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Siegemund, Justine: Königliche Preußische und Chur-Brandenburgische Hof-Wehe-Mutter. Cölln (Spree), 1690.

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Von Hauß-Mitteln.
er Kläger wider eine abwesende Person seyn/ sondern nur solche
Dinge darum angeben/ damit/ weil noch viel Frauen in der Stadt
Titiam verlangten/ E. E. Rath ferner nicht gestatten solle/ daß
Titia dahin zukommen veranlasset würde/ sondern vielmehr ihr
allen Zutrit abzuschneiden. Es hätte solcher Gestalt unter der
Hand wohl angehen mögen/ dieweil Sempronius so wohl durch
besagte Schrifft/ als auch Mündlich/ bey vornehmen Frauen al-
lerhand verdächtige und bedenckliche Warnungen ausgestreuet.
Allein durch Göttliche Schickung bewogen die rühmliche Dienst-
leistungen und das Mitleiden/ einige treugesinnte dahin/ daß sie
der Titiae von allen diesen Nachricht gaben. Titia verlangte
bald darauf die wieder sie eingegebene Schrifft/ sie fand unter an-
dern darinn/ daß der vermeinte Angeber E. E. Rath anheim stel-
lete: Ob nicht Titia, wann sie dahin känte/ in Verwahrung zu
nehmen sey. Demnach kam Titia dahin/ wechselte etliche Schriff-
ten mit ihm/ bediente sich auch Unterrichts der Sachen/ bey drey-
en Universitäten/ und weil selbe vor sie einlieffen/ verlangte sie
rechtliches Erkäntnis in der Sache/ welches sich verweilete/ in-
dem E. E. Raht wohl schon sahe/ daß Sempronius sich allzu-
weit vergangen/ und nach so vieler Jahre Verlauff/ Sachen
angegeben habe/ welche unzeitig und sonder Grund. Bey so
zweiffelhaffter Beschaffenheit resolviret Sempronius überflüßiges
Zeugnis wider Titiam zu führen/ treibet auch Sechzehen/ theils
Adeliche/ theils Bürgerliche/ theils einfältige Land-Leute/ We-
he Mütter/ so gar Jungfern/ die ja von solchen Kinder-Sachen
nichts verstehen können/ zusammen/ in Meinung/ Titia würde
mit dem Strohm so vieler Zeugen überschwemmet/ die Obrig-
keit übertäubet und der Process gehemmet seyn. Oder es müßte
doch etwas unter 16. Zeugen wieder sie ausgesaget werden/ wo-
mit er sich behelffen/ und sie zum wenigsten verdächtig machen
könte. Allein Titia kehrete sich an nichts/ drang vielmehr da-
rauf/ daß die Zeugen jeder insonder heit Eydlich solten abgehöret
wer-
A a 2
Von Hauß-Mitteln.
er Klaͤger wider eine abweſende Perſon ſeyn/ ſondern nur ſolche
Dinge darum angeben/ damit/ weil noch viel Frauen in der Stadt
Titiam verlangten/ E. E. Rath ferner nicht geſtatten ſolle/ daß
Titia dahin zukommen veranlaſſet wuͤrde/ ſondern vielmehr ihr
allen Zutrit abzuſchneiden. Es haͤtte ſolcher Geſtalt unter der
Hand wohl angehen moͤgen/ dieweil Sempronius ſo wohl durch
beſagte Schrifft/ als auch Muͤndlich/ bey vornehmen Frauen al-
lerhand verdaͤchtige und bedenckliche Warnungen ausgeſtreuet.
