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Steub, Ludwig: Drei Sommer in Tirol. München, 1846.

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Kaiser Kurio aber baute sich selbst eine Veste, die er nach seiner Gemahlin Dockenburg (Tokenburg) nannte, und wohnte daselbst und starb nach Christi Geburt im Jahre 172 und ward begraben im Kloster Fischingen.

In solch glaubwürdiger Art erzählt Thomas Lyrer fort und fort die alten schwäbischen Geschichten. Manche Capitel enthalten nur ein buntes Durcheinander von Kriegen, Stößen, Herrentagen, Stiftungen, Hochzeiten und Geschlechtsregistern, in dem sich jedoch allenthalben deutlich ein Streben zeigt, das Haus der Grafen von Montfort nach besten Kräften zu verherrlichen und ihre Geschichte in Wahrheit und Dichtung auszuschmücken. Zuweilen erblüht aber auch aus dem krausen Wirrsal eine wundersame Mähr und aus diesen haben wir denn die Geschichte des Herrn von Montfort und der Königin von Kathay (China) und die andere des Grafen Albrecht von Werdenberg und der Königstochter von Portugal wie wir hoffen zum Vergnügen des Lesers herausgehoben.

Es folgt also nebst ihrer schönen Einleitung:

Die erste Geschichte.

Von dem Herrn von Montfort und der Königin von Kathay.

Item zu denselben Zeiten - es war eben nachdem Rom gestiftet fünfzehnhundert und drei Jahr und so lange war kein Kaiser da gewesen. Der erste Kaiser, der da ward zu Rom, hieß Julius. Der war ein deutscher Mann und war von Trier gebürtig. Denselben Kaiser aber setzte ein Herr von Schwaben mit Gewalt. Der Herzog Bremo von Schwaben nämlichen hatte ehevor gekrieget mit den Römern hundert und zehen Jahre kräftiglich und ohne Unterlaß. Er baute auch mit Gewalt vor Rom sechs Städte, so daß sie gegen deutschen Landen sahen und daß auch die Römer auf dem Lande nicht zu ihm möchten kommen. Die hießen Hohensen, Teutschensen, Bewen und Brissen, Mailand und Pavy. Und alles das Opfer, das man sollte bringen aus Lamparten und deutschen Landen in das Haus Capitolium gen Rom den Heiligen, das mußte man bringen den Heiligen gen Bern (Verona). Darzu zwang sie der Herzog von Schwaben. Zu denselben Zeiten

Kaiser Kurio aber baute sich selbst eine Veste, die er nach seiner Gemahlin Dockenburg (Tokenburg) nannte, und wohnte daselbst und starb nach Christi Geburt im Jahre 172 und ward begraben im Kloster Fischingen.

In solch glaubwürdiger Art erzählt Thomas Lyrer fort und fort die alten schwäbischen Geschichten. Manche Capitel enthalten nur ein buntes Durcheinander von Kriegen, Stößen, Herrentagen, Stiftungen, Hochzeiten und Geschlechtsregistern, in dem sich jedoch allenthalben deutlich ein Streben zeigt, das Haus der Grafen von Montfort nach besten Kräften zu verherrlichen und ihre Geschichte in Wahrheit und Dichtung auszuschmücken. Zuweilen erblüht aber auch aus dem krausen Wirrsal eine wundersame Mähr und aus diesen haben wir denn die Geschichte des Herrn von Montfort und der Königin von Kathay (China) und die andere des Grafen Albrecht von Werdenberg und der Königstochter von Portugal wie wir hoffen zum Vergnügen des Lesers herausgehoben.

Es folgt also nebst ihrer schönen Einleitung:

Die erste Geschichte.

Von dem Herrn von Montfort und der Königin von Kathay.

Item zu denselben Zeiten – es war eben nachdem Rom gestiftet fünfzehnhundert und drei Jahr und so lange war kein Kaiser da gewesen. Der erste Kaiser, der da ward zu Rom, hieß Julius. Der war ein deutscher Mann und war von Trier gebürtig. Denselben Kaiser aber setzte ein Herr von Schwaben mit Gewalt. Der Herzog Bremo von Schwaben nämlichen hatte ehevor gekrieget mit den Römern hundert und zehen Jahre kräftiglich und ohne Unterlaß. Er baute auch mit Gewalt vor Rom sechs Städte, so daß sie gegen deutschen Landen sahen und daß auch die Römer auf dem Lande nicht zu ihm möchten kommen. Die hießen Hohensen, Teutschensen, Bewen und Brissen, Mailand und Pavy. Und alles das Opfer, das man sollte bringen aus Lamparten und deutschen Landen in das Haus Capitolium gen Rom den Heiligen, das mußte man bringen den Heiligen gen Bern (Verona). Darzu zwang sie der Herzog von Schwaben. Zu denselben Zeiten

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[156/0161] Kaiser Kurio aber baute sich selbst eine Veste, die er nach seiner Gemahlin Dockenburg (Tokenburg) nannte, und wohnte daselbst und starb nach Christi Geburt im Jahre 172 und ward begraben im Kloster Fischingen. In solch glaubwürdiger Art erzählt Thomas Lyrer fort und fort die alten schwäbischen Geschichten. Manche Capitel enthalten nur ein buntes Durcheinander von Kriegen, Stößen, Herrentagen, Stiftungen, Hochzeiten und Geschlechtsregistern, in dem sich jedoch allenthalben deutlich ein Streben zeigt, das Haus der Grafen von Montfort nach besten Kräften zu verherrlichen und ihre Geschichte in Wahrheit und Dichtung auszuschmücken. Zuweilen erblüht aber auch aus dem krausen Wirrsal eine wundersame Mähr und aus diesen haben wir denn die Geschichte des Herrn von Montfort und der Königin von Kathay (China) und die andere des Grafen Albrecht von Werdenberg und der Königstochter von Portugal wie wir hoffen zum Vergnügen des Lesers herausgehoben. Es folgt also nebst ihrer schönen Einleitung: Die erste Geschichte. Von dem Herrn von Montfort und der Königin von Kathay. Item zu denselben Zeiten – es war eben nachdem Rom gestiftet fünfzehnhundert und drei Jahr und so lange war kein Kaiser da gewesen. Der erste Kaiser, der da ward zu Rom, hieß Julius. Der war ein deutscher Mann und war von Trier gebürtig. Denselben Kaiser aber setzte ein Herr von Schwaben mit Gewalt. Der Herzog Bremo von Schwaben nämlichen hatte ehevor gekrieget mit den Römern hundert und zehen Jahre kräftiglich und ohne Unterlaß. Er baute auch mit Gewalt vor Rom sechs Städte, so daß sie gegen deutschen Landen sahen und daß auch die Römer auf dem Lande nicht zu ihm möchten kommen. Die hießen Hohensen, Teutschensen, Bewen und Brissen, Mailand und Pavy. Und alles das Opfer, das man sollte bringen aus Lamparten und deutschen Landen in das Haus Capitolium gen Rom den Heiligen, das mußte man bringen den Heiligen gen Bern (Verona). Darzu zwang sie der Herzog von Schwaben. Zu denselben Zeiten

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Zitationshilfe: Steub, Ludwig: Drei Sommer in Tirol. München, 1846, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/steub_tirol_1846/161>, abgerufen am 16.04.2024.