Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Staden, Hans: Warhaftige Historia und beschreibung eyner Landtschafft der Wilden/ Nacketen/ Grimmigen Menschfresser Leuthen [...]. Marpurg [Marburg], 1557.

Bild:
<< vorherige Seite

Ob jr noch beim leben weren / wann wir solches vernemen/
das jr noch lebten/ solten wir zum ersten hören/ Ob sie euch
auch verkeuffen wölten/ wo nicht/ solten wir sehen/ Ob wir
etliche fangen konten die euch Quittirten.

Da sagte ich/ Nun wölle euch Gott inn ewigkeyt lohnen/
dann ich bin hie in grosser angst vnnd not/ vnnd weyß noch
nicht was sie anschlagen werden/ sie hetten mich wol gereydt
gessen/ hette es Gott nicht sonderlicher weise verhindert. Wei-
ter sagte ich jnen / sie werden mich euch nicht verkeuffen/ dann
gedencket es nicht/ vnd lasset euch nicht anders mercken/ dann
das ich eyn Frantzose sei/ vnd gebt mir etliche wahr vmb Got
tes willen/ Messer vnd Angelhacken. Dasselbige thaten sie/
vnd es fuhr eyner mit eynem Nachen beis schiff vnd holets.

Wie ich nun sahe das mir die Wilten nicht lenger gestatten
wolten mit jnen zureden/ da sagte ich zu den Portugalesern/
sehet euch wol vor/ sie haben eynen krieg vor hannden / wider
nach Brickioka/ Da sagten sie mir/ das sich jre Wilden auch
sehr rüsteten/ vnd würden gerad das dorff anfallen/ da sie mich
inne hetten/ das ich nuhr wolgemut were / Gott wurde alle
ding zum besten schaffen/ dann ich sehe wol sie könten mir nit
helffen. Ja sagte ich/ Dieweil es meine sünde also verdienet
haben/ ist es besser/ das mich Gott hie straffe/ dann dort inn
jenem leben/ Vnd bittet Got das er mir auß dem ellend helff.

Darmit befalhe ich sie Gott dem Herrn. Vnd sie wolten
weiter mit mir reden/ aber die Wilden wolten mir nicht len-
ger gestatten spraach mit jnen zuhalten/ vnd fuhren wider
umb nach den hütten mit mir.

Da nam ich die Messer vnd Angelhacken/ vnd gab sie jnen
vnd sagte: Diß alles hat mir mein bruder der Frantzose ge-
ben. Da fragten sie mich/ Was es alles were das mein bru-
der mit mir geredt hette. Da sagt ich/ Jch hette meinem bru-

Ob jr noch beim leben weren / wann wir ſolches vernemen/
das jr noch lebten/ ſolten wir zum erſten hoͤꝛen/ Ob ſie euch
auch verkeuffen woͤlten/ wo nicht/ ſolten wir ſehen/ Ob wir
etliche fangen konten die euch Quittirten.

Da ſagte ich/ Nun woͤlle euch Gott inn ewigkeyt lohnen/
dann ich bin hie in groſſer angſt vnnd not/ vnnd weyß noch
nicht was ſie anſchlagen werden/ ſie hetten mich wol gereydt
geſſen/ hette es Gott nicht ſonderlicher weiſe verhindert. Wei-
ter ſagte ich jnen / ſie werden mich euch nicht verkeuffen/ dañ
gedencket es nicht/ vnd laſſet euch nicht anders mercken/ dañ
das ich eyn Frantzoſe ſei/ vnd gebt mir etliche wahꝛ vmb Got
tes willen/ Meſſer vnd Angelhacken. Daſſelbige thaten ſie/
vnd es fůhꝛ eyner mit eynem Nachen beis ſchiff vnd holets.

Wie ich nun ſahe das mir die Wilten nicht lenger geſtatten
wolten mit jnen zureden/ da ſagte ich zů den Poꝛtugaleſern/
ſehet euch wol voꝛ/ ſie haben eynen krieg voꝛ hannden / wider
nach Bꝛickioka/ Da ſagten ſie mir/ das ſich jre Wilden auch
ſehr ruͤſteten/ vñ wuͤrden gerad das doꝛff anfallen/ da ſie mich
inne hetten/ das ich nuhꝛ wolgemůt were / Gott wurde alle
ding zum beſten ſchaffen/ dann ich ſehe wol ſie koͤnten mir nit
helffen. Ja ſagte ich/ Dieweil es meine ſünde alſo verdienet
haben/ iſt es beſſer/ das mich Gott hie ſtraffe/ dann doꝛt inn
jenem leben/ Vnd bittet Got das er mir auß dem ellend helff.

