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Spindler, Karl: Die Engel-Ehe. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 8. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–66. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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daß sie mit meinen Regimentsschriften zufrieden gewesen sind. Das ist nun abgemacht, wir sind Mann und Frau, und gelt, du verzeihst mir? -- Ich weiß nicht, ob ich's soll. Wer seinem Vater so viel Herzeleid bereiten kann, wie wird der erst mit seinem Weibe umgehen? -- Dich auf den Händen tragen -- das will ich, Vreneli. Vergiebst du mir auch dann nicht, wenn ich dir sage, daß ich dem Alten vor Kurzem erst geschrieben habe? Ich hab' ihm erzählt, wie glücklich es mir hier ergangen, welch eine Braut ich an dir gefunden, wie ich ganz nahe daran sei, ein vermöglicher Mann zu werden. Das Geld hat der Vater immer gern gehabt, und sein einzig Kind wird er ins Himmels Namen doch nicht auf ewig verstoßen wollen? Ich habe ihn um Pardon gebeten, ihm geschrieben, daß ich nicht als ein Taugenichts hätte vor ihn kommen wollen, daß ich aber jetzt ein gemachter Kerl sei, und er möchte endlich seinen Groll fahren und mir seinen Segen zukommen lassen. Ich hab' mich als seinen reumüthgisten Sohn darunter geschrieben, und zweifle nicht, er werde sich erweichen und mir ein paar Buchstaben schicken, die mich freuen und beruhigen. -- Ich wünsche es dir, Georg, sagte Verena gerührt; der Eltern Segen baut Häuser.

Indem tippte Jemand ans Schiebfenster, und der kleine Ruodi, das Briefträgerlein, rief von der Straße: Herr Landenberger, ein Brief! Der Posthalter hat gesagt, er sei französisch, aber Ihr seid doch damit

daß sie mit meinen Regimentsschriften zufrieden gewesen sind. Das ist nun abgemacht, wir sind Mann und Frau, und gelt, du verzeihst mir? — Ich weiß nicht, ob ich's soll. Wer seinem Vater so viel Herzeleid bereiten kann, wie wird der erst mit seinem Weibe umgehen? — Dich auf den Händen tragen — das will ich, Vreneli. Vergiebst du mir auch dann nicht, wenn ich dir sage, daß ich dem Alten vor Kurzem erst geschrieben habe? Ich hab' ihm erzählt, wie glücklich es mir hier ergangen, welch eine Braut ich an dir gefunden, wie ich ganz nahe daran sei, ein vermöglicher Mann zu werden. Das Geld hat der Vater immer gern gehabt, und sein einzig Kind wird er ins Himmels Namen doch nicht auf ewig verstoßen wollen? Ich habe ihn um Pardon gebeten, ihm geschrieben, daß ich nicht als ein Taugenichts hätte vor ihn kommen wollen, daß ich aber jetzt ein gemachter Kerl sei, und er möchte endlich seinen Groll fahren und mir seinen Segen zukommen lassen. Ich hab' mich als seinen reumüthgisten Sohn darunter geschrieben, und zweifle nicht, er werde sich erweichen und mir ein paar Buchstaben schicken, die mich freuen und beruhigen. — Ich wünsche es dir, Georg, sagte Verena gerührt; der Eltern Segen baut Häuser.

Indem tippte Jemand ans Schiebfenster, und der kleine Ruodi, das Briefträgerlein, rief von der Straße: Herr Landenberger, ein Brief! Der Posthalter hat gesagt, er sei französisch, aber Ihr seid doch damit

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Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T12:06:51Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
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Zitationshilfe: Spindler, Karl: Die Engel-Ehe. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 8. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–66. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spindler_engel_1910/52>, abgerufen am 26.04.2024.