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Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 4. Berlin, 1861.

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"Und Helene?"

"Sie reiste ein paar Stunden vor dem Duell mit
ihrem Vater nach Grünwald. Ich glaube, man will
das Mädchen dort in einer Art von anständiger Ver¬
bannung lassen, bis eine Aussöhnung mit der Mutter
zu Stande gebracht werden kann. Das wird aber
lange dauern. Die gute Frau ist vorläufig ganz au¬
ßer sich, und nur die Vorstellungen Cloten's und An¬
derer, daß Felix durchaus der Beleidiger gewesen ist,
und durch sein Betragen das Duell unvermeidlich ge¬
macht hat, haben sie verhindert, Himmel und Hölle
und die ganze Polizei gegen Oswald in Bewegung
zu setzen."

"Und -- Oswald?"

"Ich denke, er hat Dir geschrieben?"

"Ja, aber nichts über seine Pläne für die Zu¬
kunft."

"Von denen weiß auch ich nichts. Wir haben
kaum drei Worte mit einander gewechselt. Ich weiß
nur, daß er, um den Ausgang des Duells abzuwarten,
sich während dieser letzten Tage in B. beim Doctor
Braun aufgehalten hat. Ich freue mich über diese
Wahl seines neuen Freundes. Braun scheint ein eben
so liebenswürdiger, wie geistreicher und verständiger

„Und Helene?“

„Sie reiſte ein paar Stunden vor dem Duell mit
ihrem Vater nach Grünwald. Ich glaube, man will
das Mädchen dort in einer Art von anſtändiger Ver¬
bannung laſſen, bis eine Ausſöhnung mit der Mutter
zu Stande gebracht werden kann. Das wird aber
lange dauern. Die gute Frau iſt vorläufig ganz au¬
ßer ſich, und nur die Vorſtellungen Cloten's und An¬
derer, daß Felix durchaus der Beleidiger geweſen iſt,
und durch ſein Betragen das Duell unvermeidlich ge¬
macht hat, haben ſie verhindert, Himmel und Hölle
und die ganze Polizei gegen Oswald in Bewegung
zu ſetzen.“

„Und — Oswald?“

„Ich denke, er hat Dir geſchrieben?“

„Ja, aber nichts über ſeine Pläne für die Zu¬
kunft.“

„Von denen weiß auch ich nichts. Wir haben
kaum drei Worte mit einander gewechſelt. Ich weiß
nur, daß er, um den Ausgang des Duells abzuwarten,
ſich während dieſer letzten Tage in B. beim Doctor
Braun aufgehalten hat. Ich freue mich über dieſe
Wahl ſeines neuen Freundes. Braun ſcheint ein eben
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[292/0302] „Und Helene?“ „Sie reiſte ein paar Stunden vor dem Duell mit ihrem Vater nach Grünwald. Ich glaube, man will das Mädchen dort in einer Art von anſtändiger Ver¬ bannung laſſen, bis eine Ausſöhnung mit der Mutter zu Stande gebracht werden kann. Das wird aber lange dauern. Die gute Frau iſt vorläufig ganz au¬ ßer ſich, und nur die Vorſtellungen Cloten's und An¬ derer, daß Felix durchaus der Beleidiger geweſen iſt, und durch ſein Betragen das Duell unvermeidlich ge¬ macht hat, haben ſie verhindert, Himmel und Hölle und die ganze Polizei gegen Oswald in Bewegung zu ſetzen.“ „Und — Oswald?“ „Ich denke, er hat Dir geſchrieben?“ „Ja, aber nichts über ſeine Pläne für die Zu¬ kunft.“ „Von denen weiß auch ich nichts. Wir haben kaum drei Worte mit einander gewechſelt. Ich weiß nur, daß er, um den Ausgang des Duells abzuwarten, ſich während dieſer letzten Tage in B. beim Doctor Braun aufgehalten hat. Ich freue mich über dieſe Wahl ſeines neuen Freundes. Braun ſcheint ein eben ſo liebenswürdiger, wie geiſtreicher und verſtändiger

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Zitationshilfe: Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 4. Berlin, 1861, S. 292. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spielhagen_problematische04_1861/302>, abgerufen am 29.04.2024.