuͤlle. Er thue ein Zeichen an ihnen/ daß es ihnen wolgehe/ daß es alle ihre Widerwertige ſehen/ und ſich ſchaͤmen muͤſ- ſen. Unter andern gebe Er meinen hochgeehrten Herren/ und allen ihren lieben Angehoͤrigen/ was ihnen lieb und nuͤtz iſt an Leib und Seele/ an Ehre und Gut. Jch werde eine jede Gelegenheit mir laſſen lieb und angenehme ſeyn/ darin ich nicht mit Worten/ ſondern mit wuͤrckli-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/375
Zitationshilfe: Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 333. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/375>, abgerufen am 27.04.2024.