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Spindler, Christian Gotthold: Unschuldige Jugend-Früchte. Leipzig, 1745.

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Vermischte Send-Schreiben.
17) Schertz-Schreiben an ein Frauen-
zimmer, von der Elecktricität.
Freundin! meine Sehnsucht spricht,
Laß dein gütiges Erweisen,
So die Nacht des Finstren bricht,
Auch voritzt Elecktrisch, heissen.
Mancher Cörper zeiget bald
Durch Bewegung die Gewalt,
Und durch wiederholtes Drehen
Kan man seine Kräffte sehen.
Größre Cörper ziehen ja
Kleinre zu sich in die Nähe;
Jst dein Anmuths-Feuer da,
So weiß ich, wohin ich gehe.
Reichst du mir die zarte Hand,
O! so ist mir längst bekannt,
Daß, obs gleich dein Hertz verlachet,
Mich die Krafft Elecktrisch machet.
Da die Elecktricität,
Und ihr gantz besondres Wesen,
Fast die halbe Welt versteht,
Weil sie es in Schrifften lesen,
Gieb doch mir von deiner Krafft,
Die mir ein Elecktrum schafft,
Freundin! säume nicht zu eilen,
Mir dasselbe mitzutheilen.
O! die Krafft ist wunderbar,
Sie ist fähig zum Entzünden.
Diß muß man bey dir fürwar
Jn der Augen Strahlen finden.
Sie
Vermiſchte Send-Schreiben.
17) Schertz-Schreiben an ein Frauen-
zimmer, von der Elecktricitaͤt.
Freundin! meine Sehnſucht ſpricht,
Laß dein guͤtiges Erweiſen,
So die Nacht des Finſtren bricht,
Auch voritzt Elecktriſch, heiſſen.
Mancher Coͤrper zeiget bald
Durch Bewegung die Gewalt,
Und durch wiederholtes Drehen
Kan man ſeine Kraͤffte ſehen.
Groͤßre Coͤrper ziehen ja
Kleinre zu ſich in die Naͤhe;
Jſt dein Anmuths-Feuer da,
So weiß ich, wohin ich gehe.
Reichſt du mir die zarte Hand,
O! ſo iſt mir laͤngſt bekannt,
Daß, obs gleich dein Hertz verlachet,
Mich die Krafft Elecktriſch machet.
Da die Elecktricitaͤt,
Und ihr gantz beſondres Weſen,
Faſt die halbe Welt verſteht,
Weil ſie es in Schrifften leſen,
Gieb doch mir von deiner Krafft,
Die mir ein Elecktrum ſchafft,
Freundin! ſaͤume nicht zu eilen,
Mir daſſelbe mitzutheilen.
O! die Krafft iſt wunderbar,
Sie iſt faͤhig zum Entzuͤnden.
Diß muß man bey dir fuͤrwar
Jn der Augen Strahlen finden.
Sie
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[130/0152] Vermiſchte Send-Schreiben. 17) Schertz-Schreiben an ein Frauen- zimmer, von der Elecktricitaͤt. Freundin! meine Sehnſucht ſpricht, Laß dein guͤtiges Erweiſen, So die Nacht des Finſtren bricht, Auch voritzt Elecktriſch, heiſſen. Mancher Coͤrper zeiget bald Durch Bewegung die Gewalt, Und durch wiederholtes Drehen Kan man ſeine Kraͤffte ſehen. Groͤßre Coͤrper ziehen ja Kleinre zu ſich in die Naͤhe; Jſt dein Anmuths-Feuer da, So weiß ich, wohin ich gehe. Reichſt du mir die zarte Hand, O! ſo iſt mir laͤngſt bekannt, Daß, obs gleich dein Hertz verlachet, Mich die Krafft Elecktriſch machet. Da die Elecktricitaͤt, Und ihr gantz beſondres Weſen, Faſt die halbe Welt verſteht, Weil ſie es in Schrifften leſen, Gieb doch mir von deiner Krafft, Die mir ein Elecktrum ſchafft, Freundin! ſaͤume nicht zu eilen, Mir daſſelbe mitzutheilen. O! die Krafft iſt wunderbar, Sie iſt faͤhig zum Entzuͤnden. Diß muß man bey dir fuͤrwar Jn der Augen Strahlen finden. Sie

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Zitationshilfe: Spindler, Christian Gotthold: Unschuldige Jugend-Früchte. Leipzig, 1745, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spindler_jugendfruechte_1745/152>, abgerufen am 28.03.2024.