Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 4. Berlin, 1861.

Bild:
<< vorherige Seite

Alles mit sich geschehen. Er fand sich erst auf Alman¬
sors Rücken wieder, als ihm der Nachtwind um die
Ohren pfiff, und Bäume und Häuser, Hecken und
Felder und Gärten rechts und links im Mondenschein
gespensterhaft an ihm vorüberflogen.

Und jetzt, war er auf der weiten Haide, die sich
hinter dem Dorfe bis nach Faschwitz erstreckt. Er
sah den Mondenschein unheimlich glitzern in dem
schwarzen Wasser der tiefen Torfgräben; er hörte von
Zeit zu Zeit den heiseren Schrei eines Sumpfvogels,
den er aus seinem Neste aufgeschreckt hatte; sonst
nichts, nichts als den dumpfen Donner von Alman¬
sors flüchtigen Hufen und den Nachtwind, der seufzend
und klagend über die Haide strich.

Und jetzt, als er mitten auf der Haide war --
war das nicht noch ein anderer Hufschlag außer dem
Almansors, oder war es nur das Echo? Es kam
näher und immer näher; Almansor spitzte die Ohren
und griff aus, schneller und immer schneller, als flöhe
er vor dem Tod. Und doch kam es näher und immer
näher. Oswald blickte sich um und ein Grausen packte
ihn, als er jetzt dicht hinter sich eine lange schwarze
Gestalt auf einem schwarzen Pferde erblickte, dessen
Hufe den Boden nicht zu berühren schienen.

Noch eine Secunde und der schwarze Reiter war

Alles mit ſich geſchehen. Er fand ſich erſt auf Alman¬
ſors Rücken wieder, als ihm der Nachtwind um die
Ohren pfiff, und Bäume und Häuſer, Hecken und
Felder und Gärten rechts und links im Mondenſchein
geſpenſterhaft an ihm vorüberflogen.

Und jetzt, war er auf der weiten Haide, die ſich
hinter dem Dorfe bis nach Faſchwitz erſtreckt. Er
ſah den Mondenſchein unheimlich glitzern in dem
ſchwarzen Waſſer der tiefen Torfgräben; er hörte von
Zeit zu Zeit den heiſeren Schrei eines Sumpfvogels,
den er aus ſeinem Neſte aufgeſchreckt hatte; ſonſt
nichts, nichts als den dumpfen Donner von Alman¬
ſors flüchtigen Hufen und den Nachtwind, der ſeufzend
und klagend über die Haide ſtrich.

Und jetzt, als er mitten auf der Haide war —
war das nicht noch ein anderer Hufſchlag außer dem
Almanſors, oder war es nur das Echo? Es kam
näher und immer näher; Almanſor ſpitzte die Ohren
und griff aus, ſchneller und immer ſchneller, als flöhe
er vor dem Tod. Und doch kam es näher und immer
näher. Oſwald blickte ſich um und ein Grauſen packte
ihn, als er jetzt dicht hinter ſich eine lange ſchwarze
Geſtalt auf einem ſchwarzen Pferde erblickte, deſſen
Hufe den Boden nicht zu berühren ſchienen.

Noch eine Secunde und der ſchwarze Reiter war

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0289" n="279"/>
Alles mit &#x017F;ich ge&#x017F;chehen. Er fand &#x017F;ich er&#x017F;t auf Alman¬<lb/>
&#x017F;ors Rücken wieder, als ihm der Nachtwind um die<lb/>
Ohren pfiff, und Bäume und Häu&#x017F;er, Hecken und<lb/>
Felder und Gärten rechts und links im Monden&#x017F;chein<lb/>
ge&#x017F;pen&#x017F;terhaft an ihm vorüberflogen.</p><lb/>
        <p>Und jetzt, war er auf der weiten Haide, die &#x017F;ich<lb/>
hinter dem Dorfe bis nach Fa&#x017F;chwitz er&#x017F;treckt. Er<lb/>
&#x017F;ah den Monden&#x017F;chein unheimlich glitzern in dem<lb/>
&#x017F;chwarzen Wa&#x017F;&#x017F;er der tiefen Torfgräben; er hörte von<lb/>
Zeit zu Zeit den hei&#x017F;eren Schrei eines Sumpfvogels,<lb/>
den er aus &#x017F;einem Ne&#x017F;te aufge&#x017F;chreckt hatte; &#x017F;on&#x017F;t<lb/>
nichts, nichts als den dumpfen Donner von Alman¬<lb/>
&#x017F;ors flüchtigen Hufen und den Nachtwind, der &#x017F;eufzend<lb/>
und klagend über die Haide &#x017F;trich.</p><lb/>
        <p>Und jetzt, als er mitten auf der Haide war &#x2014;<lb/>
war das nicht noch ein anderer Huf&#x017F;chlag außer dem<lb/>
Alman&#x017F;ors, oder war es nur das Echo? Es kam<lb/>
näher und immer näher; Alman&#x017F;or &#x017F;pitzte die Ohren<lb/>
und griff aus, &#x017F;chneller und immer &#x017F;chneller, als flöhe<lb/>
er vor dem Tod. Und doch kam es näher und immer<lb/>
näher. O&#x017F;wald blickte &#x017F;ich um und ein Grau&#x017F;en packte<lb/>
ihn, als er jetzt dicht hinter &#x017F;ich eine lange &#x017F;chwarze<lb/>
Ge&#x017F;talt auf einem &#x017F;chwarzen Pferde erblickte, de&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Hufe den Boden nicht zu berühren &#x017F;chienen.</p><lb/>
        <p>Noch eine Secunde und der &#x017F;chwarze Reiter war<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[279/0289] Alles mit ſich geſchehen. Er fand ſich erſt auf Alman¬ ſors Rücken wieder, als ihm der Nachtwind um die Ohren pfiff, und Bäume und Häuſer, Hecken und Felder und Gärten rechts und links im Mondenſchein geſpenſterhaft an ihm vorüberflogen. Und jetzt, war er auf der weiten Haide, die ſich hinter dem Dorfe bis nach Faſchwitz erſtreckt. Er ſah den Mondenſchein unheimlich glitzern in dem ſchwarzen Waſſer der tiefen Torfgräben; er hörte von Zeit zu Zeit den heiſeren Schrei eines Sumpfvogels, den er aus ſeinem Neſte aufgeſchreckt hatte; ſonſt nichts, nichts als den dumpfen Donner von Alman¬ ſors flüchtigen Hufen und den Nachtwind, der ſeufzend und klagend über die Haide ſtrich. Und jetzt, als er mitten auf der Haide war — war das nicht noch ein anderer Hufſchlag außer dem Almanſors, oder war es nur das Echo? Es kam näher und immer näher; Almanſor ſpitzte die Ohren und griff aus, ſchneller und immer ſchneller, als flöhe er vor dem Tod. Und doch kam es näher und immer näher. Oſwald blickte ſich um und ein Grauſen packte ihn, als er jetzt dicht hinter ſich eine lange ſchwarze Geſtalt auf einem ſchwarzen Pferde erblickte, deſſen Hufe den Boden nicht zu berühren ſchienen. Noch eine Secunde und der ſchwarze Reiter war

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/spielhagen_problematische04_1861
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/spielhagen_problematische04_1861/289
Zitationshilfe: Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 4. Berlin, 1861, S. 279. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spielhagen_problematische04_1861/289>, abgerufen am 15.05.2024.