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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857.

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Haupt hervor rage. Jezt saß er wieder bei mir an
dem langen Fichtentische unter den grünen Bäumen,
und die andern, denen er Bothschaft gethan hatte,
fanden sich ein. Ich war sehr erfreut, und es rührte
mein Herz, als ich sah, daß diese Leute mit Vergnü¬
gen mein Wiederkommen ansahen, und sich schon auf
die Fortsezung der Arbeit freuten.

Ich ging sehr rüstig daran, gleichsam als ob mich
mein Gewissen drängte, das, was ich durch die län¬
gere Abwesenheit versäumt hatte, einzubringen. Ich
arbeitete fleißiger und thätiger als in allen früheren
Zeiten, wir durchforschten die Bergwände längs ihrer
Einlagerungen in die Thalsohlen und in ihren ver¬
schiedenen Höhepunkten, die uns zugänglich waren,
oder die wir uns durch unsere Hämmer und Meißel
zugänglich machten. Wir gingen die Thäler entlang,
und spähten nach Spuren ihrer Zusammensezungen,
und wir begleiteten die Wasser, die in den Tiefen
gingen, und untersuchten die Gebilde, welche von
ihnen aus entlegenen Stellen hergetragen und immer
weiter und weiter geschoben wurden. Der Haupt¬
sammelplaz für uns blieb das Ahornhaus, und wenn
wir auch oft länger von demselben abwesend waren,
und in anderen Gebirgswirthshäusern oder bei Holz¬

Haupt hervor rage. Jezt ſaß er wieder bei mir an
dem langen Fichtentiſche unter den grünen Bäumen,
und die andern, denen er Bothſchaft gethan hatte,
fanden ſich ein. Ich war ſehr erfreut, und es rührte
mein Herz, als ich ſah, daß dieſe Leute mit Vergnü¬
gen mein Wiederkommen anſahen, und ſich ſchon auf
die Fortſezung der Arbeit freuten.

Ich ging ſehr rüſtig daran, gleichſam als ob mich
mein Gewiſſen drängte, das, was ich durch die län¬
gere Abweſenheit verſäumt hatte, einzubringen. Ich
arbeitete fleißiger und thätiger als in allen früheren
Zeiten, wir durchforſchten die Bergwände längs ihrer
Einlagerungen in die Thalſohlen und in ihren ver¬
ſchiedenen Höhepunkten, die uns zugänglich waren,
oder die wir uns durch unſere Hämmer und Meißel
zugänglich machten. Wir gingen die Thäler entlang,
und ſpähten nach Spuren ihrer Zuſammenſezungen,
und wir begleiteten die Waſſer, die in den Tiefen
gingen, und unterſuchten die Gebilde, welche von
ihnen aus entlegenen Stellen hergetragen und immer
weiter und weiter geſchoben wurden. Der Haupt¬
ſammelplaz für uns blieb das Ahornhaus, und wenn
wir auch oft länger von demſelben abweſend waren,
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[2/0016] Haupt hervor rage. Jezt ſaß er wieder bei mir an dem langen Fichtentiſche unter den grünen Bäumen, und die andern, denen er Bothſchaft gethan hatte, fanden ſich ein. Ich war ſehr erfreut, und es rührte mein Herz, als ich ſah, daß dieſe Leute mit Vergnü¬ gen mein Wiederkommen anſahen, und ſich ſchon auf die Fortſezung der Arbeit freuten. Ich ging ſehr rüſtig daran, gleichſam als ob mich mein Gewiſſen drängte, das, was ich durch die län¬ gere Abweſenheit verſäumt hatte, einzubringen. Ich arbeitete fleißiger und thätiger als in allen früheren Zeiten, wir durchforſchten die Bergwände längs ihrer Einlagerungen in die Thalſohlen und in ihren ver¬ ſchiedenen Höhepunkten, die uns zugänglich waren, oder die wir uns durch unſere Hämmer und Meißel zugänglich machten. Wir gingen die Thäler entlang, und ſpähten nach Spuren ihrer Zuſammenſezungen, und wir begleiteten die Waſſer, die in den Tiefen gingen, und unterſuchten die Gebilde, welche von ihnen aus entlegenen Stellen hergetragen und immer weiter und weiter geſchoben wurden. Der Haupt¬ ſammelplaz für uns blieb das Ahornhaus, und wenn wir auch oft länger von demſelben abweſend waren, und in anderen Gebirgswirthshäuſern oder bei Holz¬

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857, S. 2. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer02_1857/16>, abgerufen am 24.04.2024.