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Semper, Karl: Die Philippinen und ihre Bewohner. Sechs Skizzen. Würzburg, 1869.

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Es scheinen diese verschiedenen Gruppen lebender Vulcane der jetzigen Epoche ziemlich unabhängig von einander zu sein. Aber schon der gleichzeitige Ausbruch dreier von einander getrennter Vulcane deutet auf einen Zusammenhang hin. Nach dem Padre Juan de la Concepcion fand am 4. Januar 1645 gleichzeitig eine Eruption des Vulcan von Serangani, eines jetzt gänzlich zur Ruhe gekommenen Vulcans aus der Sulugruppe und des unter dem Namen Vulcan de Aringay auch auf Darwin's Karte angegebenen Berges statt. Allerdings ist die Vulcan-Natur des letzteren nicht über allen Zweifel erhaben; denn die Beschreibung des genannten Historiker's der Philippinen lässt völlig im Unklaren, ob aus dem Berg, den er zwar einen Vulcan nennt, wirklich damals ein Ausbruch stattgefunden habe oder ob er nicht vielleicht bloss durch die Erschütterung in einem heftigen Erdbeben zusammengestürzt sei. Aber abgesehen hiervon gibt es zwei wichtige Gründe, welche die Zusammengehörigkeit aller dieser Vulcane beweisen. Zeichnet man die vielen durch ihre ausgesprochen kegelförmige Gestalt, das Vorhandensein eines verschütteten Kraters, zahlreiche heisse Quellen und deutlich erkennbare alte Aschenauswürfe gekennzeichneten Vulcane zwischen jene lebenden ein, so schliesst sich dadurch eine ganz zusammenhängende Kette von Bergen. Und es schliesst sich diese Vulcanenkette, wie schon von Buch und Berghaus hervorgehoben wurde, direct an die Reihe an, welche in gleicher Richtung über Sanguir, Siao, Ternate, Celebes und Gilolo bis südlich vom Aequator hinunterzieht, wo sie senkrecht auf die Vulcanenreihe der Sundainseln trifft. Solcher erloschener Vulcane finden sich viele auf allen Inseln mit einziger Ausnahme von Cebu und Bohol, welche gänzlich aus gehobenen Korallenriffen und neptunischen Schichten gebildet zu sein scheinen. In der westlichen wie östlichen Cordillere des Nordens und im Süden von Luzon, in der isolirten Bergkette von Zambales und auf Leyte und Samar, im westlichen Gebirgslande des Nordens von Mindanao und in dem Höhenzuge von Palawan erheben sich solche erloschene Vulcane hoch über die mittlere Kammhöhe des Gebirgszuges, dem sie angehören. Dahin gehört der Berg von Majaijai oder der M. Banajao von 7030 span. Fuss Meereshöhe, dessen Fuss die vielgerühmte Laguna de Bay badet; dahin der M. Data im Distrikte der Kupferminen bei

Es scheinen diese verschiedenen Gruppen lebender Vulcane der jetzigen Epoche ziemlich unabhängig von einander zu sein. Aber schon der gleichzeitige Ausbruch dreier von einander getrennter Vulcane deutet auf einen Zusammenhang hin. Nach dem Padre Juan de la Concepcion fand am 4. Januar 1645 gleichzeitig eine Eruption des Vulcan von Serangani, eines jetzt gänzlich zur Ruhe gekommenen Vulcans aus der Sulugruppe und des unter dem Namen Vulcan de Aringay auch auf Darwin’s Karte angegebenen Berges statt. Allerdings ist die Vulcan-Natur des letzteren nicht über allen Zweifel erhaben; denn die Beschreibung des genannten Historiker’s der Philippinen lässt völlig im Unklaren, ob aus dem Berg, den er zwar einen Vulcan nennt, wirklich damals ein Ausbruch stattgefunden habe oder ob er nicht vielleicht bloss durch die Erschütterung in einem heftigen Erdbeben zusammengestürzt sei. Aber abgesehen hiervon gibt es zwei wichtige Gründe, welche die Zusammengehörigkeit aller dieser Vulcane beweisen. Zeichnet man die vielen durch ihre ausgesprochen kegelförmige Gestalt, das Vorhandensein eines verschütteten Kraters, zahlreiche heisse Quellen und deutlich erkennbare alte Aschenauswürfe gekennzeichneten Vulcane zwischen jene lebenden ein, so schliesst sich dadurch eine ganz zusammenhängende Kette von Bergen. Und es schliesst sich diese Vulcanenkette, wie schon von Buch und Berghaus hervorgehoben wurde, direct an die Reihe an, welche in gleicher Richtung über Sanguir, Siao, Ternate, Celebes und Gilolo bis südlich vom Aequator hinunterzieht, wo sie senkrecht auf die Vulcanenreihe der Sundainseln trifft. Solcher erloschener Vulcane finden sich viele auf allen Inseln mit einziger Ausnahme von Cebú und Bohol, welche gänzlich aus gehobenen Korallenriffen und neptunischen Schichten gebildet zu sein scheinen. In der westlichen wie östlichen Cordillere des Nordens und im Süden von Luzon, in der isolirten Bergkette von Zambales und auf Leyte und Samar, im westlichen Gebirgslande des Nordens von Mindanao und in dem Höhenzuge von Palawan erheben sich solche erloschene Vulcane hoch über die mittlere Kammhöhe des Gebirgszuges, dem sie angehören. Dahin gehört der Berg von Majaijai oder der M. Banajao von 7030 span. Fuss Meereshöhe, dessen Fuss die vielgerühmte Laguna de Bay badet; dahin der M. Datá im Distrikte der Kupferminen bei

