Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 1. Pest u. a., 1853.

Bild:
<< vorherige Seite

doch allerlei Farben, und mag bei den Steinen
belassen bleiben.

Wenn man einem Verstorbenen eine Sammlung
widmen könnte, würde ich diese meinem verstorbenen
jungen Freunde Gustav widmen. Ich hatte ihn zu¬
fällig kennen gelernt, ihn lieb gewonnen und er hatte
mir wie einem Vater vertraut. Er hatte Freude an
Spielereien, so wie er auch gleich einem Mädchen noch
immer gelegentlich ein Stükchen Naschwerk liebte,
und, wenn er bei mir zu Tische war, auch stets bekam.
Möge er in seiner lichteren Heimath manchmal an
den älteren Freund denken, der noch immer in dieser
Welt ist, und noch ein Stükchen Zeit da zu bleiben
wünscht.

Weil es unermeßlich viele Steine gibt, so kann
ich gar nicht voraus sagen, wie groß diese Samm¬
lung werden wird.


Der Verfasser.

doch allerlei Farben, und mag bei den Steinen
belaſſen bleiben.

Wenn man einem Verſtorbenen eine Sammlung
widmen könnte, würde ich dieſe meinem verſtorbenen
jungen Freunde Guſtav widmen. Ich hatte ihn zu¬
fällig kennen gelernt, ihn lieb gewonnen und er hatte
mir wie einem Vater vertraut. Er hatte Freude an
Spielereien, ſo wie er auch gleich einem Mädchen noch
immer gelegentlich ein Stükchen Naſchwerk liebte,
und, wenn er bei mir zu Tiſche war, auch ſtets bekam.
Möge er in ſeiner lichteren Heimath manchmal an
den älteren Freund denken, der noch immer in dieſer
Welt iſt, und noch ein Stükchen Zeit da zu bleiben
wünſcht.

Weil es unermeßlich viele Steine gibt, ſo kann
ich gar nicht voraus ſagen, wie groß dieſe Samm¬
lung werden wird.


Der Verfaſſer.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0029" n="16"/>
doch allerlei Farben, und mag bei den Steinen<lb/>
bela&#x017F;&#x017F;en bleiben.</p><lb/>
        <p>Wenn man einem Ver&#x017F;torbenen eine Sammlung<lb/>
widmen könnte, würde ich die&#x017F;e meinem ver&#x017F;torbenen<lb/>
jungen Freunde Gu&#x017F;tav widmen. Ich hatte ihn zu¬<lb/>
fällig kennen gelernt, ihn lieb gewonnen und er hatte<lb/>
mir wie einem Vater vertraut. Er hatte Freude an<lb/>
Spielereien, &#x017F;o wie er auch gleich einem Mädchen noch<lb/>
immer gelegentlich ein Stükchen Na&#x017F;chwerk liebte,<lb/>
und, wenn er bei mir zu Ti&#x017F;che war, auch &#x017F;tets bekam.<lb/>
Möge er in &#x017F;einer lichteren Heimath manchmal an<lb/>
den älteren Freund denken, der noch immer in die&#x017F;er<lb/>
Welt i&#x017F;t, und noch ein Stükchen Zeit da zu bleiben<lb/>
wün&#x017F;cht.</p><lb/>
        <p>Weil es unermeßlich viele Steine gibt, &#x017F;o kann<lb/>
ich gar nicht voraus &#x017F;agen, wie groß die&#x017F;e Samm¬<lb/>
lung werden wird.</p><lb/>
        <closer>
          <dateline>
            <date>Im Herb&#x017F;te 1852.</date>
          </dateline><lb/> <hi rendition="#right"> <hi rendition="#b">Der Verfa&#x017F;&#x017F;er.</hi> </hi> </closer><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[16/0029] doch allerlei Farben, und mag bei den Steinen belaſſen bleiben. Wenn man einem Verſtorbenen eine Sammlung widmen könnte, würde ich dieſe meinem verſtorbenen jungen Freunde Guſtav widmen. Ich hatte ihn zu¬ fällig kennen gelernt, ihn lieb gewonnen und er hatte mir wie einem Vater vertraut. Er hatte Freude an Spielereien, ſo wie er auch gleich einem Mädchen noch immer gelegentlich ein Stükchen Naſchwerk liebte, und, wenn er bei mir zu Tiſche war, auch ſtets bekam. Möge er in ſeiner lichteren Heimath manchmal an den älteren Freund denken, der noch immer in dieſer Welt iſt, und noch ein Stükchen Zeit da zu bleiben wünſcht. Weil es unermeßlich viele Steine gibt, ſo kann ich gar nicht voraus ſagen, wie groß dieſe Samm¬ lung werden wird. Im Herbſte 1852. Der Verfaſſer.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine01_1853
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine01_1853/29
Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 1. Pest u. a., 1853, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine01_1853/29>, abgerufen am 19.03.2024.