Silesius, Angelus: Geistreiche Sinn- vnd Schlussrime. Wien, 1657.Johannis Angeli Weil sie ein Hertz/ Geist/ Sinn/ in einem Leibe sein.8. Die geheime Kronenzahl. Zehn ist die Kronenzahl: sie wird aus eins und nichts: Wenn Gott und Creatur zusammen kommn/ geschichts. 9. Es muß ein jeder Christus sein. Der wahre Gottes Sohn ist Christus nur allein: Doch muß ein jeder Christ derselbe Christus sein. 10. Gottes Pallast. Gott ist Jhm selbst sein Thron/ der Himmel ist sein Saal/ Der Vorhoff's Päradeiß/ der Erdkreiß ist der Stal. 11. Die Sünd' ist allein das übel. Kein übel ist alß Sünd': und wären keine Sünden/ So wär' in ewigkeit kein übel auch zu finden. 12. Ein wachendes Auge siehet. Daß liecht der Herrligkeit scheint mitten in der Nacht. Wer kan es sehn? Ein Hertz daß Augen hat und wacht. 13. Daß jrrdsche Gutt ist ein Mist. Daß jrrdsche Gutt ist Mist: die Armen sind der Akker: Wer's außführt und zerstreut/ geneusts zur Erndte wakker. 14. Der außgang geschicht umb den ein- gang. Kein anßgang der geschicht/ als umb deß eingangs willen: Mein Hertz entschüttet sich/ daß es Gott an sol füllen. 15. Verdamnüß ist im wesen. Könt' ein Verdambter gleich im höchsten Himmel seyn: So fühlet' er doch stäts die Höll/ und jhre Peyn. 16. Durch dich entwirdt Gott nichts. Mensch wöhle was du wilt Verdamnüß oder Ruh: Eß gehet Gott durch dich nichts ab und auch nichts zu. 17. Daß
Johannis Angeli Weil ſie ein Hertz/ Geiſt/ Sinn/ in einem Leibe ſein.8. Die geheime Kronenzahl. Zehn iſt die Kronenzahl: ſie wird aus eins und nichts: Wenn Gott und Creatur zuſammen kom̃n/ geſchichts. 9. Es muß ein jeder Chriſtus ſein. Der wahre Gottes Sohn iſt Chriſtus nur allein: Doch muß ein jeder Chriſt derſelbe Chriſtus ſein. 10. Gottes Pallaſt. Gott iſt Jhm ſelbſt ſein Thron/ der Himmel iſt ſein Saal/ Der Vorhoff’s Paͤradeiß/ der Erdkreiß iſt der Stal. 11. Die Suͤnd’ iſt allein das uͤbel. Kein übel iſt alß Suͤnd’: und waͤren keine Suͤnden/ So waͤr’ in ewigkeit kein uͤbel auch zu finden. 12. Ein wachendes Auge ſiehet. Daß liecht der Herrligkeit ſcheint mitten in der Nacht. Wer kan es ſehn? Ein Hertz daß Augen hat uñ wacht. 13. Daß jrrdſche Gutt iſt ein Miſt. Daß jrrdſche Gutt iſt Miſt: die Armen ſind der Akker: Wer’s außführt und zerſtreut/ geneuſts zur Erndte wakker. 14. Der außgang geſchicht umb den ein- gang. Kein anßgang der geſchicht/ als umb deß eingangs willen: Mein Hertz entſchuͤttet ſich/ daß es Gott an ſol fuͤllen. 15. Verdamnuͤß iſt im weſen. Koͤnt’ ein Verdambter gleich im hoͤchſten Him̃el ſeyn: So fuͤhlet’ er doch ſtaͤts die Hoͤll/ und jhre Peyn. 16. Durch dich entwirdt Gott nichts. Menſch woͤhle was du wilt Verdamnüß oder Ruh: Eß gehet Gott durch dich nichts ab und auch nichts zu. 17. Daß
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Johannis Angeli
Weil ſie ein Hertz/ Geiſt/ Sinn/ in einem Leibe ſein.
8. Die geheime Kronenzahl.
Zehn iſt die Kronenzahl: ſie wird aus eins und nichts:
Wenn Gott und Creatur zuſammen kom̃n/ geſchichts.
9. Es muß ein jeder Chriſtus ſein.
Der wahre Gottes Sohn iſt Chriſtus nur allein:
Doch muß ein jeder Chriſt derſelbe Chriſtus ſein.
10. Gottes Pallaſt.
Gott iſt Jhm ſelbſt ſein Thron/ der Himmel iſt ſein
Saal/
Der Vorhoff’s Paͤradeiß/ der Erdkreiß iſt der Stal.
11. Die Suͤnd’ iſt allein das uͤbel.
Kein übel iſt alß Suͤnd’: und waͤren keine Suͤnden/
So waͤr’ in ewigkeit kein uͤbel auch zu finden.
12. Ein wachendes Auge ſiehet.
Daß liecht der Herrligkeit ſcheint mitten in der Nacht.
Wer kan es ſehn? Ein Hertz daß Augen hat uñ wacht.
13. Daß jrrdſche Gutt iſt ein Miſt.
Daß jrrdſche Gutt iſt Miſt: die Armen ſind der Akker:
Wer’s außführt und zerſtreut/ geneuſts zur Erndte
wakker.
14. Der außgang geſchicht umb den ein-
gang.
Kein anßgang der geſchicht/ als umb deß eingangs
willen:
Mein Hertz entſchuͤttet ſich/ daß es Gott an ſol fuͤllen.
15. Verdamnuͤß iſt im weſen.
Koͤnt’ ein Verdambter gleich im hoͤchſten Him̃el ſeyn:
So fuͤhlet’ er doch ſtaͤts die Hoͤll/ und jhre Peyn.
16. Durch dich entwirdt Gott nichts.
Menſch woͤhle was du wilt Verdamnüß oder Ruh:
Eß gehet Gott durch dich nichts ab und auch nichts zu.
17. Daß
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Zitationshilfe: | Silesius, Angelus: Geistreiche Sinn- vnd Schlussrime. Wien, 1657, S. 150[148]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_schlussrime_1657/154>, abgerufen am 11.12.2023. |