Darmit befalhe ich ſie Gott dem Herꝛn. Vnd ſie wolten
weiter mit mir reden/ aber die Wilden wolten mir nicht len-
ger geſtatten ſpꝛaach mit jnen zuhalten/ vnd fůhꝛen wider
umb nach den huͤtten mit mir.

Da nam ich die Meſſer vnd Angelhacken/ vñ gab ſie jnen
vnd ſagte: Diß alles hat mir mein bꝛůder der Frantzoſe ge-
ben. Da fragten ſie mich/ Was es alles were das mein bꝛů-
der mit mir geredt hette. Da ſagt ich/ Jch hette meinem bꝛů-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0092"/>
Ob jr noch beim leben weren / wann wir &#x017F;olches vernemen/<lb/>
das jr noch lebten/ &#x017F;olten wir zum er&#x017F;ten ho&#x0364;&#xA75B;en/ Ob &#x017F;ie euch<lb/>
auch verkeuffen wo&#x0364;lten/ wo nicht/ &#x017F;olten wir &#x017F;ehen/ Ob wir<lb/>
etliche fangen konten die euch Quittirten.</p>
        <p>Da &#x017F;agte ich/ Nun wo&#x0364;lle euch Gott inn ewigkeyt lohnen/<lb/>
dann ich bin hie in gro&#x017F;&#x017F;er ang&#x017F;t vnnd not/ vnnd weyß noch<lb/>
nicht was &#x017F;ie an&#x017F;chlagen werden/ &#x017F;ie hetten mich wol gereydt<lb/>
ge&#x017F;&#x017F;en/ hette es Gott nicht &#x017F;onderlicher wei&#x017F;e verhindert. Wei-<lb/>
ter &#x017F;agte ich jnen / &#x017F;ie werden mich euch nicht verkeuffen/ dañ<lb/>
gedencket es nicht/ vnd la&#x017F;&#x017F;et euch nicht anders mercken/ dañ<lb/>
das ich eyn Frantzo&#x017F;e &#x017F;ei/ vnd gebt mir etliche wah&#xA75B; vmb Got<lb/>
tes willen/ Me&#x017F;&#x017F;er vnd Angelhacken. Da&#x017F;&#x017F;elbige thaten &#x017F;ie/<lb/>
vnd es f&#x016F;h&#xA75B; eyner mit eynem Nachen beis &#x017F;chiff vnd holets.</p>
        <p>Wie ich nun &#x017F;ahe das mir die Wilten nicht lenger ge&#x017F;tatten<lb/>
wolten mit jnen zureden/ da &#x017F;agte ich z&#x016F; den Po&#xA75B;tugale&#x017F;ern/<lb/>
&#x017F;ehet euch wol vo&#xA75B;/ &#x017F;ie haben eynen krieg vo&#xA75B; hannden / wider<lb/>
nach B&#xA75B;ickioka/ Da &#x017F;agten &#x017F;ie mir/ das &#x017F;ich jre Wilden auch<lb/>
&#x017F;ehr ru&#x0364;&#x017F;teten/ vñ wu&#x0364;rden gerad das do&#xA75B;ff anfallen/ da &#x017F;ie mich<lb/>
inne hetten/ das ich nuh&#xA75B; wolgem&#x016F;t were / Gott wurde alle<lb/>
ding zum be&#x017F;ten &#x017F;chaffen/ dann ich &#x017F;ehe wol &#x017F;ie ko&#x0364;nten mir nit<lb/>
helffen. Ja &#x017F;agte ich/ Dieweil es meine &#x017F;ünde al&#x017F;o verdienet<lb/>
haben/ i&#x017F;t es be&#x017F;&#x017F;er/ das mich Gott hie &#x017F;traffe/ dann do&#xA75B;t inn<lb/>
jenem leben/ Vnd bittet Got das er mir auß dem ellend helff.</p>
        <p>Darmit befalhe ich &#x017F;ie Gott dem Her&#xA75B;n. Vnd &#x017F;ie wolten<lb/>
weiter mit mir reden/ aber die Wilden wolten mir nicht len-<lb/>
ger ge&#x017F;tatten &#x017F;p&#xA75B;aach mit jnen zuhalten/ vnd f&#x016F;h&#xA75B;en wider<lb/>
umb nach den hu&#x0364;tten mit mir.</p>
        <p>Da nam ich die Me&#x017F;&#x017F;er vnd Angelhacken/ vñ gab &#x017F;ie jnen<lb/>
vnd &#x017F;agte: Diß alles hat mir mein b&#xA75B;&#x016F;der der Frantzo&#x017F;e ge-<lb/>
