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Sievers, Johann August Carl: Briefe aus Sibirien. St. Petersburg, 1796.

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aus Sibirien.
sein Daseyn, weder einem Erdbeben, noch feuerspeien-
den Bergen zu danken. Er ist erst vor etwan 40 Jah-
ren, aus einer kleinen, unbedeutenden Pfütze, durch ei-
nen Einbruch des Kemnikflusses zu der itzigen Größe an-
gewachsen, wodurch denn die hier herumwohnenden, rus-
sischen Mongolen viel Weyde verlohren haben. Seine
Gestalt ist länglicht rund und sein itziger Umkreiß beträgt
über vierzig Werste. Zu dieser Größe aber ist er nur seit
etwan drey Jahren angewachsen. An schönen Fischen,
besonders Hechten, Rappen (Salmo thymallus, Chari-
us
) Sigi (Lavaretus), Sälblingen (Salvelinus), Bars-
sen, Rothfedern (Cypr. Idus) und ähnlichen kleinen Ar-
ten hat er einen Ueberfluß.

Volkane oder von selbigen nachgebliebne Cratere,
Laven, und dergl. findet man so wenig hier, wie in der
ganzen bisher von mir durchreißten Gegend. Die den
See umgebenden zum Theil mit Nadelholz bedeckte Ber-
ge sind zu niedrig, dabey uralt. Granite mit und ohne
Glimmer, Porphyre, Breccien, Quarz, sandartiger fe-
ster Hornfels, Thonschieferschichten, Ocher und andre
Anzeigen von Eisenerzt, so wie auch, wie man mir ver-
sicherte von silberhaltigen Erzten, die sich aber bisher
noch viel zu arm gezeigt haben, sind die vornehmsten
Mineralien dieser Gegend. Besonders aber ist der stark
phosphorescirende Flußspat merkwürdig, der sich in einer
Entfernung von etwan 15 bis 30 Wersten, am kleinen
Fluß Ubukun, im Granit häufig findet, und wovon
man oft die herrlichsten Krystallen von Ametystgrüner
und weisser Farbe antrifft; die zuweilen noch mit ihrer

Mutter,
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aus Sibirien.
ſein Daſeyn, weder einem Erdbeben, noch feuerſpeien-
den Bergen zu danken. Er iſt erſt vor etwan 40 Jah-
ren, aus einer kleinen, unbedeutenden Pfuͤtze, durch ei-
nen Einbruch des Kemnikfluſſes zu der itzigen Groͤße an-
gewachſen, wodurch denn die hier herumwohnenden, ruſ-
ſiſchen Mongolen viel Weyde verlohren haben. Seine
Geſtalt iſt laͤnglicht rund und ſein itziger Umkreiß betraͤgt
uͤber vierzig Werſte. Zu dieſer Groͤße aber iſt er nur ſeit
etwan drey Jahren angewachſen. An ſchoͤnen Fiſchen,
beſonders Hechten, Rappen (Salmo thymallus, Chari-
us
) Sigi (Lavaretus), Saͤlblingen (Salvelinus), Barſ-
ſen, Rothfedern (Cypr. Idus) und aͤhnlichen kleinen Ar-
ten hat er einen Ueberfluß.

Volkane oder von ſelbigen nachgebliebne Cratere,
Laven, und dergl. findet man ſo wenig hier, wie in der
ganzen bisher von mir durchreißten Gegend. Die den
See umgebenden zum Theil mit Nadelholz bedeckte Ber-
ge ſind zu niedrig, dabey uralt. Granite mit und ohne
Glimmer, Porphyre, Breccien, Quarz, ſandartiger fe-
ſter Hornfels, Thonſchieferſchichten, Ocher und andre
Anzeigen von Eiſenerzt, ſo wie auch, wie man mir ver-
ſicherte von ſilberhaltigen Erzten, die ſich aber bisher
noch viel zu arm gezeigt haben, ſind die vornehmſten
Mineralien dieſer Gegend. Beſonders aber iſt der ſtark
phoſphoreſcirende Flußſpat merkwuͤrdig, der ſich in einer
Entfernung von etwan 15 bis 30 Werſten, am kleinen
Fluß Ubukun, im Granit haͤufig findet, und wovon
man oft die herrlichſten Kryſtallen von Ametyſtgruͤner
und weiſſer Farbe antrifft; die zuweilen noch mit ihrer

Mutter,
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[25/0033] aus Sibirien. ſein Daſeyn, weder einem Erdbeben, noch feuerſpeien- den Bergen zu danken. Er iſt erſt vor etwan 40 Jah- ren, aus einer kleinen, unbedeutenden Pfuͤtze, durch ei- nen Einbruch des Kemnikfluſſes zu der itzigen Groͤße an- gewachſen, wodurch denn die hier herumwohnenden, ruſ- ſiſchen Mongolen viel Weyde verlohren haben. Seine Geſtalt iſt laͤnglicht rund und ſein itziger Umkreiß betraͤgt uͤber vierzig Werſte. Zu dieſer Groͤße aber iſt er nur ſeit etwan drey Jahren angewachſen. An ſchoͤnen Fiſchen, beſonders Hechten, Rappen (Salmo thymallus, Chari- us) Sigi (Lavaretus), Saͤlblingen (Salvelinus), Barſ- ſen, Rothfedern (Cypr. Idus) und aͤhnlichen kleinen Ar- ten hat er einen Ueberfluß. Volkane oder von ſelbigen nachgebliebne Cratere, Laven, und dergl. findet man ſo wenig hier, wie in der ganzen bisher von mir durchreißten Gegend. Die den See umgebenden zum Theil mit Nadelholz bedeckte Ber- ge ſind zu niedrig, dabey uralt. Granite mit und ohne Glimmer, Porphyre, Breccien, Quarz, ſandartiger fe- ſter Hornfels, Thonſchieferſchichten, Ocher und andre Anzeigen von Eiſenerzt, ſo wie auch, wie man mir ver- ſicherte von ſilberhaltigen Erzten, die ſich aber bisher noch viel zu arm gezeigt haben, ſind die vornehmſten Mineralien dieſer Gegend. Beſonders aber iſt der ſtark phoſphoreſcirende Flußſpat merkwuͤrdig, der ſich in einer Entfernung von etwan 15 bis 30 Werſten, am kleinen Fluß Ubukun, im Granit haͤufig findet, und wovon man oft die herrlichſten Kryſtallen von Ametyſtgruͤner und weiſſer Farbe antrifft; die zuweilen noch mit ihrer Mutter, B 5

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Zitationshilfe: Sievers, Johann August Carl: Briefe aus Sibirien. St. Petersburg, 1796, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siever_briefe_1796/33>, abgerufen am 23.04.2024.