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Semmelweis, Ignaz Philipp: Die Ätiologie, der Begriff und die Prophylaxe des Kindbettfiebers. Pest u. a., 1861.

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und da fanden sich nun die obenerwähnten, mit zersetztem
Blut und Lochialfluss verunreinigten Leintücher.

Wenn meine Ueberzeugung dahin geht, dass das Kind-
bettfieber in der grossen Mehrzahl der Fälle durch Auf-
nahme eines zersetzten thierisch-organischen Stoffes von aus-
sen entstehe, und wenn den Wöchnerinnen mittelst Leintücher
zersetzte Stoffe von aussen eingebracht werden, und in Folge
dessen das Kindbettfieber wirklich entsteht, so sind diese Er-
krankungsfälle directe Beweise für die Richtigkeit meiner
Ansicht über die Entstehung des Kindbettfiebers.

Im Schuljahre 1857/8 wurden die äusseren Genitalien
zweier am Kindbettfieber erkrankter Individuen gangränös.
Da selbe wegen Raummangel unter den übrigen Wöchnerin-
nen liegen bleiben mussten, so wurden ihnen, um sie so viel
als möglich zu isoliren, von zwölf zu zwölf Stunden zwei Heb-
ammen-Schülerinnen zur Pflege zugetheilt, mit dem Befehle,
kein anderes Individuum zu berühren, trotzdem wurde eine
so Zugetheilte ertappt, als sie sich eben anschickte, eine neu-
angekommene Kreissende zu untersuchen.


und da fanden sich nun die obenerwähnten, mit zersetztem
Blut und Lochialfluss verunreinigten Leintücher.

Wenn meine Ueberzeugung dahin geht, dass das Kind-
bettfieber in der grossen Mehrzahl der Fälle durch Auf-
nahme eines zersetzten thierisch-organischen Stoffes von aus-
sen entstehe, und wenn den Wöchnerinnen mittelst Leintücher
zersetzte Stoffe von aussen eingebracht werden, und in Folge
dessen das Kindbettfieber wirklich entsteht, so sind diese Er-
krankungsfälle directe Beweise für die Richtigkeit meiner
Ansicht über die Entstehung des Kindbettfiebers.

Im Schuljahre 1857/8 wurden die äusseren Genitalien
zweier am Kindbettfieber erkrankter Individuen gangränös.
Da selbe wegen Raummangel unter den übrigen Wöchnerin-
nen liegen bleiben mussten, so wurden ihnen, um sie so viel
als möglich zu isoliren, von zwölf zu zwölf Stunden zwei Heb-
ammen-Schülerinnen zur Pflege zugetheilt, mit dem Befehle,
kein anderes Individuum zu berühren, trotzdem wurde eine
so Zugetheilte ertappt, als sie sich eben anschickte, eine neu-
angekommene Kreissende zu untersuchen.


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[101/0113] und da fanden sich nun die obenerwähnten, mit zersetztem Blut und Lochialfluss verunreinigten Leintücher. Wenn meine Ueberzeugung dahin geht, dass das Kind- bettfieber in der grossen Mehrzahl der Fälle durch Auf- nahme eines zersetzten thierisch-organischen Stoffes von aus- sen entstehe, und wenn den Wöchnerinnen mittelst Leintücher zersetzte Stoffe von aussen eingebracht werden, und in Folge dessen das Kindbettfieber wirklich entsteht, so sind diese Er- krankungsfälle directe Beweise für die Richtigkeit meiner Ansicht über die Entstehung des Kindbettfiebers. Im Schuljahre 1857/8 wurden die äusseren Genitalien zweier am Kindbettfieber erkrankter Individuen gangränös. Da selbe wegen Raummangel unter den übrigen Wöchnerin- nen liegen bleiben mussten, so wurden ihnen, um sie so viel als möglich zu isoliren, von zwölf zu zwölf Stunden zwei Heb- ammen-Schülerinnen zur Pflege zugetheilt, mit dem Befehle, kein anderes Individuum zu berühren, trotzdem wurde eine so Zugetheilte ertappt, als sie sich eben anschickte, eine neu- angekommene Kreissende zu untersuchen.

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Zitationshilfe: Semmelweis, Ignaz Philipp: Die Ätiologie, der Begriff und die Prophylaxe des Kindbettfiebers. Pest u. a., 1861, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/semmelweis_kindbettfieber_1861/113>, abgerufen am 23.04.2024.