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Simmel, Georg: Philosophie des Geldes. Leipzig, 1900.

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Genuss, seinen Willen an entferntesten Objekten ausleben, indem es
die nächstgelegenen Schichten vernachlässigt und übergeht, die jener
primitivere Reichtum ihm allein zur Verfügung stellt. Die Expan-
sionsfähigkeit des Subjektes, die durch seine Natur selbst beschränkt
ist, zeigt dem blossen Gelde gegenüber eine grössere Weite und Frei-
heit als an jedem anderen Besitz. So ist der Unterschied gegen die
vorige Überlegung der: dort war es der eigene Charakter der Dinge
selbst, an dem sich die Expansion des Ich brach; hier ist es die eigene
Beschränkung der Persönlichkeitskräfte, die selbst bei völliger Nach-
giebigkeit der Dinge von einem gewissen Besitzquantum dieser an er-
lahmen muss, eine Erscheinung, die, wie sich zeigte, am spätesten ein-
tritt, wenn der Besitz nicht die Form spezifischer Objekte, sondern die
des Geldes aufweist.


Genuſs, seinen Willen an entferntesten Objekten ausleben, indem es
die nächstgelegenen Schichten vernachlässigt und übergeht, die jener
primitivere Reichtum ihm allein zur Verfügung stellt. Die Expan-
sionsfähigkeit des Subjektes, die durch seine Natur selbst beschränkt
ist, zeigt dem bloſsen Gelde gegenüber eine gröſsere Weite und Frei-
heit als an jedem anderen Besitz. So ist der Unterschied gegen die
vorige Überlegung der: dort war es der eigene Charakter der Dinge
selbst, an dem sich die Expansion des Ich brach; hier ist es die eigene
Beschränkung der Persönlichkeitskräfte, die selbst bei völliger Nach-
giebigkeit der Dinge von einem gewissen Besitzquantum dieser an er-
lahmen muſs, eine Erscheinung, die, wie sich zeigte, am spätesten ein-
tritt, wenn der Besitz nicht die Form spezifischer Objekte, sondern die
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[335/0359] Genuſs, seinen Willen an entferntesten Objekten ausleben, indem es die nächstgelegenen Schichten vernachlässigt und übergeht, die jener primitivere Reichtum ihm allein zur Verfügung stellt. Die Expan- sionsfähigkeit des Subjektes, die durch seine Natur selbst beschränkt ist, zeigt dem bloſsen Gelde gegenüber eine gröſsere Weite und Frei- heit als an jedem anderen Besitz. So ist der Unterschied gegen die vorige Überlegung der: dort war es der eigene Charakter der Dinge selbst, an dem sich die Expansion des Ich brach; hier ist es die eigene Beschränkung der Persönlichkeitskräfte, die selbst bei völliger Nach- giebigkeit der Dinge von einem gewissen Besitzquantum dieser an er- lahmen muſs, eine Erscheinung, die, wie sich zeigte, am spätesten ein- tritt, wenn der Besitz nicht die Form spezifischer Objekte, sondern die des Geldes aufweist.

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Zitationshilfe: Simmel, Georg: Philosophie des Geldes. Leipzig, 1900, S. 335. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/simmel_geld_1900/359>, abgerufen am 29.03.2024.