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Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 4. Berlin, 1861.

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über ihr Talent, große Gesellschaften zu arrangiren,
daß sie die Kosten, welche diese ihr ganz ungewohnte
Gastfreundschaft veranlaßte, vor ihrem eigenen, in
Geldangelegenheiten äußerst strengen und zarten Ge¬
wissen durch die unumgängliche Nothwendigkeit der
Maßregel, so gut es gehen wollte, zu entschuldigen
suchte.

Oswald hatte auf diese Weise schon mehre der
ihm vom Balle in Barnewitz her bekannten Gesichter
wieder gesehen; aber noch keines von denen, die ihm
ein vorzüglicheres Interesse abgewonnen hatten. Es
war ein eigenthümlicher Zufall, daß an einem Nach¬
mittage, theils gebeten, theils ungebeten, sich beinahe
Alle zusammenfanden, die damals für ihn mehr oder
weniger merkwürdig geworden waren, bis andere Er¬
eignisse und andere Personen in den Vordergrund
traten und jene verdrängten. Mit sehr verschiedenen
Empfindungen sah er nach und nach von Barnewitz
mit seiner Gemalin Hortense, Herrn von Cloten, den
Grafen Grieben und Andere eintreten und sein In¬
teresse wurde geradezu ein peinliches, als zuletzt, ganz
unerwartet noch ein Wagen vorfuhr, aus welchem
Adolf und Emilie von Breesen und die Tante Breesen,
deren zahnlosen Mund und spitze Zunge Oswald noch
sehr wohl in Andenken hatte, stiegen.

F. Spielhagen, Problematische Naturen. IV. 4

über ihr Talent, große Geſellſchaften zu arrangiren,
daß ſie die Koſten, welche dieſe ihr ganz ungewohnte
Gaſtfreundſchaft veranlaßte, vor ihrem eigenen, in
Geldangelegenheiten äußerſt ſtrengen und zarten Ge¬
wiſſen durch die unumgängliche Nothwendigkeit der
Maßregel, ſo gut es gehen wollte, zu entſchuldigen
ſuchte.

Oswald hatte auf dieſe Weiſe ſchon mehre der
ihm vom Balle in Barnewitz her bekannten Geſichter
wieder geſehen; aber noch keines von denen, die ihm
ein vorzüglicheres Intereſſe abgewonnen hatten. Es
war ein eigenthümlicher Zufall, daß an einem Nach¬
mittage, theils gebeten, theils ungebeten, ſich beinahe
Alle zuſammenfanden, die damals für ihn mehr oder
weniger merkwürdig geworden waren, bis andere Er¬
eigniſſe und andere Perſonen in den Vordergrund
traten und jene verdrängten. Mit ſehr verſchiedenen
Empfindungen ſah er nach und nach von Barnewitz
mit ſeiner Gemalin Hortenſe, Herrn von Cloten, den
Grafen Grieben und Andere eintreten und ſein In¬
tereſſe wurde geradezu ein peinliches, als zuletzt, ganz
unerwartet noch ein Wagen vorfuhr, aus welchem
Adolf und Emilie von Breeſen und die Tante Breeſen,
deren zahnloſen Mund und ſpitze Zunge Oswald noch
ſehr wohl in Andenken hatte, ſtiegen.

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[49/0059] über ihr Talent, große Geſellſchaften zu arrangiren, daß ſie die Koſten, welche dieſe ihr ganz ungewohnte Gaſtfreundſchaft veranlaßte, vor ihrem eigenen, in Geldangelegenheiten äußerſt ſtrengen und zarten Ge¬ wiſſen durch die unumgängliche Nothwendigkeit der Maßregel, ſo gut es gehen wollte, zu entſchuldigen ſuchte. Oswald hatte auf dieſe Weiſe ſchon mehre der ihm vom Balle in Barnewitz her bekannten Geſichter wieder geſehen; aber noch keines von denen, die ihm ein vorzüglicheres Intereſſe abgewonnen hatten. Es war ein eigenthümlicher Zufall, daß an einem Nach¬ mittage, theils gebeten, theils ungebeten, ſich beinahe Alle zuſammenfanden, die damals für ihn mehr oder weniger merkwürdig geworden waren, bis andere Er¬ eigniſſe und andere Perſonen in den Vordergrund traten und jene verdrängten. Mit ſehr verſchiedenen Empfindungen ſah er nach und nach von Barnewitz mit ſeiner Gemalin Hortenſe, Herrn von Cloten, den Grafen Grieben und Andere eintreten und ſein In¬ tereſſe wurde geradezu ein peinliches, als zuletzt, ganz unerwartet noch ein Wagen vorfuhr, aus welchem Adolf und Emilie von Breeſen und die Tante Breeſen, deren zahnloſen Mund und ſpitze Zunge Oswald noch ſehr wohl in Andenken hatte, ſtiegen. F. Spielhagen, Problematiſche Naturen. IV. 4

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Zitationshilfe: Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 4. Berlin, 1861, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spielhagen_problematische04_1861/59>, abgerufen am 28.03.2024.