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Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 1. Pest u. a., 1853.

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hat, und wie du in diese Wagenschmiere gerathen bist.
Die Sachen lassen wir da liegen, es wird sie schon
jemand hinweg räumen."

Mit diesen Worten schob er mich gegen den Hof,
und ging in das Haus zurük. Ich schritt leise über
den Hof, und eilte bei dem Einfahrtsthore hinaus.
Auf der Gasse ging ich sehr weit von dem großen
Steine und von der Hausthür weg, damit ich sicher
wäre, und stellte mich auf eine Stelle, von welcher
ich von ferne in die Hausthür hinein sehen konnte.
Ich sah, daß auf dem Plaze, auf welchem ich gezüch¬
tigt worden war, zwei Mägde beschäftigt waren,
welche auf dem Boden knieten, und mit den Händen
auf ihm hin und her fuhren. Wahrscheinlich waren
sie bemüht, die Pechspuren, die von meiner Züchti¬
gung entstanden waren, weg zu bringen. Die Haus¬
schwalbe flog kreischend bei der Thür aus und ein,
weil heute unter ihrem Neste immer Störung war,
erst durch meine Züchtigung und nun durch die arbei¬
tenden Mägde. An der äußersten Grenze unserer
Gasse sehr weit von der Hausthür entfernt, wo der
kleine Hügel, auf dem unser Haus steht, schon gegen
die vorbeigehende Strasse abzufallen beginnt, lagen
einige ausgehauene Stämme, die zu einem Baue
oder zu einem anderen ähnlichen Werke bestimmt

hat, und wie du in dieſe Wagenſchmiere gerathen biſt.
Die Sachen laſſen wir da liegen, es wird ſie ſchon
jemand hinweg räumen.“

Mit dieſen Worten ſchob er mich gegen den Hof,
und ging in das Haus zurük. Ich ſchritt leiſe über
den Hof, und eilte bei dem Einfahrtſthore hinaus.
Auf der Gaſſe ging ich ſehr weit von dem großen
Steine und von der Hausthür weg, damit ich ſicher
wäre, und ſtellte mich auf eine Stelle, von welcher
ich von ferne in die Hausthür hinein ſehen konnte.
Ich ſah, daß auf dem Plaze, auf welchem ich gezüch¬
tigt worden war, zwei Mägde beſchäftigt waren,
welche auf dem Boden knieten, und mit den Händen
auf ihm hin und her fuhren. Wahrſcheinlich waren
ſie bemüht, die Pechſpuren, die von meiner Züchti¬
gung entſtanden waren, weg zu bringen. Die Haus¬
ſchwalbe flog kreiſchend bei der Thür aus und ein,
weil heute unter ihrem Neſte immer Störung war,
erſt durch meine Züchtigung und nun durch die arbei¬
tenden Mägde. An der äußerſten Grenze unſerer
Gaſſe ſehr weit von der Hausthür entfernt, wo der
kleine Hügel, auf dem unſer Haus ſteht, ſchon gegen
die vorbeigehende Straſſe abzufallen beginnt, lagen
einige ausgehauene Stämme, die zu einem Baue
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[29/0042] hat, und wie du in dieſe Wagenſchmiere gerathen biſt. Die Sachen laſſen wir da liegen, es wird ſie ſchon jemand hinweg räumen.“ Mit dieſen Worten ſchob er mich gegen den Hof, und ging in das Haus zurük. Ich ſchritt leiſe über den Hof, und eilte bei dem Einfahrtſthore hinaus. Auf der Gaſſe ging ich ſehr weit von dem großen Steine und von der Hausthür weg, damit ich ſicher wäre, und ſtellte mich auf eine Stelle, von welcher ich von ferne in die Hausthür hinein ſehen konnte. Ich ſah, daß auf dem Plaze, auf welchem ich gezüch¬ tigt worden war, zwei Mägde beſchäftigt waren, welche auf dem Boden knieten, und mit den Händen auf ihm hin und her fuhren. Wahrſcheinlich waren ſie bemüht, die Pechſpuren, die von meiner Züchti¬ gung entſtanden waren, weg zu bringen. Die Haus¬ ſchwalbe flog kreiſchend bei der Thür aus und ein, weil heute unter ihrem Neſte immer Störung war, erſt durch meine Züchtigung und nun durch die arbei¬ tenden Mägde. An der äußerſten Grenze unſerer Gaſſe ſehr weit von der Hausthür entfernt, wo der kleine Hügel, auf dem unſer Haus ſteht, ſchon gegen die vorbeigehende Straſſe abzufallen beginnt, lagen einige ausgehauene Stämme, die zu einem Baue oder zu einem anderen ähnlichen Werke beſtimmt

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 1. Pest u. a., 1853, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine01_1853/42>, abgerufen am 29.03.2024.