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[19/0019] Es scheinen diese verschiedenen Gruppen lebender Vulcane der jetzigen Epoche ziemlich unabhängig von einander zu sein. Aber schon der gleichzeitige Ausbruch dreier von einander getrennter Vulcane deutet auf einen Zusammenhang hin. Nach dem Padre Juan de la Concepcion fand am 4. Januar 1645 gleichzeitig eine Eruption des Vulcan von Serangani, eines jetzt gänzlich zur Ruhe gekommenen Vulcans aus der Sulugruppe und des unter dem Namen Vulcan de Aringay auch auf Darwin’s Karte angegebenen Berges statt. Allerdings ist die Vulcan-Natur des letzteren nicht über allen Zweifel erhaben; denn die Beschreibung des genannten Historiker’s der Philippinen lässt völlig im Unklaren, ob aus dem Berg, den er zwar einen Vulcan nennt, wirklich damals ein Ausbruch stattgefunden habe oder ob er nicht vielleicht bloss durch die Erschütterung in einem heftigen Erdbeben zusammengestürzt sei. Aber abgesehen hiervon gibt es zwei wichtige Gründe, welche die Zusammengehörigkeit aller dieser Vulcane beweisen. Zeichnet man die vielen durch ihre ausgesprochen kegelförmige Gestalt, das Vorhandensein eines verschütteten Kraters, zahlreiche heisse Quellen und deutlich erkennbare alte Aschenauswürfe gekennzeichneten Vulcane zwischen jene lebenden ein, so schliesst sich dadurch eine ganz zusammenhängende Kette von Bergen. Und es schliesst sich diese Vulcanenkette, wie schon von Buch und Berghaus hervorgehoben wurde, direct an die Reihe an, welche in gleicher Richtung über Sanguir, Siao, Ternate, Celebes und Gilolo bis südlich vom Aequator hinunterzieht, wo sie senkrecht auf die Vulcanenreihe der Sundainseln trifft. Solcher erloschener Vulcane finden sich viele auf allen Inseln mit einziger Ausnahme von Cebú und Bohol, welche gänzlich aus gehobenen Korallenriffen und neptunischen Schichten gebildet zu sein scheinen. In der westlichen wie östlichen Cordillere des Nordens und im Süden von Luzon, in der isolirten Bergkette von Zambales und auf Leyte und Samar, im westlichen Gebirgslande des Nordens von Mindanao und in dem Höhenzuge von Palawan erheben sich solche erloschene Vulcane hoch über die mittlere Kammhöhe des Gebirgszuges, dem sie angehören. Dahin gehört der Berg von Majaijai oder der M. Banajao von 7030 span. Fuss Meereshöhe, dessen Fuss die vielgerühmte Laguna de Bay badet; dahin der M. Datá im Distrikte der Kupferminen bei

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Zitationshilfe: Semper, Karl: Die Philippinen und ihre Bewohner. Sechs Skizzen. Würzburg, 1869, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/semper_philippinen_1869/19>, abgerufen am 19.03.2024.