Allein durch Goͤttliche Schickung bewogen die ruͤhmliche Dienſt-
leiſtungen und das Mitleiden/ einige treugeſinnte dahin/ daß ſie
der Titiæ von allen dieſen Nachricht gaben. Titia verlangte
bald darauf die wieder ſie eingegebene Schrifft/ ſie fand unter an-
dern darinn/ daß der vermeinte Angeber E. E. Rath anheim ſtel-
lete: Ob nicht Titia, wann ſie dahin kaͤnte/ in Verwahrung zu
nehmen ſey. Demnach kam Titia dahin/ wechſelte etliche Schriff-
ten mit ihm/ bediente ſich auch Unterrichts der Sachen/ bey drey-
en Univerſitaͤten/ und weil ſelbe vor ſie einlieffen/ verlangte ſie
rechtliches Erkaͤntnis in der Sache/ welches ſich verweilete/ in-
dem E. E. Raht wohl ſchon ſahe/ daß Sempronius ſich allzu-
weit vergangen/ und nach ſo vieler Jahre Verlauff/ Sachen
angegeben habe/ welche unzeitig und ſonder Grund. Bey ſo
zweiffelhaffter Beſchaffenheit reſolviret Sempronius uͤberfluͤßiges
Zeugnis wider Titiam zu fuͤhren/ treibet auch Sechzehen/ theils
Adeliche/ theils Buͤrgerliche/ theils einfaͤltige Land-Leute/ We-
he Muͤtter/ ſo gar Jungfern/ die ja von ſolchen Kinder-Sachen
nichts verſtehen koͤnnen/ zuſammen/ in Meinung/ Titia wuͤrde
mit dem Strohm ſo vieler Zeugen uͤberſchwemmet/ die Obrig-
keit uͤbertaͤubet und der Proceſs gehemmet ſeyn. Oder es muͤßte
doch etwas unter 16. Zeugen wieder ſie ausgeſaget werden/ wo-
mit er ſich behelffen/ und ſie zum wenigſten verdaͤchtig machen
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[187/0314] Von Hauß-Mitteln. er Klaͤger wider eine abweſende Perſon ſeyn/ ſondern nur ſolche Dinge darum angeben/ damit/ weil noch viel Frauen in der Stadt Titiam verlangten/ E. E. Rath ferner nicht geſtatten ſolle/ daß Titia dahin zukommen veranlaſſet wuͤrde/ ſondern vielmehr ihr allen Zutrit abzuſchneiden. Es haͤtte ſolcher Geſtalt unter der Hand wohl angehen moͤgen/ dieweil Sempronius ſo wohl durch beſagte Schrifft/ als auch Muͤndlich/ bey vornehmen Frauen al- lerhand verdaͤchtige und bedenckliche Warnungen ausgeſtreuet. Allein durch Goͤttliche Schickung bewogen die ruͤhmliche Dienſt- leiſtungen und das Mitleiden/ einige treugeſinnte dahin/ daß ſie der Titiæ von allen dieſen Nachricht gaben. Titia verlangte bald darauf die wieder ſie eingegebene Schrifft/ ſie fand unter an- dern darinn/ daß der vermeinte Angeber E. E. Rath anheim ſtel- lete: Ob nicht Titia, wann ſie dahin kaͤnte/ in Verwahrung zu nehmen ſey. Demnach kam Titia dahin/ wechſelte etliche Schriff- ten mit ihm/ bediente ſich auch Unterrichts der Sachen/ bey drey- en Univerſitaͤten/ und weil ſelbe vor ſie einlieffen/ verlangte ſie rechtliches Erkaͤntnis in der Sache/ welches ſich verweilete/ in- dem E. E. Raht wohl ſchon ſahe/ daß Sempronius ſich allzu- weit vergangen/ und nach ſo vieler Jahre Verlauff/ Sachen angegeben habe/ welche unzeitig und ſonder Grund. Bey ſo zweiffelhaffter Beſchaffenheit reſolviret Sempronius uͤberfluͤßiges Zeugnis wider Titiam zu fuͤhren/ treibet auch Sechzehen/ theils Adeliche/ theils Buͤrgerliche/ theils einfaͤltige Land-Leute/ We- he Muͤtter/ ſo gar Jungfern/ die ja von ſolchen Kinder-Sachen nichts verſtehen koͤnnen/ zuſammen/ in Meinung/ Titia wuͤrde mit dem Strohm ſo vieler Zeugen uͤberſchwemmet/ die Obrig- keit uͤbertaͤubet und der Proceſs gehemmet ſeyn. Oder es muͤßte doch etwas unter 16. Zeugen wieder ſie ausgeſaget werden/ wo- mit er ſich behelffen/ und ſie zum wenigſten verdaͤchtig machen koͤnte. Allein Titia kehrete ſich an nichts/ drang vielmehr da- rauf/ daß die Zeugen jeder inſonder heit Eydlich ſolten abgehoͤret wer- A a 2

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Zitationshilfe: Siegemund, Justine: Königliche Preußische und Chur-Brandenburgische Hof-Wehe-Mutter. Cölln (Spree), 1690, S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siegemund_unterricht_1690/314>, abgerufen am 16.05.2024.