Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 3. Leipzig, 1796.

Bild:
<< vorherige Seite

dritten Tage durch einen derselben den Zettel,
welchen sie ebenfalls in meiner Schreibtafel
fanden. Durch diese erfuhr ich zugleich, daß
mein Vater die unglückliche Karoline noch am
nemlichen Abende nach einem unbekannten Orte
fortgeführt habe, erst heute ohne sie zurückge-
kehrt sei. Diese Nachricht, die mehrere be-
stätigten, nicht die Drohung des unnatürlichen
Vaters bewog mich, eine Gegend zu verlas-
sen, in welcher ich namenloses Elend, un-
nennbaren Schmerz geduldet, der frohen,
seligen Augenblicke nur wenige genossen hatte.
Nicht Absicht, nur Ungefähr führte mich zu
dem Jäger, bei dem ich abgestiegen war,
auch dieses nur, nicht jene war Ursache, daß
ich nach meinem Koffre fragte. Schmerz und
Wuth ergrif mich aufs neue, als mir der
Jäger durch Zeugen bewieß, daß mein Vater
alle meine Sachen selbst abgeholt hätte. Zur
gänzlichen Ueberzeugung reichte er mir einen
Zettel, auf welchem ungefähr folgende Worte

dritten Tage durch einen derſelben den Zettel,
welchen ſie ebenfalls in meiner Schreibtafel
fanden. Durch dieſe erfuhr ich zugleich, daß
mein Vater die ungluͤckliche Karoline noch am
nemlichen Abende nach einem unbekannten Orte
fortgefuͤhrt habe, erſt heute ohne ſie zuruͤckge-
kehrt ſei. Dieſe Nachricht, die mehrere be-
ſtaͤtigten, nicht die Drohung des unnatuͤrlichen
Vaters bewog mich, eine Gegend zu verlaſ-
ſen, in welcher ich namenloſes Elend, un-
nennbaren Schmerz geduldet, der frohen,
ſeligen Augenblicke nur wenige genoſſen hatte.
Nicht Abſicht, nur Ungefaͤhr fuͤhrte mich zu
dem Jaͤger, bei dem ich abgeſtiegen war,
auch dieſes nur, nicht jene war Urſache, daß
ich nach meinem Koffre fragte. Schmerz und
Wuth ergrif mich aufs neue, als mir der
Jaͤger durch Zeugen bewieß, daß mein Vater
alle meine Sachen ſelbſt abgeholt haͤtte. Zur
gaͤnzlichen Ueberzeugung reichte er mir einen
Zettel, auf welchem ungefaͤhr folgende Worte

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0091" n="77"/>
dritten Tage durch einen der&#x017F;elben den Zettel,<lb/>
welchen &#x017F;ie ebenfalls in meiner Schreibtafel<lb/>
fanden. Durch die&#x017F;e erfuhr ich zugleich, daß<lb/>
mein Vater die unglu&#x0364;ckliche Karoline noch am<lb/>
nemlichen Abende nach einem unbekannten Orte<lb/>
fortgefu&#x0364;hrt habe, er&#x017F;t heute ohne &#x017F;ie zuru&#x0364;ckge-<lb/>
kehrt &#x017F;ei. Die&#x017F;e Nachricht, die mehrere be-<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;tigten, nicht die Drohung des unnatu&#x0364;rlichen<lb/>
Vaters bewog mich, eine Gegend zu verla&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en, in welcher ich namenlo&#x017F;es Elend, un-<lb/>
nennbaren Schmerz geduldet, der frohen,<lb/>
&#x017F;eligen Augenblicke nur wenige geno&#x017F;&#x017F;en hatte.<lb/>
Nicht Ab&#x017F;icht, nur Ungefa&#x0364;hr fu&#x0364;hrte mich zu<lb/>
dem Ja&#x0364;ger, bei dem ich abge&#x017F;tiegen war,<lb/>
auch die&#x017F;es nur, nicht jene war Ur&#x017F;ache, daß<lb/>
ich nach meinem Koffre fragte. Schmerz und<lb/>
Wuth ergrif mich aufs neue, als mir der<lb/>
Ja&#x0364;ger durch Zeugen bewieß, daß mein Vater<lb/>
alle meine Sachen &#x017F;elb&#x017F;t abgeholt ha&#x0364;tte. Zur<lb/>
ga&#x0364;nzlichen Ueberzeugung reichte er mir einen<lb/>
Zettel, auf welchem ungefa&#x0364;hr folgende Worte<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[77/0091] dritten Tage durch einen derſelben den Zettel, welchen ſie ebenfalls in meiner Schreibtafel fanden. Durch dieſe erfuhr ich zugleich, daß mein Vater die ungluͤckliche Karoline noch am nemlichen Abende nach einem unbekannten Orte fortgefuͤhrt habe, erſt heute ohne ſie zuruͤckge- kehrt ſei. Dieſe Nachricht, die mehrere be- ſtaͤtigten, nicht die Drohung des unnatuͤrlichen Vaters bewog mich, eine Gegend zu verlaſ- ſen, in welcher ich namenloſes Elend, un- nennbaren Schmerz geduldet, der frohen, ſeligen Augenblicke nur wenige genoſſen hatte. Nicht Abſicht, nur Ungefaͤhr fuͤhrte mich zu dem Jaͤger, bei dem ich abgeſtiegen war, auch dieſes nur, nicht jene war Urſache, daß ich nach meinem Koffre fragte. Schmerz und Wuth ergrif mich aufs neue, als mir der Jaͤger durch Zeugen bewieß, daß mein Vater alle meine Sachen ſelbſt abgeholt haͤtte. Zur gaͤnzlichen Ueberzeugung reichte er mir einen Zettel, auf welchem ungefaͤhr folgende Worte

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien03_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien03_1796/91
Zitationshilfe: Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien03_1796/91>, abgerufen am 06.05.2024.