Silesius, Angelus: Geistreiche Sinn- vnd Schlussrime. Wien, 1657.Erstes Buch. 298. Daß Himmelreich ist innwendig in uns. Christ mein wo lauffstu hin? der Himmel ist in dir. Was suchstu jhn dann erst bey eines andren Thür [?] 299. Mit schweigen höret man. Daß Wort schallt mehr in dir/ als in deß andern Munde. So du jhm schweigen kanst/ so hörstu es zur Stunde. 300. Trink auß deinem eignen Bronnen. Wie thöricht thut der Mann der auß der Pfütze trinkt/ Und die Fontenie läst/ die Jhm im Hauß entspringt. 301. Die Kinder GOttes. Weil Gotteskinder nicht daß eigne Lauffen lieben/ So werden sie von jhm und seinem Geist getrieben. 302. Stehn ist zurükke gehn. Wer in den Wegen GOtts gedächte still zustehn/ Der würde hintersich und ins Verderben gehn. An- C 5
Erſtes Buch. 298. Daß Him̃elreich iſt innwendig in uns. Chriſt mein wo lauffſtu hin? der Himmel iſt in dir. Was ſuchſtu jhn dann erſt bey eines andren Thuͤr [?] 299. Mit ſchweigen hoͤret man. Daß Wort ſchallt mehr in dir/ als in deß andern Munde. So du jhm ſchweigen kanſt/ ſo hoͤrſtu es zur Stunde. 300. Trink auß deinem eignen Broñen. Wie thoͤricht thut der Mann der auß der Pfuͤtze trinkt/ Und die Fontenie laͤſt/ die Jhm im Hauß entſpringt. 301. Die Kinder GOttes. Weil Gotteskinder nicht daß eigne Lauffen lieben/ So werden ſie von jhm und ſeinem Geiſt getrieben. 302. Stehn iſt zuruͤkke gehn. Wer in den Wegen GOtts gedaͤchte ſtill zuſtehn/ Der wuͤrde hinterſich und ins Verderben gehn. An- C 5
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Erſtes Buch.
298. Daß Him̃elreich iſt innwendig
in uns.
Chriſt mein wo lauffſtu hin? der Himmel iſt in dir.
Was ſuchſtu jhn dann erſt bey eines andren Thuͤr ?
299. Mit ſchweigen hoͤret man.
Daß Wort ſchallt mehr in dir/ als in deß andern
Munde.
So du jhm ſchweigen kanſt/ ſo hoͤrſtu es zur Stunde.
300. Trink auß deinem eignen Broñen.
Wie thoͤricht thut der Mann der auß der Pfuͤtze
trinkt/
Und die Fontenie laͤſt/ die Jhm im Hauß entſpringt.
301. Die Kinder GOttes.
Weil Gotteskinder nicht daß eigne Lauffen lieben/
So werden ſie von jhm und ſeinem Geiſt getrieben.
302. Stehn iſt zuruͤkke gehn.
Wer in den Wegen GOtts gedaͤchte ſtill zuſtehn/
Der wuͤrde hinterſich und ins Verderben gehn.
An-
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Zitationshilfe: | Silesius, Angelus: Geistreiche Sinn- vnd Schlussrime. Wien, 1657, S. 57[55]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_schlussrime_1657/61>, abgerufen am 01.12.2023. |