Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Semper, Karl: Die Philippinen und ihre Bewohner. Sechs Skizzen. Würzburg, 1869.

Bild:
<< vorherige Seite

nach alter Gewohnheit von dem Fürsten, der seine Stellung theils durch Rang, besonders aber durch persönliche Tapferkeit bewahren musste, im Rathe mit den Aeltesten des Dorfes geschlichtet. Endlich entwickelte sich durch die Sitte der Vornehmen, sich unter den im Kriege geraubten Sclavinnen ihre Concubinen zu wählen, im Laufe der Zeit, wie sich die wenigen Häuser einer Familie zu einem Dorfe vergrösserten, die Classe der Freien oder der "Timava's". Kinder derselben, oder auch ihre Verwandten, die eine Zeit lang als Sclaven gedient hatten, wurden frei gelassen, und diese Classe der Freien stellte sich zwischen diejenige der Vornehmen, welche sich durch ihre Heirathen möglichst rein zu erhalten suchten, und die der Sclaven, welche immer gewärtig sein mussten, dem Kriegsgotte geopfert oder als Sühne für begangenes Unrecht verkauft zu werden. So war der sociale Zustand der Bewohner der Philippinen, als die Muhamedaner und die Spanier von zwei verschiedenen Seiten her ihre Religion im Land einzuführen versuchten.

nach alter Gewohnheit von dem Fürsten, der seine Stellung theils durch Rang, besonders aber durch persönliche Tapferkeit bewahren musste, im Rathe mit den Aeltesten des Dorfes geschlichtet. Endlich entwickelte sich durch die Sitte der Vornehmen, sich unter den im Kriege geraubten Sclavinnen ihre Concubinen zu wählen, im Laufe der Zeit, wie sich die wenigen Häuser einer Familie zu einem Dorfe vergrösserten, die Classe der Freien oder der “Timava’s”. Kinder derselben, oder auch ihre Verwandten, die eine Zeit lang als Sclaven gedient hatten, wurden frei gelassen, und diese Classe der Freien stellte sich zwischen diejenige der Vornehmen, welche sich durch ihre Heirathen möglichst rein zu erhalten suchten, und die der Sclaven, welche immer gewärtig sein mussten, dem Kriegsgotte geopfert oder als Sühne für begangenes Unrecht verkauft zu werden. So war der sociale Zustand der Bewohner der Philippinen, als die Muhamedaner und die Spanier von zwei verschiedenen Seiten her ihre Religion im Land einzuführen versuchten.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0067" n="67"/>
nach alter Gewohnheit von dem Fürsten, der
                     seine Stellung theils durch Rang, besonders aber durch persönliche
                     Tapferkeit bewahren musste, im Rathe mit den Aeltesten des Dorfes geschlichtet.
                     Endlich entwickelte sich durch die Sitte der Vornehmen, sich unter den im Kriege
                     geraubten Sclavinnen ihre Concubinen zu wählen, im Laufe der Zeit, wie sich
                     die wenigen Häuser einer Familie zu einem Dorfe vergrösserten, die
                     Classe der Freien oder der &#x201C;Timava&#x2019;s&#x201D;. Kinder derselben, oder
                     auch ihre Verwandten, die eine Zeit lang als Sclaven gedient hatten, wurden frei
                     gelassen, und diese Classe der Freien stellte sich zwischen diejenige der
                     Vornehmen, welche sich durch ihre Heirathen möglichst rein zu erhalten
                     suchten, und die der Sclaven, welche immer gewärtig sein mussten, dem
                     Kriegsgotte geopfert oder als Sühne für begangenes Unrecht verkauft zu
                     werden. So war der sociale Zustand der Bewohner der Philippinen, als die
                     Muhamedaner und die Spanier von zwei verschiedenen Seiten her ihre Religion im
                     Land einzuführen versuchten.
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[67/0067] nach alter Gewohnheit von dem Fürsten, der seine Stellung theils durch Rang, besonders aber durch persönliche Tapferkeit bewahren musste, im Rathe mit den Aeltesten des Dorfes geschlichtet. Endlich entwickelte sich durch die Sitte der Vornehmen, sich unter den im Kriege geraubten Sclavinnen ihre Concubinen zu wählen, im Laufe der Zeit, wie sich die wenigen Häuser einer Familie zu einem Dorfe vergrösserten, die Classe der Freien oder der “Timava’s”. Kinder derselben, oder auch ihre Verwandten, die eine Zeit lang als Sclaven gedient hatten, wurden frei gelassen, und diese Classe der Freien stellte sich zwischen diejenige der Vornehmen, welche sich durch ihre Heirathen möglichst rein zu erhalten suchten, und die der Sclaven, welche immer gewärtig sein mussten, dem Kriegsgotte geopfert oder als Sühne für begangenes Unrecht verkauft zu werden. So war der sociale Zustand der Bewohner der Philippinen, als die Muhamedaner und die Spanier von zwei verschiedenen Seiten her ihre Religion im Land einzuführen versuchten.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

gutenberg.org: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in HTML. (2012-11-06T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus gutenberg.org entsprechen muss.
gutenberg.org: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-11-06T13:54:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von HTML nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-11-06T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Die Transkription enspricht den DTA-Richtlinien.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/semper_philippinen_1869
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/semper_philippinen_1869/67
Zitationshilfe: Semper, Karl: Die Philippinen und ihre Bewohner. Sechs Skizzen. Würzburg, 1869, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/semper_philippinen_1869/67>, abgerufen am 28.03.2024.