Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Siegmeyer, Johann Gottlieb: Theorie der Tonsetzkunst. Berlin, 1822.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

[Musik]

Beispiel eines rückgängigen Contrapunkts in der ähnlichen Bewegung.

[Musik]

rückwärts.

Sowohl in der Lehre dieses Contrapunkts als auch der vorhergegangenen ließt man
bei den ältern Contrapunktisten immer, daß die Quarte oder sonst ein andres Intervall
der Umkehrung oder der Form wegen zu vermeiden sei, allein ich möchte lieber den
Rath geben, die Umkehrung und die Wiederholung der Form, als die Töne; wenn sie
der Wohlklang und Zweck erfordert, zu vermeiden, denn ein contrapunktischer Satz, der
auf Unkosten der Harmonie und Melodie sein klaßisches Ansehn behaupten muß, verdient
mehr aus der Reihe der Muster ausgestrichen als nachgeahmt zu werden. Es sind da-
mit nicht gerade die hier vorstehenden rückgängigen, sondern alle Contra-
punkte, die ein solches Opfer verlangen, gemeint, und kein guter Componist, wenn er


[Musik]

Beiſpiel eines ruͤckgaͤngigen Contrapunkts in der aͤhnlichen Bewegung.

[Musik]

ruͤckwaͤrts.

Sowohl in der Lehre dieſes Contrapunkts als auch der vorhergegangenen ließt man
bei den aͤltern Contrapunktiſten immer, daß die Quarte oder ſonſt ein andres Intervall
der Umkehrung oder der Form wegen zu vermeiden ſei, allein ich moͤchte lieber den
Rath geben, die Umkehrung und die Wiederholung der Form, als die Toͤne; wenn ſie
der Wohlklang und Zweck erfordert, zu vermeiden, denn ein contrapunktiſcher Satz, der
auf Unkoſten der Harmonie und Melodie ſein klaßiſches Anſehn behaupten muß, verdient
mehr aus der Reihe der Muſter ausgeſtrichen als nachgeahmt zu werden. Es ſind da-
mit nicht gerade die hier vorſtehenden ruͤckgaͤngigen, ſondern alle Contra-
punkte, die ein ſolches Opfer verlangen, gemeint, und kein guter Componiſt, wenn er

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0240" n="222"/>
          <figure type="notatedMusic">
            <p>Bei&#x017F;piel eines ru&#x0364;ckga&#x0364;ngigen Contrapunkts in der <hi rendition="#g">a&#x0364;hnlichen</hi> Bewegung.</p>
          </figure><lb/>
          <figure type="notatedMusic">
            <p>ru&#x0364;ckwa&#x0364;rts.</p>
          </figure><lb/>
          <p>Sowohl in der Lehre die&#x017F;es Contrapunkts als auch der vorhergegangenen ließt man<lb/>
bei den a&#x0364;ltern Contrapunkti&#x017F;ten immer, daß die Quarte oder &#x017F;on&#x017F;t ein andres Intervall<lb/>
der Umkehrung oder der Form wegen zu vermeiden &#x017F;ei, allein ich mo&#x0364;chte lieber den<lb/>
Rath geben, die Umkehrung und die Wiederholung der Form, als die To&#x0364;ne; wenn &#x017F;ie<lb/>
der Wohlklang und Zweck erfordert, zu vermeiden, denn ein contrapunkti&#x017F;cher Satz, der<lb/>
auf Unko&#x017F;ten der Harmonie und Melodie &#x017F;ein klaßi&#x017F;ches An&#x017F;ehn behaupten muß, verdient<lb/>
mehr aus der Reihe der Mu&#x017F;ter ausge&#x017F;trichen als nachgeahmt zu werden. Es &#x017F;ind da-<lb/>
mit nicht gerade die <hi rendition="#g">hier vor&#x017F;tehenden ru&#x0364;ckga&#x0364;ngigen</hi>, &#x017F;ondern <hi rendition="#g">alle Contra-<lb/>
punkte</hi>, die ein &#x017F;olches Opfer verlangen, gemeint, und kein guter Componi&#x017F;t, wenn er<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[222/0240] [Abbildung Beiſpiel eines ruͤckgaͤngigen Contrapunkts in der aͤhnlichen Bewegung. ] [Abbildung ruͤckwaͤrts. ] Sowohl in der Lehre dieſes Contrapunkts als auch der vorhergegangenen ließt man bei den aͤltern Contrapunktiſten immer, daß die Quarte oder ſonſt ein andres Intervall der Umkehrung oder der Form wegen zu vermeiden ſei, allein ich moͤchte lieber den Rath geben, die Umkehrung und die Wiederholung der Form, als die Toͤne; wenn ſie der Wohlklang und Zweck erfordert, zu vermeiden, denn ein contrapunktiſcher Satz, der auf Unkoſten der Harmonie und Melodie ſein klaßiſches Anſehn behaupten muß, verdient mehr aus der Reihe der Muſter ausgeſtrichen als nachgeahmt zu werden. Es ſind da- mit nicht gerade die hier vorſtehenden ruͤckgaͤngigen, ſondern alle Contra- punkte, die ein ſolches Opfer verlangen, gemeint, und kein guter Componiſt, wenn er

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/siegmeyer_tonsetzkunst_1822
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/siegmeyer_tonsetzkunst_1822/240
Zitationshilfe: Siegmeyer, Johann Gottlieb: Theorie der Tonsetzkunst. Berlin, 1822, S. 222. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siegmeyer_tonsetzkunst_1822/240>, abgerufen am 25.04.2024.