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Spindler, Christian Gotthold: Unschuldige Jugend-Früchte. Leipzig, 1745.

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Vermischte Send-Schreiben.
sten halt ich mich hier auf der
Mittel-Strassen.
V.
Was denn sein Wahl-
spruch sey, den er sich
auserwehlt?
V.
Aufrichtig und getreu, im
Lieben stets mit Massen, gedul-
dig, unverzagt, wenn uns
Cupido quält.
Ad Specialia.
I.
Auf was vor Art und
Weise er in den Ehestand
nunmehr gekommen sey?
I.
Hier sprach er zwar getrost,
iedoch in etwas leise: Es ist
nur kurtze Zeit, so war ich noch
gantz frey, doch, als ich ohnge-
fehr ein Hochzeit-Gast gewe-
sen, hatt ich ein liebes Kind
daselbst zugleich gesehn/ und
auch den Augenblick zum Scha-
tze auserlesen, und/ da ich ihr
gefiel, war alles gleich geschehn.
Jch bot ihr Hertz und Hand
zum treuen Unterpfande; Sie
nahm es von mir an/ gab mir
ihr Hertz und Wort, da brach-
ten wir das Ding mit aller Lust
zu Stande, wir waren höchst
vergnügt. Da gieng die Rei-
se fort.
II.
Wenn und an welchem
Ort diß alles vorgegan-
gen?
II.
Es war noch etwas frisch.
Und Leipzig ist der Platz, wo
die Verliebten offt zu ihrem
Zweck gelangen, wo alles lacht
und schertzt. Da kriegt ich
meinen Schatz.
III.
Wie denn ihr Nahme
sey und von was vor Ge-
schlechte?
III.
Sophia nennt sie sich, sie ist
von guter Art/ gelassen, schön
und fromm/ hauswirthlich/
klug und ächte, sie ist aus
Söll-
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Vermiſchte Send-Schreiben.
ſten halt ich mich hier auf der
Mittel-Straſſen.
V.
Was denn ſein Wahl-
ſpruch ſey, den er ſich
auserwehlt?
V.
Aufrichtig und getreu, im
Lieben ſtets mit Maſſen, gedul-
dig, unverzagt, wenn uns
Cupido quaͤlt.
Ad Specialia.
I.
Auf was vor Art und
Weiſe er in den Eheſtand
nunmehr gekommen ſey?
I.
Hier ſprach er zwar getroſt,
iedoch in etwas leiſe: Es iſt
nur kurtze Zeit, ſo war ich noch
gantz frey, doch, als ich ohnge-
fehr ein Hochzeit-Gaſt gewe-
ſen, hatt ich ein liebes Kind
daſelbſt zugleich geſehn/ und
auch den Augenblick zum Scha-
tze auserleſen, und/ da ich ihr
gefiel, war alles gleich geſchehn.
Jch bot ihr Hertz und Hand
zum treuen Unterpfande; Sie
nahm es von mir an/ gab mir
ihr Hertz und Wort, da brach-
ten wir das Ding mit aller Luſt
zu Stande, wir waren hoͤchſt
vergnuͤgt. Da gieng die Rei-
ſe fort.
II.
Wenn und an welchem
Ort diß alles vorgegan-
gen?
II.
Es war noch etwas friſch.
Und Leipzig iſt der Platz, wo
die Verliebten offt zu ihrem
Zweck gelangen, wo alles lacht
und ſchertzt. Da kriegt ich
meinen Schatz.
III.
Wie denn ihr Nahme
ſey und von was vor Ge-
ſchlechte?
III.
Sophia nennt ſie ſich, ſie iſt
von guter Art/ gelaſſen, ſchoͤn
und fromm/ hauswirthlich/
klug und aͤchte, ſie iſt aus
Soͤll-
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[119/0139] Vermiſchte Send-Schreiben. ſten halt ich mich hier auf der Mittel-Straſſen. V. Was denn ſein Wahl- ſpruch ſey, den er ſich auserwehlt? V. Aufrichtig und getreu, im Lieben ſtets mit Maſſen, gedul- dig, unverzagt, wenn uns Cupido quaͤlt. Ad Specialia. I. Auf was vor Art und Weiſe er in den Eheſtand nunmehr gekommen ſey? I. Hier ſprach er zwar getroſt, iedoch in etwas leiſe: Es iſt nur kurtze Zeit, ſo war ich noch gantz frey, doch, als ich ohnge- fehr ein Hochzeit-Gaſt gewe- ſen, hatt ich ein liebes Kind daſelbſt zugleich geſehn/ und auch den Augenblick zum Scha- tze auserleſen, und/ da ich ihr gefiel, war alles gleich geſchehn. Jch bot ihr Hertz und Hand zum treuen Unterpfande; Sie nahm es von mir an/ gab mir ihr Hertz und Wort, da brach- ten wir das Ding mit aller Luſt zu Stande, wir waren hoͤchſt vergnuͤgt. Da gieng die Rei- ſe fort. II. Wenn und an welchem Ort diß alles vorgegan- gen? II. Es war noch etwas friſch. Und Leipzig iſt der Platz, wo die Verliebten offt zu ihrem Zweck gelangen, wo alles lacht und ſchertzt. Da kriegt ich meinen Schatz. III. Wie denn ihr Nahme ſey und von was vor Ge- ſchlechte? III. Sophia nennt ſie ſich, ſie iſt von guter Art/ gelaſſen, ſchoͤn und fromm/ hauswirthlich/ klug und aͤchte, ſie iſt aus Soͤll- H 4

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Zitationshilfe: Spindler, Christian Gotthold: Unschuldige Jugend-Früchte. Leipzig, 1745, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spindler_jugendfruechte_1745/139>, abgerufen am 24.04.2024.