ben. Da fragten &#x017F;ie mich/ Was es alles were das mein b&#xA75B;&#x016F;-<lb/>
der mit mir geredt hette. Da &#x017F;agt ich/ Jch hette meinem b&#xA75B;&#x016F;-
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0092] Ob jr noch beim leben weren / wann wir ſolches vernemen/ das jr noch lebten/ ſolten wir zum erſten hoͤꝛen/ Ob ſie euch auch verkeuffen woͤlten/ wo nicht/ ſolten wir ſehen/ Ob wir etliche fangen konten die euch Quittirten. Da ſagte ich/ Nun woͤlle euch Gott inn ewigkeyt lohnen/ dann ich bin hie in groſſer angſt vnnd not/ vnnd weyß noch nicht was ſie anſchlagen werden/ ſie hetten mich wol gereydt geſſen/ hette es Gott nicht ſonderlicher weiſe verhindert. Wei- ter ſagte ich jnen / ſie werden mich euch nicht verkeuffen/ dañ gedencket es nicht/ vnd laſſet euch nicht anders mercken/ dañ das ich eyn Frantzoſe ſei/ vnd gebt mir etliche wahꝛ vmb Got tes willen/ Meſſer vnd Angelhacken. Daſſelbige thaten ſie/ vnd es fůhꝛ eyner mit eynem Nachen beis ſchiff vnd holets. Wie ich nun ſahe das mir die Wilten nicht lenger geſtatten wolten mit jnen zureden/ da ſagte ich zů den Poꝛtugaleſern/ ſehet euch wol voꝛ/ ſie haben eynen krieg voꝛ hannden / wider nach Bꝛickioka/ Da ſagten ſie mir/ das ſich jre Wilden auch ſehr ruͤſteten/ vñ wuͤrden gerad das doꝛff anfallen/ da ſie mich inne hetten/ das ich nuhꝛ wolgemůt were / Gott wurde alle ding zum beſten ſchaffen/ dann ich ſehe wol ſie koͤnten mir nit helffen. Ja ſagte ich/ Dieweil es meine ſünde alſo verdienet haben/ iſt es beſſer/ das mich Gott hie ſtraffe/ dann doꝛt inn jenem leben/ Vnd bittet Got das er mir auß dem ellend helff. Darmit befalhe ich ſie Gott dem Herꝛn. Vnd ſie wolten weiter mit mir reden/ aber die Wilden wolten mir nicht len- ger geſtatten ſpꝛaach mit jnen zuhalten/ vnd fůhꝛen wider umb nach den huͤtten mit mir. Da nam ich die Meſſer vnd Angelhacken/ vñ gab ſie jnen vnd ſagte: Diß alles hat mir mein bꝛůder der Frantzoſe ge- ben. Da fragten ſie mich/ Was es alles were das mein bꝛů- der mit mir geredt hette. Da ſagt ich/ Jch hette meinem bꝛů-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Projekt Gutenberg-DE: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-06-28T07:11:29Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frank Wiegand: Bearbeitung der digitalen Edition (2012-09-04T07:11:29Z)
Frederike Neuber: Überarbeitung der digitalen Edition (2014-01-10T14:11:29Z)
Biblioteca Digital de Obras Raras e Especiais da Universidade de São Paulo: Biblioteca Digital de Obras Raras e Especiais da Universidade de São Paulo (2013-06-28T07:11:29Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/staden_landschafft_1557
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/staden_landschafft_1557/92
Zitationshilfe: Staden, Hans: Warhaftige Historia und beschreibung eyner Landtschafft der Wilden/ Nacketen/ Grimmigen Menschfresser Leuthen [...]. Marpurg [Marburg], 1557, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/staden_landschafft_1557/92>, abgerufen am 20.04.2024.