Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 3. Leipzig, 1796.

Bild:
<< vorherige Seite

setzte ihn in den Stand, der Geliebten an-
sehnliche Geschenke zu machen, und dadurch
seine Aussage zu bestätigen.

Wie er nach Lübeck reiste, um dort die
fünftausend Thaler zu erheben, war's schon
in seinem Herzen beschlossen, die Unglückli-
che auf die schrecklichste Art zu hintergehen,
und dies Geld zu der Heurath mit dem Fräu-
lein zu verwenden. Seine Neigung zum Spiele,
das er nicht genug kannte, hätte ihm bald
dieser Aussicht beraubt, aber die allzu gute
Amalie war gütig genug, die fehlende Sum-
me durch ihre Kostbarkeiten zu ersetzen, deren
Werth weit höher als jene war, und den Un-
empfindlichen in den Stand setzte, seiner
nunmehr erklärten Braut einen Theil dersel-
ben zum Geschenke zu verehren. Die Audienz
bei der Monarchin war ein Werk seiner Er-
dichtung, er wollte dadurch nur Amalien zur
Vorsicht und Verzögerung der versprochenen

ſetzte ihn in den Stand, der Geliebten an-
ſehnliche Geſchenke zu machen, und dadurch
ſeine Ausſage zu beſtaͤtigen.

Wie er nach Luͤbeck reiſte, um dort die
fuͤnftauſend Thaler zu erheben, war's ſchon
in ſeinem Herzen beſchloſſen, die Ungluͤckli-
che auf die ſchrecklichſte Art zu hintergehen,
und dies Geld zu der Heurath mit dem Fraͤu-
lein zu verwenden. Seine Neigung zum Spiele,
das er nicht genug kannte, haͤtte ihm bald
dieſer Ausſicht beraubt, aber die allzu gute
Amalie war guͤtig genug, die fehlende Sum-
me durch ihre Koſtbarkeiten zu erſetzen, deren
Werth weit hoͤher als jene war, und den Un-
empfindlichen in den Stand ſetzte, ſeiner
nunmehr erklaͤrten Braut einen Theil derſel-
ben zum Geſchenke zu verehren. Die Audienz
bei der Monarchin war ein Werk ſeiner Er-
dichtung, er wollte dadurch nur Amalien zur
Vorſicht und Verzoͤgerung der verſprochenen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0176" n="162"/>
&#x017F;etzte ihn in den Stand, der Geliebten an-<lb/>
&#x017F;ehnliche Ge&#x017F;chenke zu machen, und dadurch<lb/>
&#x017F;eine Aus&#x017F;age zu be&#x017F;ta&#x0364;tigen.</p><lb/>
        <p>Wie er nach Lu&#x0364;beck rei&#x017F;te, um dort die<lb/>
fu&#x0364;nftau&#x017F;end Thaler zu erheben, war's &#x017F;chon<lb/>
in &#x017F;einem Herzen be&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en, die Unglu&#x0364;ckli-<lb/>
che auf die &#x017F;chrecklich&#x017F;te Art zu hintergehen,<lb/>
und dies Geld zu der Heurath mit dem Fra&#x0364;u-<lb/>
lein zu verwenden. Seine Neigung zum Spiele,<lb/>
das er nicht genug kannte, ha&#x0364;tte ihm bald<lb/>
die&#x017F;er Aus&#x017F;icht beraubt, aber die allzu gute<lb/>
Amalie war gu&#x0364;tig genug, die fehlende Sum-<lb/>
me durch ihre Ko&#x017F;tbarkeiten zu er&#x017F;etzen, deren<lb/>
Werth weit ho&#x0364;her als jene war, und den Un-<lb/>
empfindlichen in den Stand &#x017F;etzte, &#x017F;einer<lb/>
nunmehr erkla&#x0364;rten Braut einen Theil der&#x017F;el-<lb/>
ben zum Ge&#x017F;chenke zu verehren. Die Audienz<lb/>
bei der Monarchin war ein Werk &#x017F;einer Er-<lb/>
dichtung, er wollte dadurch nur Amalien zur<lb/>
Vor&#x017F;icht und Verzo&#x0364;gerung der ver&#x017F;prochenen<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[162/0176] ſetzte ihn in den Stand, der Geliebten an- ſehnliche Geſchenke zu machen, und dadurch ſeine Ausſage zu beſtaͤtigen. Wie er nach Luͤbeck reiſte, um dort die fuͤnftauſend Thaler zu erheben, war's ſchon in ſeinem Herzen beſchloſſen, die Ungluͤckli- che auf die ſchrecklichſte Art zu hintergehen, und dies Geld zu der Heurath mit dem Fraͤu- lein zu verwenden. Seine Neigung zum Spiele, das er nicht genug kannte, haͤtte ihm bald dieſer Ausſicht beraubt, aber die allzu gute Amalie war guͤtig genug, die fehlende Sum- me durch ihre Koſtbarkeiten zu erſetzen, deren Werth weit hoͤher als jene war, und den Un- empfindlichen in den Stand ſetzte, ſeiner nunmehr erklaͤrten Braut einen Theil derſel- ben zum Geſchenke zu verehren. Die Audienz bei der Monarchin war ein Werk ſeiner Er- dichtung, er wollte dadurch nur Amalien zur Vorſicht und Verzoͤgerung der verſprochenen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien03_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien03_1796/176
Zitationshilfe: Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien03_1796/176>, abgerufen am 07.05.2024.