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Spindler, Karl: Die Engel-Ehe. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 8. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–66. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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so hübsch, und das Häuschen so sauber . . sie sind blutarm, doch reinlich und apart, besser, als die Andern, die im Gebirge wohnen. Kurz, ich bin wiedergekommen, wann die Eltern nicht zu Haus gewesen... die Einsamkeit der Alpe hat auch geholfen . . . schilt mich nicht so derb aus, Vreneli. Wir sind allesammt gebrechliche Menschen ... -- Das weiß der liebe Gott, versetzte Verena nicht ohne Weichheit; was soll aber aus dem Würmlein werden, das jetzo zu hoffen steht? -- Ich will mich seiner allerdings annehmen, sagte Georg rasch und gutmüthig, ich will ihm freilich Vater sein, rathe mir aber, wie ich's anstelle. Schon um deinetwillen möchte ich nicht in die Mäuler der Leute kommen. -- Was soll ich rathen? Wenn die Mutter am Leben bliebe ... -- Das ist aber nicht, fiel Landenberger ein, es kann sie gerade nur ein Wunder retten. Der Gram, da sie erfuhr, daß ich nicht mehr ledig sei, und die Neigung, die sie zum Zehrfieber hat, ihre jetzige Schwäche . . ! gewiß, gewiß, ich darf meinem Blick trauen ... sie stirbt, dem Kinde das Leben gebend, oder das Kind stirbt mit ihr zugleich. Ich Unglücklicher! wär' ich doch um sein halbes Jahr jünger! ich wollte klüger sein. -- Was soll ich rathen? wiederholte Verena mit Bewegung. Ich wüßte wohl allenfalls eine Auskunft ... ob nicht die Schwester . . . ? -- Nein, der Leichtsinnigen lass' ich das Kind nun und nimmermehr ... -- Nun, so fasse dich einmal, Georg. Was geschehen, ist nicht unge-

so hübsch, und das Häuschen so sauber . . sie sind blutarm, doch reinlich und apart, besser, als die Andern, die im Gebirge wohnen. Kurz, ich bin wiedergekommen, wann die Eltern nicht zu Haus gewesen... die Einsamkeit der Alpe hat auch geholfen . . . schilt mich nicht so derb aus, Vreneli. Wir sind allesammt gebrechliche Menschen ... — Das weiß der liebe Gott, versetzte Verena nicht ohne Weichheit; was soll aber aus dem Würmlein werden, das jetzo zu hoffen steht? — Ich will mich seiner allerdings annehmen, sagte Georg rasch und gutmüthig, ich will ihm freilich Vater sein, rathe mir aber, wie ich's anstelle. Schon um deinetwillen möchte ich nicht in die Mäuler der Leute kommen. — Was soll ich rathen? Wenn die Mutter am Leben bliebe ... — Das ist aber nicht, fiel Landenberger ein, es kann sie gerade nur ein Wunder retten. Der Gram, da sie erfuhr, daß ich nicht mehr ledig sei, und die Neigung, die sie zum Zehrfieber hat, ihre jetzige Schwäche . . ! gewiß, gewiß, ich darf meinem Blick trauen ... sie stirbt, dem Kinde das Leben gebend, oder das Kind stirbt mit ihr zugleich. Ich Unglücklicher! wär' ich doch um sein halbes Jahr jünger! ich wollte klüger sein. — Was soll ich rathen? wiederholte Verena mit Bewegung. Ich wüßte wohl allenfalls eine Auskunft ... ob nicht die Schwester . . . ? — Nein, der Leichtsinnigen lass' ich das Kind nun und nimmermehr ... — Nun, so fasse dich einmal, Georg. Was geschehen, ist nicht unge-

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[0059] so hübsch, und das Häuschen so sauber . . sie sind blutarm, doch reinlich und apart, besser, als die Andern, die im Gebirge wohnen. Kurz, ich bin wiedergekommen, wann die Eltern nicht zu Haus gewesen... die Einsamkeit der Alpe hat auch geholfen . . . schilt mich nicht so derb aus, Vreneli. Wir sind allesammt gebrechliche Menschen ... — Das weiß der liebe Gott, versetzte Verena nicht ohne Weichheit; was soll aber aus dem Würmlein werden, das jetzo zu hoffen steht? — Ich will mich seiner allerdings annehmen, sagte Georg rasch und gutmüthig, ich will ihm freilich Vater sein, rathe mir aber, wie ich's anstelle. Schon um deinetwillen möchte ich nicht in die Mäuler der Leute kommen. — Was soll ich rathen? Wenn die Mutter am Leben bliebe ... — Das ist aber nicht, fiel Landenberger ein, es kann sie gerade nur ein Wunder retten. Der Gram, da sie erfuhr, daß ich nicht mehr ledig sei, und die Neigung, die sie zum Zehrfieber hat, ihre jetzige Schwäche . . ! gewiß, gewiß, ich darf meinem Blick trauen ... sie stirbt, dem Kinde das Leben gebend, oder das Kind stirbt mit ihr zugleich. Ich Unglücklicher! wär' ich doch um sein halbes Jahr jünger! ich wollte klüger sein. — Was soll ich rathen? wiederholte Verena mit Bewegung. Ich wüßte wohl allenfalls eine Auskunft ... ob nicht die Schwester . . . ? — Nein, der Leichtsinnigen lass' ich das Kind nun und nimmermehr ... — Nun, so fasse dich einmal, Georg. Was geschehen, ist nicht unge-

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Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T12:06:51Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T12:06:51Z)

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Zitationshilfe: Spindler, Karl: Die Engel-Ehe. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 8. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–66. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spindler_engel_1910/59>, abgerufen am 26.04.2024.